Sie sind die große WM-Überraschung: Karla Borger und Britta Büthe aus Stuttgart holten als erstes deutsches und europäisches Beach-Team bei den Damen WM-Silber. Im Finale scheiterten sie nur knapp an China.

Stare Jablonki  - Ganz hat es nicht gereicht, doch Karla Borger und Britta Büthe haben dennoch Beachvolleyball-Geschichte geschrieben. Als erstes deutsches und auch europäisches Team waren die Stuttgarter WM-Debütantinnen bei der Weltmeisterschaft in Polen ins Endspiel eingezogen - und fahren völlig überraschend mit der Silbermedaille nach Hause. „Wir hatten keinen festen Rückflug gebucht, irgendwie war das ein Zeichen“, meinte Borger.

 

Dass Borger/Büthe im Finale gegen die international erfahrenen Chinesinnen Chen Xue/Xi Zhang nach großem Kampf knapp mit 1:2 (21:18, 17:21, 19:21) an der ganz große Sensation vorbeischrammten, konnte den Gesamteindruck nicht trüben. „Unglaublich. Wir hatten keinen Druck und konnten locker aufspielen“, sagte die 25-jährige Büthe nach dem Halbfinal-Krimi gegen die USA. „Wirklich? Krass! Cool!“ Karla Borger konnte die Medaille nicht fassen.

Gemeinsam mit ihrer Partnerin Britta Büthe gewann die 24 Jahre alte Stuttgarterin sieben WM-Spiele nacheinander, bevor im Finale zwei Aktionen am Ende entschieden. Vor 8000 begeisterten Volleyball-Fans in Stare Jablonki wehrten Borger/Büthe fünf Matchbälle ab und hatten selbst einen Matchball. Doch den Lohn für ein Superspiel konnten sie nicht einfahren. Dritte wurden die Brasilianerinnen Lili/Seixas.

Auch die deutschen Männer sind auf Medaillenkurs. Jonathan Erdmann und Kay Matysik aus Berlin schlugen im Viertelfinale die Brasilianer Evandro Oliveira/Vitor Felipe mit 2:0 (21:17, 21:19) und stehen erstmals im WM-Halbfinale, wo es am Sonntag gegen die Niederländer Brouwer/Meeuwsen geht. „Noch haben wir nicht alles ausgeschöpft. Wir haben noch ein, zwei Sachen in petto“, erklärte der 25 Jahre alte Erdmann: „Es gibt drei Medaillen zu vergeben. Wir hätten gern eine, am liebsten die, die am meisten glänzt, die goldene.“

Mit einem fast perfekten ersten Satz und einer Energieleistung im zweiten Durchgang nach Drei-Punkte-Rückstand hatten sich Borger/Büthe gegen die an Rang drei gesetzten US-Amerikanerinnen April Ross und Whitney Pavlik mit 2:0 (21:15, 21:19) durchgesetzt. Die Stuttgarterinnen waren vor dem WM-Turnier auf Rang 17 eingestuft worden. 45.000 Dollar (35.000 Euro) Preisgeld darf der Überraschungs-Vizeweltmeister mit nach Hause nehmen.

Seit 2010 bilden Borger/Büthe ein Team. Aber erst seit dieser Saison treten die beiden, die seit November des Vorjahres vom spanischen Trainer Guillermo Hernandez gecoacht werden, als eines von drei deutschen Frauen-Nationalteams an. Jeweils Rang fünf bei der EM und den nationalen Meisterschaften im Vorjahr sowie ein vierter Platz auf der Welttour in Rom waren vor dem WM-Finale ihre besten Platzierungen. „Das hat viel mit Teamgeist zu tun“, nannte Borger als einen entscheidenden Grund für den sensationellen Aufschwung.

Die Verbindung zum neuen Coach kam eher zufällig zustande. Hernandez war mit seiner argentinischen Frau Silvana Olivera, die beim Volleyball-Bundesligisten MTV Stuttgart in der Halle spielt, nach Schwaben gekommen. Bundestrainer Jörg Ahmann, olympischer Bronzemedaillen-Gewinner von 2000 in Sydney, hatte Borger und Büthe lange im Jugendbereich gefördert und den Tipp Hernandez gegeben: Jetzt konnte der Spanier schon jubeln: „Das ist eine Riesenüberraschung. Karla und Britta haben ihre Stärken genutzt.“ Zum ganz großen Wurf reichte es dann gegen China noch nicht.