Der Verein „Lernort Zivilcourage und Widerstand“ will in Kislau eine Gedenkstätte bauen. Dafür gibt es einen Zuschuss vom Land, allerdings soll das Vorhaben auch aus der Region unterstützt werden.

Bad Schönborn - Der Verein Lernort Zivilcourage und Widerstand (LZW) ist seinem Ziel, auf dem Areal des ehemaligen badischen Konzentrationslagers Kislau (Bad Schönborn) eine Lern- und Gedenkstätte zu errichten, einen Schritt näher gekommen. Die Fraktionen von Grünen, CDU, SPD und FDP haben sich jetzt darauf geeinigt, das Projekt im Doppeletat 2020/21 des Landes zu unterstützen. Das bestätigte auf Anfrage eine Sprecherin der Grünen. Allerdings fordern die Haushaltspolitiker eine Co-Finanzierung des Vorhabens aus der Region heraus.

 

Im Schloss Kislau befand sich das einzige badische Konzentrationslager

Bereits 2016 hatte der Verein einen Architektenwettbewerb ausgelobt. In der Jury damals saß auch der Bürgermeister von Bad Schönborn. Das Konzept sieht Räume vor, in denen Vermittlungsarbeit für Schulklassen und Gruppen geleistet werden kann. Im ehemaligen Schloss Kislau befand sich von 1933 bis 1939 das einzige badische Konzentrationslager. Seit 1948 ist in Kislau, das zu Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe) gehört, eine Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bruchsal untergebracht – die neben Ulm seit 1997 ausschließlich mit offenem Vollzug arbeitet. Nach langen Diskussionen haben nun die Abgeordneten der vier Fraktionen beschlossen, das Projekt mit maximal 750 000 Euro zu bezuschussen. Damit könnte nun eine etwas abgespeckte Lösung realisiert werden, die der Verein LZW kurzfristig entworfen hatte.

Die Auszahlung der Summe aus dem Landeshaushalt wird an die Bedingung geknüpft, dass die Kommunen und Landkreise rund um Kislau nochmals dieselbe Summe aufbringen. Erst dann sollen auch die Landesmittel fließen. Die Einigung der Fraktionen wurde als gemeinsamer Antrag in den Finanzausschuss des Landtags eingebracht. Seit 2017 wird der in Karlsruhe ansässige Verein Lernort Zivilcourage und Widerstand auch institutionell gefördert, mit einem fixen jährlichen Betrag.

Die abgespeckte Variante kostet 1,5 Millionen Euro

Mit der jetzt für das Bauvorhaben beschlossenen Co-Finanzierung wird auch künftig Überzeugungsarbeit notwendig sein. Der Verein LZW hatte ursprünglich ein Neubauprojekt für drei Millionen Euro konzipiert, dann aber eine abgespeckte Variante für 1,5 Millionen Euro ins Spiel gebracht. Für einen Neubau würde das Land ein Grundstück vor den Toren der Schlossanlage zur Verfügung stellen. Auch eine Gruppe von Historikern, Gedenkstätten- und Museumsfachleuten hatte sich an die Fraktionen gewandt, um die Schaffung von Räumlichkeiten für den Lernort Kislau zu ermöglichen.