Das West-Nil-Virus wurde in Deutschland bisher nur bei Vögeln nachgewiesen. Nun steckte sich nachweislich erstmals ein Mensch hierzulande an. Der Tierarzt aus Bayern hat sich wohl bei der Untersuchung eines toten Bartkauz infiziert.

Poing/Erlangen - Zum ersten Mal hat sich ein Mensch in Deutschland nachweislich mit dem West-Nil-Virus infiziert. Der Tierarzt aus Bayern habe sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Obduktion eines an dem Virus verendeten Bartkauzes aus einem Wildpark in Poing (Landkreis Ebersberg) mit dem Erreger angesteckt, teilte das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Donnerstag in Erlangen mit. Der Veterinär sei kurz nach dem Eingriff am West-Nil-Fieber erkrankt, mittlerweile aber wieder gesund. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch sei nicht bekannt. Lange Zeit war das Virus in Deutschland nur bei Reiserückkehrern festgestellt worden.

 

Bei dem toten Bartkauz war das gefährliche West-Nil-Virus Mitte September nachgewiesen worden. Bei Vögeln wurde das Virus zum ersten Mal in Deutschland Ende August nachgewiesen, und zwar bei einem Bartkauz aus einem Zoo in Halle/Saale.

Nachgewiesen wurde das Virus erstmals 1937 in der Region West Nil in Uganda

Der von Stechmücken übertragene Erreger war bisher nicht in Deutschland heimisch. In den vergangenen Jahren gab es hierzulande wenige Fälle von Erkrankten, die sich jedoch alle im Ausland infiziert hatten. Meldepflicht besteht seit dem Jahr 2015. In Süd- und Südosteuropa gab es in dieser Saison eine besonders heftige Infektionswelle mit zahlreichen Todesfällen vor allem bei älteren Menschen. Zuletzt meldete auch Tschechien nach Jahren erneut erste heimische Erkrankungen.

Nachgewiesen wurde das Virus erstmals 1937 in der Region West Nil in Uganda. Inzwischen ist der Erreger in weiten Teilen Afrikas, Asiens und Europas heimisch. In den 1990er-Jahren schaffte er den Sprung über den Atlantik und ist nun auch in den USA verbreitet.

Die Infektion verläuft laut LGL bei 80 Prozent der Infizierten symptomlos. Nur bei etwa 20 Prozent zeigten sich leichte Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen. In seltenen Fällen können schwere Infektionen jedoch zum Tod führen.