Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Bankmanager der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, Bestechlichkeit und Untreue vor.  

München - Die Prognose ist nicht gewagt. Es wird einer der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse in der deutschen Rechtsgeschichte, wenn ab 24. Oktober vor dem Münchner Landgericht gegen den Banker Gerhard Gribkowsky wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung jeweils in besonders schweren Fällen verhandelt wird.

 

Auch ein Glamourfaktor ist zu erkennen. Denn die Vorwürfe der Ermittler ranken sich um den Verkauf der Formel 1, dessen Impressario Bernie Ecclestone im Wirtschaftskrimi ebenfalls zu den Beschuldigten zählt. Als Opfer steht die Bayerische Landesbank (BayernLB) als ehemaliger Arbeitgeber Gribkowskys da. In Kumpanei mit Bernie Ecclestone soll dieser die Bank um rund 50 Millionen Euro geprellt haben.

Wenn die seit Anfang 2011 ermittelnde Staatsanwaltschaft das beweisen kann, droht dem Banker eine mehrjährige Haftstrafe. Gribkowskys Anwalt Rainer Brüssow hat schon im Vorfeld des bis Ende Januar 2012 auf 26 Verhandlungstage angesetzten Prozesses klargemacht, dass der Banker nicht daran denkt, sich schuldig zu erklären.

Für das Gericht war die Sachlage eindeutig

Einseitig und zu Ungunsten seines seit Anfang Januar in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten habe die Staatsanwaltschaft ermittelt und gravierende entlastende Aspekte von Zeugenaussagen nicht zur Kenntnis genommen. Der dringende Tatverdacht sei "konstruiert und an den Haaren herbeigezogen". Die Ermittler könnten in Kernfragen keine Beweise präsentieren. "Diese massiven Versäumnisse sind unentschuldbar", findet Brüssow.

Für das Gericht war die Sachlage zumindest eindeutig genug, um die Klage zur Verhandlung zuzulassen. Auf 19 Seiten beschreiben die Münchner Staatsanwälte darin, was sie über die Geschäfte des ehemaligen BayernLB-Vorstands ermittelt haben. Von 2003 bis 2008 war Gribkowsky bei der Landesbank für das Controlling und damit die Verwertung von Sicherheiten zuständig. Die brisanteste davon waren Anteile an der Formel-1-Dachgesellschaft Slec, die der Landesbank im Jahr 2002 im Zuge der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch zugefallen waren.

Formel-1-Erfinder Ecclestone habe sein Lebenswerk in Gefahr gesehen und die Bayerische Landesbank trickreich bei der Kontrolle der Formel 1 erst einmal ausgebremst, sagen die Ermittler. Zweimal zerrte ihn die Bank aber 2004/05 vor Gericht und gewann. Ecclestone geriet in die Defensive. Ganz eigene Ziele habe Gribkowsky verfolgt. Er wollte angeblich die Bayerische Landesbank verlassen und habe darauf hingearbeitet, Ecclestone als Macher der Formel 1 zu beerben oder ihn für viel Geld zu beraten. Unter Druck gesetzt habe Gribkowsky den Briten mit Insiderwissen über dessen Steuertricks gegenüber dem britischen Fiskus.

Es steht viel auf dem Spiel

Dann nahte Rettung in Form des Finanzinvestors CVC, der die Formel-1-Anteile kaufen und Ecclestone als Chef behalten wollte. Für Gribkowsky war das zwar das Ende seiner Ambitionen in der Formel1, aber zugleich eine Chance reich zu werden. Er habe Ecclestone zugesagt, für einen Verkauf an CVC ohne Prüfung alternativer Angebote zu sorgen, wenn er im Gegenzug einen Beratervertrag und 50 Millionen Dollar Honorar erhält, sagen die Ermittler. Das Duo sei sich einig geworden und es kam wie verabredet.

Bezahlt hat die Millionen an Gribkowsky aber nicht Ecclestone sondern die Bayerische Landesbank. Denn vom Kaufpreis für die Formel-1-Anteile von 839 Millionen Dollar ließ Gribkowsky als Verhandlungsführer der Bank 66 Millionen Dollar für eine Provision an Ecclestone und andere Zahlungen abzweigen. Der größte Teil davon, umgerechnet 32,5 Millionen Euro, landete dann über dunkle Kanäle in zwei Tranchen beim Banker.

Dutzende Zeugen werden im Prozess auftreten, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Zum Kronzeugen könnte Ecclestone werden. Von seiner Aussage dürfte es abhängen, wie die Justiz am Ende mit ihm umspringt, sagen Experten. Für Banker Gribkowsky und den Herrn der Formel 1 steht viel auf dem Spiel.