Die Kritik an den beiden Intendantinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wächst. Weder Programm noch Bauprojekte überzeugen die Kritiker.

Bayreuth - Wenn das Festjahr mal kein Horrorjahr wird: 2013 jährt sich zum zweihundertsten Mal der Geburtstag von Richard Wagner, und mit einem Ständchen am 22. Mai und einer Notiz im Bayreuther Amtsblatt ist es nicht getan, das ist klar. Doch von außen sieht es aus, als ob in den vergangenen Jahren keiner der Verantwortlichen in der Festspielstadt diesen Termin so richtig auf der Liste gehabt hätte. Anders lässt sich nicht erklären, warum in Bayreuth so vieles Baustelle ist und während des kommenden Jahres bleiben wird. Am peinlichsten ist der Ärger über das Richard-Wagner-Museum.

 

Angesiedelt ist es in der vom Komponisten entworfenen und bis zu seinem Tod 1883 bewohnten Villa Wahnfried sowie dem später hinzugekommenen sogenannten Siegfriedhaus. Eine Neuordnung und Erweiterung des Museums samt Sanierung standen seit Langem an. 2010 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, der von dem Büro des Berliner Architekten Volker Staab gewonnen wurde. Auf dem Gelände mit den Grabstätten von Richard und Cosima Wagner, sieht es wüst aus. „Mich laust der Affe“, meinte kürzlich bei diesem Anblick der Dirigent Christian Thielemann. Seine Forderung, das alles bis 2013 hinzubekommen, ist obsolet. Das Bayreuther Hochbauamt erklärte, dass die Baumaßnahmen nicht vor der Festspielzeit 2014 abgeschlossen werden.

Krach gibt es auch wegen des in vielen Punkten eigenwilligen Vorgehens des Museumsleiters Sven Friedrich. So wollte er unweit der Wagner-Gruft ein Café einrichten. Die Urenkelin Iris Wagner, die bisher die Öffentlichkeit gemieden hat, inzwischen aber im Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung sitzt, empörte sich im „Fränkischen Tag“: „Das Ganze ist absurd!“ Sie beklagt Konzeptionslosigkeit: „Über die inhaltlich wichtigen Fragen des Museums wird überhaupt nicht geredet.“ Iris Wagner kritisierte, dass sich Friedrich geweigert hat, dem Stiftungsrat seine Ausstellungskonzeption zugänglich zu machen. Mittlerweile sind die Pläne für das Café und einen Museumsshop in Nähe des Grabes aufgegeben worden – der Streit über die Ausstellung geht weiter. Zwar sind sich viele Urenkel einig, dass die NS-Vergangenheit, die Verstrickung der Familie aufgearbeitet werden muss. Von der Festspielleiterin Katharina Wagner wird das seit Längerem versprochen, und mit dem Thema befassen sich der Publizist Peter Siebenmorgen und der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta. Doch bisher ist nichts geschehen. Pyta sagte auf Nachfrage, wann mit wissenschaftlichen Ergebnissen zu rechnen sei: „Das ist völlig offen. Ich bin nicht für Auftragsforschung zu haben, die zu einem bestimmten Termin veröffentlicht wird.“

Bayreuth stellt sich immer noch nicht seiner NS-Geschichte

Dafür hat der Historiker Hannes Heer sein seit mehreren Jahren laufendes Projekt „Verstummte Stimmen“ zur „Vertreibung der Juden aus der Oper“ auf Bayreuth ausgedehnt. Bisher hat er in Hamburg, Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden auf beeindruckende Weise Opferschicksale erforscht und dokumentiert. Die aktualisierte Wanderausstellung wird nun am 22. Juli auf dem Festspielhügel und im Rathaus der Stadt eröffnet. Dem voran ging jetzt von Donnerstag bis Samstag eine Konferenz in der Stadt: „Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945“. Das hat einen Stand geschaffen, hinter den weder das dann wiedereröffnete Museum noch die Familie Wagner, so uneins sie in vielen Punkten sein mag, zurückbleiben kann.

In dem rund 140 Jahre alten Festspielhaus stehen ebenfalls grundlegende Baumaßnahmen an, deren Planung und Finanzierung koordiniert werden müssen. Nicht nur das Dach des Gebäudes ist undicht. Anfang Mai kam heraus, dass nach Berechnungen eines Gutachters 50 Millionen Euro benötigt werden – mehr als doppelt so viel wie angenommen. Im März gab der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Toni Schmid, bekannt, dass den beiden Festspielleiterinnen ein dritter Geschäftsführer zur Seite gestellt werden soll. Der Ministerialdirigent im bayerischen Staatsministerium gilt als Königsmacher bei der Installierung der Halbschwestern an der Spitze von Bayreuth 2008. Mit einer Person, die Ordnung in den Laden bringt, gelänge ihm, die in der Kritik stehende Katharina aus der Schusslinie zu nehmen. Ein Kandidat sei gefunden, bestätigte er der StZ, ein Vertrag aber nicht unterschrieben.