Mit Homeoffice und Social Distancing macht eine zeitintensive Pflege- und Beauty-Routine auf den ersten Blick wenig Sinn. Doch gerade jetzt sollte man sich etwas Gutes tun – und vielleicht sogar für sich selbst Lippenstift auftragen.

Stuttgart - Länger schlafen, später duschen – und gänzlich auf Make-up verzichten? Die Corona-Krise hat auch unsere Pflege- und Beauty-Routine gehörig aufgewirbelt und zu mancher Selbsterkenntnis geführt: Für wen macht man sich eigentlich hübsch? Peeling, Serum, Primer, Foundation, Rouge, Lidschatten, Eyeliner, Mascara und zum Schluss noch ein wenig Puder und Lippenstift. Das alltägliche Beauty-Prozedere, ob in abgeschwächter oder extremer Form, fällt für viele Menschen weg oder wird minimalistischer. Die neue Routine spiegelt sich nicht nur im Luxussegment und in der Friseurbranche wider, was auch die Zahlen zeigen: So ist der Umsatz der Kosmetikbranche im ersten Quartal um rund acht Prozent zurückgegangen. Wird der No-Make-up-Look die neue Normalität?

 

Verzicht für immer?

Doch es geht auch anders: Die Zeit zu Hause, sofern man sie hat, lässt sich auch für gänzlich neue Routinen nutzen, die dem ungeschminkten Minimalismus ein Ende setzen. Für ein wenig Wellness-Feeling kann man nun öfter mal ein ausgiebiges Bad nehmen, dabei einen Podcast hören und die Zeit vergessen. Ist man Wannen-los, reicht auch ein Fußbad, das man geschickt mit einer Pediküre verbinden kann. Während des ersten Videocalls am Morgen ist eine Gesichtsmaske mit pflegenden und feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen nicht verkehrt. Auch kleine Patches mit Aloe Vera können die Augenringe reduzieren, während man mit seinen Kollegen den Tagesplan bespricht.

Mut zum Selbstausdruck

Was man sich im Alltag nie trauen würde, könnte jetzt in den eigenen vier Wänden ausprobiert werden. Schwarze Lippenstifte, glitzernde Lidschatten, knalliger Nagellack oder falsche Wimpern, die seit Ewigkeiten in der Schublade schlummern, warten regelrecht auf ihren Corona-Einsatz. Mehr Mut zur Farbe kann nämlich auch die Stimmung aufhellen – so wie Kosmetik generell ein Zeichen von Selbstausdruck und Lust am Spiel mit der eigenen Darstellung ist. Denn selbst wenn der Lippenstift unter der Gesichtsmaske unsichtbar bleibt, ist er ein Zeichen für Normalität im Ausnahmezustand.

Letztendlich muss sich jeder selbst fragen, was Kosmetik für ihn bedeutet. Hat man sich jahrelang für die falschen Leute hübsch gemacht und Concealer aufgetragen, nur um nicht ständig gefragt zu werden, ob man krank ist? Hechelt man unerreichbaren Schönheitsidealen hinterher oder befindet man sich bereits im ewigen Kampf des Kapitalismus, der fordert, dass Frauen faltenfrei, schön und über alle Maße selbstoptimiert sein müssen?