Mehmet Scholl war der treueste Profi des FC Bayern. Jetzt ist er Viertligatrainer und oberster Fußballkritiker, heute wieder im Ersten. Das gefällt nicht jedem. Ihm aber schon.
München - Im Treppengang der Münchner Arena, wo die Beats aus dem Stadion vor dem Spiel wie kleine Stromschläge durch die Decke gehen, stehen ein paar Ordner, die schon Ordner waren, als Gerd Müller noch beim FC Bayern gespielt hat. Sie haben viel gesehen. Wenn Franz Beckenbauer im Stadion ist, geht er an etlichen Leuten vorbei und schaut kaiserlich ins Weite, aber den Ordnern gibt er die Hand. Beckenbauer hat nicht vergessen, wo er hergekommen ist, nämlich von der Grünwalderstraße und aus Giesing, und irgendwie bleibt er auf diese Weise auch als Mann von Welt und vielen Fußballweltmeisterschaften immer der Bub, Bayerns Bub.
Natürlich haben sie mit dem Buben im Verein auch ihre Last gehabt. Man muss nur die Ordner fragen. Weil Beckenbauer manchmal ein bisschen von oben herab geredet hat, nachdem die Zeit mit den Knorr-Suppen („Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch“) vorbei war – und er überall bestens im Geschäft. Beckenbauer nahm als Primus inter Pares schon mal im Pelzmantel auf der Auswechselbank die Parade seiner Mitspieler gnädig ab, doch so richtig böse konnte ihm nie jemand sein, und wohin er auch ging (New York, Hamburg) – er kam immer zum FC Bayern zurück.
Den Rekord beim Club hält Scholl
Fünfzehn Jahre am Stück beim Club auf dem Platz hat allerdings auch Beckenbauer nicht geschafft. Fünfzehn Jahre sind Mehmet Scholls Rekord. Noch heute gibt es Leute im Stadion, die ein mittlerweile individuell sehr fadenscheiniges Trikot – das letzte stammte aus dem Jahr 2007! – mit seiner Nummer 7 tragen. Wobei die Nummer 7 von heute ebenfalls viele Freunde gefunden hat: Franck Ribéry. Mit der Zunge jedoch schnalzen die Ordner doch eher, wenn der Name Scholl fällt. Aber Feinde hat er auch – oder sich Gegner gemacht.
Am Samstag beim Spiel des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt stand in den Schlussminuten Mario Gomez im Tribünenunterrang. Er trug eine weiche, wollene Mütze auf dem Kopf und wollte lieber nicht erkannt werden. Als er direkt nach dem Schlusspfiff die Treppe hinunterging, klappte er den Jackenkragen hoch und automatisierte den Tunnelblick. Gomez ist jetzt gut drei Jahre bei den Bayern, er hat viele und wichtige Tore geschossen, aber so richtig angekommen ist er im Verein immer noch nicht. Gerade hat er wieder mit dem Training begonnen; im August hatte er sich während der Saisonvorbereitung am Sprunggelenk verletzt. Gomez wird es nicht leicht haben in den nächsten Wochen, denn auf seinem Platz in der Sturmmitte steht Mario Mandzukic, und wenn Mandzukic mal nicht da steht, kommt Claudio Pizarro angelaufen.