Das jahrzehntealte Haus Jahnstraße 7 ist viel stärker beschädigt als zu Beginn des Umbaus gedacht. Die Nutzung als Demenz-WG und Sozialstation ist ad acta gelegt. Der Gemeinderat will nicht sofort verkaufen, sondern die Kostenrechnung für Alternativen.

Gerlingen - Das Haus steht zwar noch, sein Fachwerk aber ist so marode, dass die gesamte Sanierung des Gebäudes vor einigen Wochen gestoppt wurde. Damit sind auch sämtliche Nutzungspläne für das Haus Jahnstraße 7, das der Stadt gehört, über den Haufen geworfen. Die Verwaltung hat dem Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung vorgeschlagen, die gesamte Immobilie zu verkaufen. Der Rat ist dem aber nicht gefolgt, das Gremium will konkrete Kostenberechnungen für denkbare andere Nutzungen. Davon unabhängig ist aber beschlossen worden, wo die beiden in der Jahnstraße 7 vorgesehenen Einrichtungen unterkommen: Die Wohngemeinschaft für demenzkranke Menschen im neuen Träuble-Areal, die Sozialstation Gerlingen sucht sich neue Büroräume woanders in der Stadt. Die Geschäftsstelle ist seit Jahren beengt im alten Rathaus untergebracht.

 

Die Beratung im Gemeinderat war gezeichnet von Einigkeit. Die Öffentlichkeit hatte aber keine Chance gehabt, den Prozess bis dahin zu verfolgen: die Vorberatungen in den Ausschüssen erfolgten in nichtöffentlicher Sitzung. Nur die Ergebnisse wurden bekannt: Laut der Verwaltung hat es keinen Sinn, die vor einigen Monaten begonnene Sanierung des Gebäudes fortzusetzen; die Kosten würden so immens steigen, dass der zugrunde liegende Wirtschaftlichkeitsplan obsolet würde. Es habe aufgrund der abzusehenden Kosten keinen Sinn, das Projekt weiter zu verfolgen – zumal es für die vorgesehene Nutzung Alternativen gebe. Die Verwaltung stellte den Antrag, die komplette Immobilie zu verkaufen. Dem aber wurde nicht zugestimmt.

CDU will voreiligen Beschluss verhindern

Denn die CDU wollte einen voreiligen Verkaufsbeschluss verhindern. Die Fraktion hatte beantragt, nochmals von Fachleuten Alternativen durchrechnen zu lassen. Laut dem Stadtbaumeister Rolf Eber-hart ist die Alternative zum Komplettverkauf die, dass die Stadt das Objekt behält und ein Wohnhaus errichtet. Die beantragten Berechnungen sollen nun dem Technischen Ausschuss am 4. Juli vorgelegt werden. Dafür hatte das Stadtbauamt der beauftragten Architektin eine Leitlinie an die Hand gegeben: Auf dem bebauungsfähigen sanierten Fundament und Kellergeschoss soll ein normales Wohnhaus entstehen. Eberhart: „Es geht weder um den Standard einer Flüchtlingsunterkunft noch um Luxuswohnungen.“

Die Stadt habe die Freiheit, so der Chef des Stadtbauamtes, auch unabhängig von Zuschussrichtlinien zu bauen – dann komplett auf eigene Kosten. Sanierungszuschüsse gebe es nämlich nur, wenn ein Haus saniert werde – das heißt, ein Teil des Altbestandes stehen bleibe und genutzt werde. Dazu zähle der Neuaufbau auf einem sanierten Fundament nicht. Dieses sei schon bezahlt – Kostenpunkt rund 250 000 Euro. Das Haus habe inklusive Nebenräumen eine Nutzfläche zwischen 350 und 400 Quadratmetern, fünf ordentliche Wohnungen würden reinpassen. Man warte jetzt die Kostenberechnung ab.

Hauptsache, die Tagesstätte ist gerettet

Für die Sozialstation kamen der Stopp der Sanierung und die Anträge aus dem Rathaus nicht überraschend. Geschäftsführer Reinhard Ernst: „Wir waren in den Entscheidungsprozess eingebunden. Es ist die Hauptsache, dass die Tagesstätte gerettet wurde. Wir denken da an die Gerlinger Bürger.“ Die Tagesstätte bietet Platz für zehn Besucher parallel. Die Räume in der Jahnstraße und im Träuble-Areal seien vergleichbar groß.

Die Suche nach Räumen für die neuen Büros der Sozialstation, so Ernst weiter, habe begonnen. Der jetzige Standort der Geschäftsstelle im Alten Rathaus sei zwar beengt, aber auf Jahre hinaus gesichert. „Die Stadt kündigt uns nicht, so lange wir keine ordentlichen anderen Räume haben.“ Eigentlich sei die Station seit dem Juli-Hochwasser 2010 auf der Suche nach neuen Geschäftsräumen. Damals wurden die Lagerflächen im Keller zerstört; sie seien aber nie saniert worden angesichts des abzusehenden Umzugs.

Eigentlich war angedacht, das Alte Rathaus nach dem Auszug der bisherigen Nutzer als Interim für Büros der Stadtverwaltung während einer Rathaus-Teilsanierung zu nutzen. Und für die Zeit danach sollte über eine Gastwirtschaft in dem Gebäude von 1828 nachgedacht werden. Das Thema ist komplex, und sehr viele Probleme hängen irgendwie miteinander zusammen.