Die Rapper Cro und Casper stehen im Rampenlicht  - ihre Musik kommt von Felix Göppel, einem Kinderarzt aus Stuttgart. In seinem Wohnzimmer entstehen die Beats, die in den Charts und Clubs erfolgreich sind. 

Die Rapper Cro und Casper stehen im Rampenlicht  - ihre Musik kommt von Felix Göppel, einem Kinderarzt aus Stuttgart. In seinem Wohnzimmer entstehen die Beats, die in den Charts und Clubs erfolgreich sind. Der Medizin bleibt er dennoch treu.

 

Stuttgart - Spätestens beim Blick auf die Platinplatte des ersten Cro-Albums und die goldene Schallplatte von Rapper Casper an der Wand weiß man: Hier wird mit Erfolg Musik gemacht. Die gemütliche Altbauwohnung in Stuttgart gehört dem Musiker und Produzenten Dexter. An beiden Platten war er beteiligt, Gold gibt es ab 100.000, Platin ab 200.000 verkauften Alben. Doch der 31-Jährige, der Felix Göppel heißt, bleibt am Boden: „Ich fühle mich nicht toll, weil ich Platin und Gold habe. Es ist einfach nur witzig, so ein Ding zu haben.“

Bei einem Kaffee machte es sich Cro, der Pop-Rapper mit Panda-Maske, damals auf Göppels Sofa gemütlich. Sie probierten ein paar Beats aus und noch in der gleichen Nacht entstand der Song „Ein Teil“. Einen Tag später wurde er aufgenommen. „Ich wusste selbst nicht, dass der Beat auch mit Pop funktioniert“, gesteht Dexter. Dass das Album, und damit auch seine Musik, rasch berühmt werden sollte, war niemandem klar.

Der Chef des Heilbronner WSP-Labels, Ed Brähne, erklärt sich Göppels Erfolg mit dessen unverkennbarem Sound, der deutschlandweit funktioniere: „Casper und Cro haben Dexters Beat entdeckt, er hat ihnen gefallen und sie wollten mit ihm produzieren.“

Nach der Schicht in der Klinik an den Plattenspieler

Hauptberuflich ist Dexter Kinderarzt in Stuttgart. Nach einer anstrengenden Schicht im Krankenhaus zuhause angekommen, schmeißt er erstmal den Plattenspieler an. Beim Aufräumen zwischen der Drum Machine, dem Bass und den Synthesizern - seinen elektronischen Instrumenten - entstehen Göppels Beats. „Musik hören und Musik machen geht ineinander über. Das ist bei mir kein Zwang, sondern ein Drang“, erklärt er sein Schaffen. Sein Studio ist auch sein Wohnzimmer, obwohl das alleine längst nicht mehr ausreicht.

„Man hört, dass in seiner Musik viel Arbeit steckt“, sagt Wolfgang Spohn, Eventmanager des Stuttgarter Clubs Schräglage, in dem Dexter abends auflegt. „Wir sind Riesenfans von seinem Sound und hören das neue Album hoch und runter“, gesteht Spohn. Angefangen, Musik zu machen, hat Dexter in der Schule. Während andere Liebesbriefchen durch die Reihen schickten, reimte er mit seinen Freunden im Unterricht Vierzeiler. Irgendwann hat sich die Clique dann mal nachmittags getroffen und über Musik ihre Texte gesprochen.

Dexter scratcht mit der rechten Hand

Göppels Künstlername stammt aus dem Lateinunterricht. Wie er genau entstanden ist, weiß er nicht mehr. Es könnte jedoch auf sein Handicap zurückzuführen sein, mutmaßt Göppel: „Dexter bedeutet rechts und ich kann nur mit meiner rechten Hand scratchen.“

Nach einer Nachtschicht im Krankenhaus ins Flugzeug zu steigen und zu einem Auftritt zu fahren, kann schon mal anstrengend sein, gesteht der Mediziner und Chart-Stürmer. Seinen Job der Musik wegen aufgeben möchte der Kinderarzt nicht. „Das Musik-Business ist zu kurzlebig und zu unsicher.“ Für die Tournee müsse er dann eben Urlaub nehmen.

Seine Freundin habe sich damit abgefunden, dass er mit der Musik verheiratet ist, obwohl sie selbst kein Hip-Hop-Fan sei. Sein neues Solo-Album „Freunde und Palmen“ ist gerade erst erschienen. Rapper Casper hat ihm dazu schon gratuliert.