Die bestehenden Gebäude in der Bruckstraße sind in einem sehr schlechten Zustand, Als Ersatz hat die Verwaltung ein Gelände im Osten Fellbachs auserkoren. Hinter dem neuen Feuerwehrhaus soll Wohnraum für Bedürftige geschaffen werden.

Fellbach - Ein Areal, zwei Projekte: Etliche Bewohner des Ostens der Fellbacher Kernstadt hatten in den vergangenen Monaten Gelegenheit, sich bei vom Rathaus anberaumten Terminen über anstehende Entwicklungen in ihrer Nähe einstimmen zu lassen. Zum einen geht es ums neue Feuerwehrhaus an der Bühlstraße neben dem Autohaus Kögel – der Gemeinderat hat dafür bereits im Oktober sein Okay gegeben.

 

Dass in Fellbach in diesem Segment, nämlich der Unterbringung von Menschen in Notsituationen, handeln muss, steht außer Frage

Zum anderen geht es um den Bereich noch weiter im Osten. Hier, im Prinzip in zweiter Reihe hinter der Ernst-Heinkel-Straße, soll eines nahen Tages ein neues Wohngebäude für Bedürftige stehen. Die Stadträte befassen sich an diesem Dienstagabend mit der Aufstellung des Bebauungsplans „Wiesenäcker“. Diskutiert werden sollte über das Thema bereits in der vergangenen Woche im vorberatenden Bau- und Verkehrsausschuss. Allerdings hatten die Räte keinen öffentlichen Redebedarf, stattdessen nahmen sie die kurzen Ausführungen der Baudezernentin Beatrice Soltys kommentarlos und ohne Widerworte zur Kenntnis. Die Zustimmung im Gesamtgremium heute scheint somit also nur noch Formsache zu sein.

Dass in Fellbach in diesem Segment, nämlich der Unterbringung von Menschen in Notsituationen, handeln muss, steht außer Frage. Gehört dieser Wohnraum für Wohnungslose und Bedürftige doch zu den Pflichtaufgaben der Kommunen nicht nur in Baden-Württemberg.

Einige Standorte stehen allerdings aus diversen Gründen auf dem Prüfstand

Angesichts steigender Miet- und Immobilienpreise hat auch eine Stadtverwaltung nicht immer schnelle Lösungen in petto. Derzeit leben in Fellbach Obdachlose sowie Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, in sieben verschiedenen und aufs gesamte Stadtgebiet verteilten Unterkünften. Einige Standorte stehen allerdings aus diversen Gründen auf dem Prüfstand – so musen die Container für die Anschlussunterbringung für Geflüchtete im ehemaligen Freibadgelände bis Ende 2021 für die Neubebauung geräumt werden. Ein Thema sind auch die bestehenden Obdachlosenunterkünfte in der Bruckstraße 80 und 82 sowie 90, also noch deutlich weiter im Osten gelegen als das jetzt anvisierte Gebiet Wiesenäcker. Diese Gebäude sind in sehr schlechtem Zustand und und müssen zeitnah ersetzt werden. Eine Neubebauung des Areals in der Bruckstraße wurde zwischenzeitlich zwar angedacht. Allerdings ist dies wegen der starken Lärmbelästigung (Gewerbe- wie Verkehrslärm) ausgeschlossen beziehungsweise wäre nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu realisieren.

An der Anwohnerinfo beteiligten sich nach Teilnehmerberichten circa 40 der 1500 eingeladenen Bürger

Als Ersatz für die Bruckstraße haben sich Verwaltung und Gemeinderat bereits im Oktober in nichtöffentlicher Sitzung aufs Areal an der Ernst-Heinkel-Straße fokussiert. Dieses Gelände gliedert sich in drei Bereiche: im Norden befinden sich Ausgleichsflächen für die Bebauung „Weidach“, im Süden landwirtschaftlich genutzte Flächen. Eine Besonderheit gibt’s beim Feldweg in der Mitte: Dieser ist zugleich Bestandteil des „Württemberg Weinradwegs“, wie es Maike Häußermann vom Stadtplanungsamt in ihrer schriftlichen Vorlage für den Gemeinderat erläutert. Eine Neuigkeit eventuell selbst für lokalhistorisch interessierte Fellbacher. An der Anwohnerinfo beteiligten sich nach Teilnehmerberichten circa 40 der 1500 eingeladenen Bürger. Einzelne äußerten Verstimmung, weil von ihren eigenen Häusern künftig die Aussicht Richtung Kappelberg versperrt wäre. Das bedeute einen Wertverlust der Immobilie. Auch die Nähe zur Feuerwehr und deren gelegentliche Übungen sei für die Bewohner in der neuen Unterkunft nicht unbedingt ideal. Der Standort sei suboptimal, hieß es auch, da man dort am östlichen Stadtrand eine Art Getto schaffe – wo bleibe denn da die Integration? Inwieweit die Stadträte darauf Antworten finden, wird sich in der nun anstehen Debatte zeigen.