Beamtenhochschule Ludwigsburg Keine Kandidaten: Personalrat vor dem Aus

Kaderschmiede mit Vorbildfunktion: die Beamtenhochschule in Ludwigsburg Foto: dpa/Marijan Murat

An der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg gibt es bald keinen Personalrat mehr. Aus Protest gegen die Hochschulspitze? Nein, versichern die scheidenden Mitarbeitervertreter.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg hat von Juli an keinen Personalrat mehr. Die Amtszeit des bisherigen Gremiums läuft aus, ohne dass innerhalb der vorgeschriebenen Frist ein neues gewählt worden wäre. Der Grund: die bisherigen Mitarbeitervertreter wollten nicht mehr kandidieren, neue Bewerberinnen oder Bewerber fanden sich zunächst nicht.

 

Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte auf Anfrage eine Sprecherin der Beamtenhochschule. Zugleich wies sie Vermutungen zurück, es handele sich um ein „Misstrauensvotum“ gegenüber der Hochschulleitung. Entsprechende Spekulationen waren aufgekommen, nachdem die Wiederwahl des Kanzlers Henrik Becker – also des Verwaltungschefs – vorige Woche völlig überraschend gescheitert war. Obwohl er als einziger Kandidat antrat, erhielt er in den zuständigen Gremien in mehreren Wahlgängen nicht die erforderliche Mehrheit. Nun soll die Stelle erneut ausgeschrieben und neu gewählt werden.

Lob für Zusammenarbeit mit Hochschulleitung

In einer von der Hochschule übermittelten Stellungnahme widersprach der Personalrat Vermutungen, der Rückzug richte sich gegen das Rektorat unter Führung der Rektorin Iris Rauskala und insbesondere den Kanzler. Man habe „die bisherige Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung als beidseitig konstruktiv und wertschätzend empfunden“, heißt es darin. „Die bisherigen Mitglieder treten aus individuellen, teils privat bedingten Gründen nicht erneut zur Wahl an.“ Dem Vernehmen nach sind sie nach langjährigem Engagement enttäuscht, dass keine anderen Kolleginnen oder Kollegen Interesse an dem Ehrenamt zeigten.

Die Zeit ohne Personalrat könnte allerdings auf wenige Monate begrenzt bleiben. Nach Kenntnis der Hochschule erwägen inzwischen mehrere Beschäftigte, doch zu kandidieren. Entsprechend den rechtlichen Vorgaben sei damit zu rechnen, dass voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2025 ein neuer Personalrat gewählt werden könne, teilte die Sprecherin mit. Die Vorgänge an der Verwaltungshochschule werden landesweit mit Interesse verfolgt, weil sie als Kaderschmiede für Beamte auch eine Vorbildfunktion hat.

Ministerium: Wahlergebnis zu respektieren

Auf die gescheiterte Wiederwahl des Kanzlers hat inzwischen auch das für die Aufsicht zuständige Wissenschaftsministerium von Petra Olschowski (Grüne) reagiert. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, Hochschulrat und Senat hätten die Wahl gemäß den gesetzlichen Vorhaben „in hochschulautonomer Zuständigkeit durchgeführt“. „Das Wahlergebnis gilt es zu respektieren.“ Man erwarte nun, dass das neue Findungsverfahren „von der Hochschule zeitnah angestoßen wird“. Allgemein wird damit gerechnet, dass sich der bisherige Verwaltungschef Becker mangels Erfolgschancen nicht erneut bewirbt.

Weitere Themen