Nach seiner wohl schwächsten Saisonvorstellung beim 0:2 in Leverkusen überwintert der VfB Stuttgart auf dem Relegationsplatz. Vorstandschef Alexander Wehrle kündigt zeitnahe Entscheidungen an.

Sport: David Scheu (dsc)

Als Serhou Guirassy nach geschlagenen 58 Minuten den ersten Torschuss auf das Gehäuse von Bayer Leverkusen abgab, keimte bei den 3000 mitgereisten Fans des VfB Stuttgart doch noch einmal so etwas wie Hoffnung auf. Würde ihr Herzensverein in der letzten halben Stunde zu einem so starken Schlussspurt ansetzen können wie in den vergangenen Wochen?

 

Es sollte bei der Hoffnung bleiben, es war nicht mehr als ein kleines Aufflackern, das vom VfB Mitte der zweiten Hälfte zu vernehmen war. Der Rest ist die große Leere gewesen: Nach einer äußerst dürftigen Vorstellung – der wohl schwächsten in der bisherigen Hinrunde – unterlagen die Schwaben im letzten Bundesligaspiel des Jahres mit 0:2 (0:1) bei keineswegs übermächtigen Leverkusenern.

„Hätten noch 90 Minuten spielen können, ohne ein Tor zu erzielen“

„Wir waren bemüht“, formulierte es Torhüter Florian Müller danach freundlich. „Nach vorne hat uns der letzte Punch gefehlt.“ Abwehrspieler Waldemar Anton, der den verletzten Wataru Endo nach dessen Gehirnerschütterung als Kapitän vertrat, wurde schon deutlicher: „Es war ein zähes Spiel, nach vorne ging nicht viel. Wir hätten wahrscheinlich noch 90 Minuten spielen können, ohne ein Tor zu erzielen.“

Der Wert für die zu erwartenden Tore von nur 0,43 spricht Bände: Durch die Niederlage und den gleichzeitigen 2:0-Sieg von Hertha BSC gegen den 1. FC Köln rutschte der VfB auf den Relegationsrang ab und muss dort auch überwintern. Das nächste Spiel steigt erst am 21. Januar. Dann ist der FSV Mainz 05 in Stuttgart zu Gast.

Michael Wimmer ist stolz auf sein Team

Bis dahin muss der Trainer des VfB – ob er Michael Wimmer heißt oder anders – einiges aufarbeiten. Auch den blutleeren Auftritt im Rheinland, in dem der VfB nach Toren von Moussa Diaby (30.) und Jonathan Tah (82.) gegen die Mannschaft von Xabi Alonso letztlich ohne Chance war. Michael Wimmers Analyse klang jedenfalls ziemlich beschönigend, als er sagte: „Ich bin stolz auf das, was die Mannschaft heute geleistet hat. Obwohl vier wichtige Spieler ausgefallen sind, wollten wir im Spiel mit und gegen den Ball mutig auftreten. Bis ins letzte Drittel ist uns das auch gut gelungen, leider hatten wir jedoch keine wirklich zwingende Torchance, sodass der Leverkusener Sieg am Ende verdient ist.“

VfB kann Ausfälle nicht verkraften

Der 42-Jährige ließ mildernde Umstände gelten, schließlich fielen neben Endo auch noch weitere Stützen wie Konstantinos Mavropanos (Gelbsperre), Borna Sosa (muskuläre Probleme) und Silas Katompa (Zerrung) aus. Mit zahlreichen Umstellungen und einer Fünferkette hielt der VfB die gefährliche Leverkusener Offensive zwar weitgehend in Schach. Nach vorne wollte aber so gar nichts gelingen an diesem Nachmittag.

Einen einzigen Schuss brachten die Weiß-Roten in 90 Minuten auf das Tor von Lukas Hradecky. So blieben die Stuttgarter im gesamten Kalenderjahr ohne Auswärtssieg – das gab es noch nie in der Vereinshistorie. „Vor dem Hintergrund, dass wir hier mit dem letzten 20er-Aufgebot angetreten sind, ist es keine Niederlage, für die man sich schämen muss“, bilanzierte Sportdirektor Sven Mislintat. „Wir hatten mit den vielen Ausfällen eine harte Woche. Defensiv haben wir das Meiste gut wegverteidigt. Leider haben uns nach vorne Zielstrebigkeit und Genauigkeit gefehlt.“

Mislintat erwartet ergebnisoffene Gespräche

Der 50-Jährige blickt nun „ergebnisoffenen Gesprächen“ bezüglich seiner Zukunft entgegen , wie er nach der Partie in den Katakomben der Bay-Arena sagte. Diese sollen nun doch früher beginnen als bislang geplant. Denn zugleich kündigte Vorstandschef Alexander Wehrle in Leverkusen an, seinen Trip zur WM nach Katar abzusagen. „Wir werden direkt nach der USA-Reise final verhandeln, um dann die beste Entscheidung für den VfB zu treffen“, erklärte der oberste Funktionär der Stuttgarter.

Wohin die Reise geht, ist völlig offen. Klar ist: Die kommenden Wochen werden in der Mercedesstraße auch ohne Bundesligafußball spannend.

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