Das Testspiel der Bayern gegen den SG Sonnenhof Großaspach war ein Höhepunkt in der Vereinshistorie des Regionalligisten. Da ging der 6:0-Sieg des FC Bayern beinahe unter.

Aspach - Da kommt er. Es ist soweit. Um 18.15 Uhr am Samstagabend trifft der Mannschaftsbus des FC Bayern an der Comtech-Arena im schwäbischen Aspach ein. Mit einem kurzen Gruß, bringt das Ensemble des Champions-Leage-Siegers die zehn Meter bis zum Kabinentrakt hinter sich. Ihnen voran: Pep Guardiola. Es ist ein Höhepunkt in der Vereinshistorie des Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach. Das Testspiel, das die Bayern mit vielen Hauptakteuren der Tripel-Saison 6:0 (4:0) gewinnen, wird fast zur Nebensache.

 

Schon im Vorfeld hatten die Organisatoren mit Superlativen nicht geknausert. „Die ganze Region ist stolz, die derzeit wohl beste Mannschaft der Welt live in unserem Schmuckkästchen erleben zu können“, hatte der Präsident der Spielgemeinschaft, Werner Bengius, im Vorwort des Stadionheftes erklärt. Der Hype war also perfekt, als das Gelände rund um das Stadion um 15 Uhr – vier Stunden vor dem Anpfiff – öffnete und die Ersten in bayrischer Fanmontur schon ungeduldig warteten. Dabei waren es weniger das große Ganze, als vielmehr die vielen kleinen Geschichten rundherum, die den Münchner Auftritt zu einem Spektakel machten.

Zum ersten Mal ausverkauft

Eine davon schrieb Kevin Kunz, seines Zeichens Ersatztorwart der Großaspacher und bekennender Bayern-Fan. 4:0 stand es nach Toren von Xherdan Shaqiri (25./30.), Toni Kroos (39.) und Arjen Robben (45.), als Thomas Müller drei Minuten nach Wiederanpfiff im Strafraum gefoult wurde und zum fälligen Strafstoß selbst antrat. „Müller schießt keine schlechten Elfmeter. Ich hatte das Glück auf meiner Seite“, sagte Kunz, der Müllers Flachschuss parierte und von nun an behaupten darf, einen Strafstoß eines Nationalspielers gehalten zu haben. Nur die beiden Treffer durch einen Freistoß von David Alaba (76.) und Julian Green (84.) konnte auch er nicht mehr verhindern.

Aber da ist auch die Geschichte rund um die Comtech-Arena, die mit 10 000 Zuschauern zum ersten Mal in ihrer jungen Geschichte ausverkauft war. In der abgelaufenen Regionalligasaison kamen im Schnitt 350 Zuschauer. Möglich gemacht hatte das Uli Ferber. Das Aufsichtsratsmitglied der SG Sonnenhof Großaspachhatte bereits vor vier Jahren das Spiel mit Uli Hoeneß verabredet. Zweimal musste es abgesagt werden. Vergangenes Jahr machten die Münchener vier Tage vor der Partie wegen diverser Verletzter einen Rückzieher. Nun sagte Ferber, Berater von Mario Gomez, dass es sich um eine „einmalige Sache“ handele. Auch Gomez ist ein Akteur in eben dieser Episode, hat er doch den Bau der Comtech-Arena einst mitfinanziert – konnte aber nach seinem Wechsel nach Florenz hier nun nicht mehr auflaufen.

„Er ist ein super Typ“

Und was war mit Pep Guardiola, der seinen ersten Auftritt an der Seitenlinie in Deutschland absolvierte? Er ließ – wie schon im Trainingslager in Trentino (Italien), aus dem die Bayern am Freitag angereist waren – mit einem offensiven 4-1-4-1-System spielen und Frank Ribéry in Hälfte eins den Spielmacher geben. Auch rief er lautstark Anweisungen in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Spanisch, saß während der Partie maximal drei Minuten auf der Bank und zeigte sich von der Coaching-Zone relativ unbeeindruckt. Ansonsten schwieg Guardiola – von einem Plausch mit dem Trainer der SG Sonnenhof, Rüdiger Rehm („Er ist ein super Typ“), einmal abgesehen.

„Das Stadion ist wunderschön. Das war ein super Test für uns“, sagte der Doppeltorschütze Shaqiri, ehe Schlag 21 Uhr – zwölf Minuten nach dem Abpfiff – der Bayern-Bus wieder Richtung Hotel rollte. Gestern flog der Tross weiter nach Rostock.