Erst am Montag war sie als Zeugin vor dem U-Ausschuss zur Beamtenhochschule. Nun macht die Kanzlerin Ingrid Dunkel einen Rückzieher: sie stellt sich doch nicht zur Wiederwahl.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - An der Beamtenhochschule in Ludwigsburg gibt es weitere Personalturbulenzen: Die eigentlich zur Wiederwahl vorgesehene Kanzlerin Ingrid Dunkel wird ihr Amt überraschend aufgeben. Bei der im Frühjahr auf unbestimmte Zeit verschobenen Wahl werde die Verwaltungschefin nun doch nicht antreten, teilte die Hochschule mit. Sie wolle dadurch „neue Impulse und Ideen ermöglichen“. Der Hochschulchef Wolfgang Ernst reagierte mit „großem Bedauern“ auf die Entscheidung. Er habe mit Dunkel in den vergangenen zwei Jahren „sehr eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet“, in der schwierigen Übergangszeit sei sie „eine starke Stütze für die gesamte Hochschule“ gewesen. „Wir waren mit ihr auf einem guten Weg und werde diesen auch zukünftig weiterhin verfolgen“, sagte Ernst.

 

Dunkel ist das letzte Mitglied aus der Führungsriege der einstigen Rektorin Claudia Stöckle, das seine Funktion verliert. Die einstigen Prorektoren und Dekane waren in Folge der Führungskrise schon lange vor ihr abgetreten. Erst am Montag dieser Woche war die Kanzlerin als Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur Zulagenaffäre aufgetreten. In der mehrstündigen Vernehmung wurde deutlich, dass sie das Wissenschaftsministerium von Theresia Bauer (Grüne) wiederholt hinter dem Rücken der Rektorin über Vorgänge an der Hochschule informiert hatte. Aufgrund der teils fragwürdigen Angaben habe das Ressort ein einseitiges Bild der Verhältnisse in Ludwigsburg erhalten, rügten Vertreter der Opposition. Zudem sei dadurch ein Klima des Misstrauens entstanden. Die Grünen hatten Dunkels Amtsführung dagegen als besonnen und souverän gelobt.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Ausspähens

Die sechsjährige Amtszeit der Kanzlerin läuft im Sommer aus. Sie hatte sich zur Wiederwahl beworben und soll als Favoritin aus dem Auswahlverfahren hervorgegangen sein. Im Februar war die geplante Wahl jedoch ohne Angaben von näheren Gründen kurzfristig verschoben worden. Ein neuer Termin wurde bisher nicht genannt. Das Verfahren werde nun „mit den Ministerien und den zuständigen Gremien abgestimmt“, teilte die Hochschule mit.

Hintergrund für den Rückzieher könnten auch Vorwürfe sein, die Stöckle gegen Dunkel erhebt. Dabei geht es um die Frage, wie die Kanzlerin Zugang zu internen Mails der Rektorin erhielt. Dies ist offenbar auch der Hintergrund eines Disziplinarverfahrens gegen sie. Stöckle hatte zudem Strafanzeige wegen des Ausspähens von Daten erstattet. Nach mehrwöchiger Prüfung der Vorwürfe hatte die Staatsanwaltschaft erst kürzlich offizielle Ermittlungen eingeleitet.