Sport: Marco Seliger (sem)

Bei künftigen Titelfeiern sollten sie in München also eher mal ein Fässchen Weißbier mehr als bisher einplanen – damit es überhaupt etwas zu feiern gibt, haben sie Ancelotti geholt. Der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt, dass Ancelotti der richtige Trainer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei. Und wer die jüngere Geschichte des FC Bayern und die Vita des Trainers betrachtet, kann tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass da etwas zueinander gefunden hat, das irgendwie zusammenpasst.

 

Ancelotti fehlt in seiner Trainerkarriere noch ein Topclub aus der Bundesliga – in den anderen vier europäischen Topligen war er bereits bei einem Spitzenverein tätig. Der Italiener gehört zu den begehrtesten Trainern der Welt, auch Manchester United soll um ihn geworben haben. Ancelotti aber wollte nach München – weil ihm nicht entgangen ist, dass der FC Bayern als einziger europäischer Verein in den vergangenen fünf Jahren immer mindestens das Halbfinale der Champions League erreichte. Ein Spitzentrainer arbeitet für einen Spitzenclub, das ist die Losung.

Ancelotti will sein Lebenswerk als Trainer in der Bundesliga vollenden. Die Bayern wollen mit ihm neben der Meisterschaft und dem DFB-Pokal auch wieder die Champions League gewinnen und so den Platz in der europäischen Spitzengruppe zementieren. Ob ihn diese Anspruchshaltung unter Druck setze, wurde Ancelotti gefragt. Der Trainer sagte dazu nur: „Druck ist doch der Treibstoff für meinen Job.“

Der neue Trainer will sein Team auch mal kontern lassen

Mit dieser Bierruhe war Ancelotti in den vergangenen Jahren erfolgreich, und so will er den FC Bayern jetzt zu Titeln führen. Der Coach strahlt Gelassenheit aus – auch an der Seitenlinie. Wer den Italiener bei seinen ersten Spielen für die Bayern beobachtete, der sah keine wilden Gesten mehr wie zuletzt bei Guardiola. Das katalanische Taktik-Genie gab permanent Anweisungen. Zu Ancelottis spektakulärsten Szenen gehört es, wenn er sich während der 90 Minuten mal von der Bank erhebt.

Womöglich wird man diese Gelassenheit auch bald auf dem Platz sehen. Dort, wo die Spieler die Vorgaben des Trainers umsetzen. „Ich bin nicht gekommen, um eine Revolution anzuzetteln“, sagt Ancelotti, der die dominante Ballbesitztaktik Guardiolas nicht grundlegend verändern möchte. Dennoch will der neue Coach vor allem in Spielen gegen starke Gegner auch mal abwartender agieren. Nicht mehr nur Pressing und Ballbesitz, auch mal tiefer stehen und aus einer kompakten Defensive heraus auf schnelle Konter lauern, das ist der Plan des Italieners.

Der Ligakrösus will bei all der Gier nach Erfolgen, bei all dem Kommerzdenken irgendwie ja auch immer eine Art Familie sein. Das gelang zuletzt bei Pep Guardiola, der kaum so etwas wie Vertrautheit aufbaute, eher weniger. Nun, unter Carlo Ancelotti, wagt der Rekordmeister einen neuen Vorstoß in diese Richtung. Das Vereinsmotto „Mia san mia“ soll unter Ancelotti nicht mehr nur für das Erfolgsstreben stehen, sondern eben auch für bajuwarische Nestwärme – und der Italiener scheint die Sehnsüchte befriedigen zu können.

Unter Guardiola mussten die Bayern-Stars zum Beispiel einmal in der Woche zur Kontrolle auf die Waage. Ancelotti dagegen gab zum Einstand erst mal ein zünftiges Essen aus. Dem Vernehmen nach staunten Philipp Lahm und Kollegen nicht schlecht, als sie auf dem Trainingsgelände nach drei Jahren mit strengsten Ernährungsplänen unter Pep mal wieder so richtig hinlangen durften.

Gewichtskontrollen sind Ancelotti fremd – auch bei sich selbst

Gewichtskontrollen sind Ancelotti fremd, auch bei sich selbst. Wie zu hören ist, hat es dem Schinkenliebhaber aus Reggiolo auch schon der bayrische Schweinsbraten mächtig angetan. Paolo Maldini, die Legende beim AC Mailand, sagt über seinen Ex-Coach: „Carlo ist der einzige Trainer auf der Welt, dessen Siegerqualitäten direkt in proportionalem Verhältnis zu seinem Taillenumfang stehen.“

Pep Guardiola war der Asket, der auf jedes Detail achtete. Carlo Ancelotti ist der Lebemann, der das große Ganze im Blick hat. Allzu strenge Regeln sind ihm zuwider. „Ich bin kein Polizist“, sagt er. Ancelotti vertraut seinen Spielern, lässt ihnen Freiräume, setzt auf Eigenverantwortung. Er findet, dass man gestandenen Profis nicht immer vorschreiben muss, was sie essen, wann sie ins Bett gehen oder ob sie beim Aufwärmen die Arme kreisen sollen oder nicht. Ancelotti spricht lieber mit ihnen über Fußball. Oder fragt auch mal, was die Kinder daheim so treiben.

Und er kann mit seinen Jungs ordentlich feiern, wenn sie einen Titel holen. Einmal berichtete der Trainer von einer Siegesparty folgendermaßen: „Whiskey, Rum, Sambucca, Grappa, Bier – in fünf Minuten war alles weg, mehr weiß ich nicht mehr.“

Ancelotti will sein Lebenswerk in der Bundesliga vollenden

Bei künftigen Titelfeiern sollten sie in München also eher mal ein Fässchen Weißbier mehr als bisher einplanen – damit es überhaupt etwas zu feiern gibt, haben sie Ancelotti geholt. Der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt, dass Ancelotti der richtige Trainer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei. Und wer die jüngere Geschichte des FC Bayern und die Vita des Trainers betrachtet, kann tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass da etwas zueinander gefunden hat, das irgendwie zusammenpasst.

Ancelotti fehlt in seiner Trainerkarriere noch ein Topclub aus der Bundesliga – in den anderen vier europäischen Topligen war er bereits bei einem Spitzenverein tätig. Der Italiener gehört zu den begehrtesten Trainern der Welt, auch Manchester United soll um ihn geworben haben. Ancelotti aber wollte nach München – weil ihm nicht entgangen ist, dass der FC Bayern als einziger europäischer Verein in den vergangenen fünf Jahren immer mindestens das Halbfinale der Champions League erreichte. Ein Spitzentrainer arbeitet für einen Spitzenclub, das ist die Losung.

Ancelotti will sein Lebenswerk als Trainer in der Bundesliga vollenden. Die Bayern wollen mit ihm neben der Meisterschaft und dem DFB-Pokal auch wieder die Champions League gewinnen und so den Platz in der europäischen Spitzengruppe zementieren. Ob ihn diese Anspruchshaltung unter Druck setze, wurde Ancelotti gefragt. Der Trainer sagte dazu nur: „Druck ist doch der Treibstoff für meinen Job.“

Der neue Trainer will sein Team auch mal kontern lassen

Mit dieser Bierruhe war Ancelotti in den vergangenen Jahren erfolgreich, und so will er den FC Bayern jetzt zu Titeln führen. Der Coach strahlt Gelassenheit aus – auch an der Seitenlinie. Wer den Italiener bei seinen ersten Spielen für die Bayern beobachtete, der sah keine wilden Gesten mehr wie zuletzt bei Guardiola. Das katalanische Taktik-Genie gab permanent Anweisungen. Zu Ancelottis spektakulärsten Szenen gehört es, wenn er sich während der 90 Minuten mal von der Bank erhebt.

Womöglich wird man diese Gelassenheit auch bald auf dem Platz sehen. Dort, wo die Spieler die Vorgaben des Trainers umsetzen. „Ich bin nicht gekommen, um eine Revolution anzuzetteln“, sagt Ancelotti, der die dominante Ballbesitztaktik Guardiolas nicht grundlegend verändern möchte. Dennoch will der neue Coach vor allem in Spielen gegen starke Gegner auch mal abwartender agieren. Nicht mehr nur Pressing und Ballbesitz, auch mal tiefer stehen und aus einer kompakten Defensive heraus auf schnelle Konter lauern, das ist der Plan des Italieners.

Guardiola ließ wild attackieren. Ancelotti, der Stoiker, will den Gegner auch mal in aller Ruhe belauern, ihn kommen lassen. Und dann eiskalt zuschlagen. Genauso bezwang er Guardiola und die Bayern übrigens im Halbfinale der Königsklasse im Jahr 2014. 4:0 hieß es am Ende im Rückspiel für den späteren Champions-League-Sieger Real Madrid in der Münchner Arena. Schon damals, so heißt es, waren einige Bayern-Profis schwer beeindruckt von der Taktik Ancelottis. Nun arbeiten sie mit ihm zusammen. Und würden sich wohl nicht darüber beschweren, wenn ihr Trainer nach einer Titelfeier zum Saisonabschluss mal wieder einen kleinen Filmriss hätte.