Besitzer des Grundstücks Bahnhofstraße 13 beklagen Gerüchte und Fehlinformationen der Hauffstraßen-Nachbarn. Was ist los in der Hauffstraße? Hildegard Hagmeier-Weckler (67), ihr Sohn Max Weckler (31) und ihre 64-jährige Schwester Birgit Hagmeier verstehen die Welt nicht mehr.

Fellbach - Was ist los in der Hauffstraße? Hildegard Hagmeier-Weckler (67), ihr Sohn Max Weckler (31) und ihre 64-jährige Schwester Birgit Hagmeier verstehen die Welt nicht mehr. In jahrelangen Verhandlungen mit der Fellbacher Stadtverwaltung und nach Änderungswünschen insbesondere der Baubürgermeisterin Beatrice Soltys ist jener Entwurf entstanden, der nun im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans Innere Bahnhofstraße vorangebracht werden soll.

 

Die Schwestern rekapitulieren die Historie des Hauses

Doch mittlerweile schlägt den beiden Schwestern und Max Weckler eine Welle des Widerstands entgegen, mit dem sie nicht gerechnet hatten und der sie vehement enttäuscht. Enttäuscht deshalb, weil aus ihrer Sicht mit vielen Gerüchten, Halbwahrheiten und Unterstellungen gearbeitet werde, die jeglicher Grundlage entbehrten.

Die Schwestern rekapitulieren die Historie des Hauses, das einst im Jahr 1903 mit der Adresse Bahnhofstraße 13 an der Ecke zur Hauffstraße errichtet und später umgebaut wurde oder Anbauten erhielt. 1969 stand schon mal der Abriss im Raum, erfolgte aber nicht. Nach dem Tod ihrer Eltern und ihrer Tante standen die Wohnungen in dem Haus leer – die letzten Mieter, eine Wohngemeinschaft, zogen im Juli 2018 aus.

Alsbald reifte bezüglich der Zukunft des Grundstücks der innerfamiliäre Entschluss: „Wir ziehen es selber durch.“ Seit 2017 gab es zahlreiche Gespräche mit der Bauverwaltung, wie ein neues Gebäude aussehen könnte – unter Berücksichtigung der bisherigen Auflage, wonach zwei Drittel als Gewerbefläche vorzusehen seien. Auch gab einen Workshop, an dem neben der Familie und Bauamtsmitarbeitern auch als unabhängiger Experte ein Architekturprofessor teilnahm.

Die Familie und ihr Architektenbüro arbeiteten eng mit der Fellbacher Wirtschaftsförderung zusammen

Es wurden etliche Modelle angefertigt, Baupläne über den Haufen geworfen. So ging reichlich Zeit ins Land. Die Baudezernentin Soltys habe schließlich, so die Schwestern, eigenmächtig das Baumodell und die Lage so verändert, dass die Baulinie überschritten worden sei und der Längsriegel nun nahe an der Hauffstraße liege. Nur so könne sie das Projekt von der Zwei-Drittel-Gewerbeauflage befreien, so Soltys Auskunft gegenüber den Schwestern. Dafür allerdings ist der nun im Gemeinderat zu behandelnde Bebauungsplan erforderlich.

In der Folge arbeiteten die Familie und ihr Architektenbüro eng mit der Fellbacher Wirtschaftsförderung zusammen, um den städtischen Wunsch zu erfüllen und geeignete Gewerbe für das Erdgeschoss zu finden. Im Raum stand auf städtische Empfehlung hin eine Kinderarztpraxis und der Umzug einer Eisdiele, die derzeit ihren Standort an der Bahnhofstraße hat.

Enttäuscht sind die Hagmeiers darüber, dass Falschmeldungen verbreitet worden seien

Jetzt sitzen die Geschwister somit irgendwie zwischen den Stühlen – auf der einen Seite die Anforderungen der Stadt, auf der anderen der Gegenwind aus der direkten Nachbarschaft. Enttäuscht sind die Hagmeiers aber vor allem darüber, dass Falschmeldungen verbreitet worden seien. So etwa, dass „ein Hofbräuhaus“ geplant sei – „reine Unterstellung“, so Hildegard Hagmeier-Weckler. Ebenso die Behauptung, es sei ein Geschäftshaus mit Gaststätte und 100 Quadratmeter großer Terrasse mit Tischen und 65 Außensitzplätzen geplant. Und im Januar sei behauptet worden, es gehe jetzt gar um eine Shisha-Lounge. Max Weckler widerspricht kategorisch: „Alle Behauptungen sind frei erfunden und eine Unterstellung insbesondere unserem Architekten gegenüber.“

Tatsächlich sei es so: „Wir wünschen ausdrücklich keine große Gastronomie mit Öffnungszeiten nach 20 Uhr.“ Und: „Wir wollen hochwertige Wohnungen – und keinen Lärm bis in die Puppen.“ Am liebsten wäre auch ihnen ein reines Wohnhaus, doch das gehe eben mit der Stadt nicht.

Die ganzen Einsprüche seien jedenfalls, so die Hagmeiers, „der zweite Schritt vor dem ersten“. Man solle doch erst mal die Aufstellung des Bebauungsplans abwarten, dann könnten die Einwendungen gemacht und diskutiert werden, ehe es hoffentlich zu einer Lösung komme.

Arztpraxis, Gastronomie und acht Wohnungen

Die Stadt verweist in ihrer Vorlage zur Gemeinderatssitzung aufs Einzelhandelskonzept des Büros Acocella vom Juli 2019, wonach das 786 Quadratmeter umfassende Grundstück in der Bahnhofstraße 13 in unmittelbarer Nähe zur Wohncity und damit im zentralen Versorgungsbereich Innenstadt liegt. Durch die Zentralität solle auch die Vielfalt an Funktionen, das heißt die bestehende Mischung von Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und Wohnen, gestärkt werden.

Konzept

Die Architekten Rösslein aus Stuttgart stellen sich ein zweigeschossiges Gebäude mit zurückgesetztem Flachdach vor, das im Erdgeschoss gewerbliche Nutzungen in Form einer Arztpraxis und Gastronomie vorsieht. Darüber sollen in der Summe acht Wohnungen in Größen zwischen 58 und 133 Quadratmeter entstehen. Die Tiefgaragenzufahrt (zwölf Stellplätze) erfolgt von der Nordseite des Grundstücks, von der Bahnhofstraße aus. Die Traufhöhe liegt bei zehn Meter, die Oberkante des Gebäudes bei 13 Meter – das füge sich mit seinen Höhen in die Umgebungsbebauung ein. Die Bauflucht zur Hauffstraße hin ist um circa fünf Meter von der Grundstücksgrenze zurückgesetzt. In diesem Vorgartenbereich sollen Baumpflanzungen angelegt werden, ein Behindertenparkplatz für die Arztpraxis entstehen und eventuell eine kleine Außenbewirtschaftung des Gastronomiebetriebs stattfinden.

Städtebau

Das von den Nachbarn heftig abgelehnte Vorrücken der Bauflucht an der Ecke Hauffstraße/Bahnhofstraße scheint für Beatrice Soltys „städtebaulich sinnvoll“. Gleichzeitig wirkten sich die zurückgesetzten Baufluchten der benachbarten Gebäude im sehr engen Straßenraum der Hauffstraße „städtebaulich positiv“ aus. Im Übrigen sei die Planung mit der Stadt und externer Beteiligung beratender Architekten bei einem Workshop bereits im Detail abgestimmt worden, „um hier eine möglichst gute gestalterische Lösung zu finden“, so Soltys.