Von 2018 an wird der Autobahntunnel saniert. In diesen Tagen schon schlagen die Vorboten auf. Ein bisher unterirdisches Betriebsgebäude wird ans Tageslicht geholt.

Gerlingen - Georg Brenner kann sich noch genau erinnern: „Es war einer meiner ersten Termine im Sommer 1999, als ich in Gerlingen angefangen habe.“ Damals war auch der neue Gerlinger Bürgermeister bei der Festgemeinde, die den neuen Engelberg-Autobahntunnel mit eröffnete.

 

Inzwischen sind fast 17 Jahre ins Land gegangen, rund 100 000 Autos und Lastwagen fahren täglich durch die beiden Tunnelröhren. Die Sicherheitsvorschriften für solche Bauwerke haben sich verschärft, und zusätzlich drückt die Verantwortlichen in den Behörden die Sorge, der Engelberg könnte die beiden Tunnelröhren auf Dauer zu sehr belasten. All das sind Gründe, weshalb schon seit vier Jahren eine große Sanierung des Autobahntunnels vorbereitet wird. In diesen Tagen ist bereits damit begonnen worden, das Betriebsgebäude so umzubauen, dass es für die Sanierungsarbeiten genutzt werden kann. Als eines der ersten Gremien ist der Gerlinger Gemeinderat informiert worden.

Bohrungen zur Erkundung

Die Planung für die Tunnelsanierung hätten bereits im Jahr 2012 mit Erkundungsbohrungen begonnen, erläuterte Joachim Dörner vom Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) dem Technischen Ausschuss des Gerlinger Gemeinderats in der jüngsten Sitzung. Die Sanierung sei auch wegen der Verkehrssicherheit unvermeidlich. Wegen des Anhydrits wolle man dem Berg mehr Widerstand entgegensetzen, erläuterte der Planer am Rand der Sitzung. Weil der Berg mit „relativ hohen Kräften“ auf den Beton des Tunnels wirke, wolle man dessen Schale verstärken. „Wir wollen vermeiden, dass Beton abplatzt.“ Weil immer „unter Verkehr“ gebaut werden müsse und auch die Sperrung nur einer Röhre wegen der absehbaren Störungen völlig abwegig erscheine, werde man nur von 20 bis um 6 Uhr arbeiten lassen. Baubeginn ist 2018.

Lastentransport bis zur Fahrbahn im Tunnel

Die ersten Vorbereitungen finden auf Gerlinger Gemarkung statt, und zwar genau über dem Nordportal. Dort befindet sich das bisher unterirdische Betriebsgebäude, das um sechs Meter erhöht wird und damit auch oberirdisch zu sehen ist. Das Bauwerk soll elf Meter lang, sieben Meter breit und zwischen vier und sieben Metern hoch werden. Nur so können dort Aufzüge, Treppen und eine Kranbahn installiert werden. Mit dem Kran soll es möglich sein, Lasten von der ebenerdigen Anlieferung durch eine Öffnung an der Tunneldecke 20 Meter tief auf den Boden des Tunnels zu bringen. Zudem sollen die Erschließungswege für Fahrzeuge, die heute zum Teil unbefestigt zum Tunnel führen, asphaltiert werden. Die Grundstückseigentümer in der Nachbarschaft sollen ihre Grundstücke ohne Einschränkungen anfahren können.

Dass die Bauarbeiten Staus verursachen, werde sich allerdings nicht ganz vermeiden lassen, heißt es im RP. Auch werde es Tempobeschränkungen geben, aber man wisse aus Erfahrung, dass sich die anfänglich damit verbundenen Störungen beruhigen würden. Ein Warnsystem soll Bauunfällen vorbeugen. Zudem gebe es für Baufahrzeuge eine neue Behelfsein- und -ausfahrt am Nordportal.

Der Tunnel hat eine bewegte Geschichte

Deutlich länger als geplant und mit vier Millionen Reichsmark um 40 Prozent teurer als kalkuliert, wurden am 5. November 1938 die beiden rund 300 Meter langen Röhren des Engelbergtunnels eröffnet. Doch kaum in Betrieb, wurde der Tunnel im Krieg gesprengt, und es dauert bis 1950, bis er repariert und die Autobahn Heilbronn-Stuttgart wieder einspurig befahrbar ist. Aber mit zunehmendem Verkehr wurde der Tunnel zum Nadelöhr mit Staus.

Weil effiziente Verkehrswege als Rückgrat der wirtschaftlichen Infrastruktur gelten, musste eine Lösung her. Doch der Ausbau der Autobahnen dauerte; vieles davon spielte sich rund um Leonberg ab: sechsspuriger Engelbergbasistunnel, Autobahnkreuz im Glemstal und Längenbühltrasse am Hang des Kammerforstes bis Gärtringen – so lautete die erste Ausbau-Variante im Jahr 1973. Leonberg opponierte. Erst 1980 stimmte der Gemeinderat den Plänen für einen Engelbergbasistunnel mit einem Autobahndreieck statt eines Autobahnkreuzes sowie einem Ost- und Westanschluss zu. Die Bedingung war der Verzicht auf die Autobahn Richtung Gärtringen.

1988 wurde der Ostanschluss Leonberg fertiggestellt. Als im September 1998 die Autos durch die erste der 2,5 Kilometer langen Röhren des neuen Engelbergbasistunnels fuhren, dachte keiner mehr an die 1,1 Milliarden Mark, die die Beseitigung des Dauerstaus rund ums Autobahndreieck gekostet haben. Finanziert wurde das Vorhaben, dank des damaligen Bundesverkehrsministers Matthias Wissmann (CDU), privat. Das Land Baden-Württemberg sollte das Geld in 15 Jahren zurückzahlen.