Ein neuer Bebauungsplan für die Stadtmitte soll der Straße Platz wegnehmen und so das Zentrum lebenswerter machen. Gebäudeeigentümer können sich freuen, falls sie anbauen wollen.

S-Mitte - Noch ist es vor allem eine Vision, die Stuttgarts Stadtplaner umtreibt. „Wir wollen die Fehlentwicklungen einer autogerechten Stadt korrigieren“, sagte Wolf Gläser jüngst vor dem Bezirksbeirat Mitte. Einen Tag nach der Sitzung des Gremiums wurde im städtischen Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) der Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan für das Gebiet vom Rotebühlplatz bis zur Eberhardstraße gefasst. Er soll ein Sammelsurium an Vorschriften ersetzen. Anlass sei das Neubauprojekt der LBBW Immobilien GmbH gegenüber vom Tagblattturm sowie der Neubau zwischen Theodor-Heuss-Straße und der Calwer Passage, erklärte Wolf Gläser den Bezirksbeiräten. „Wir wollen künftig Projekte nicht mehr isoliert betrachten, sondern in einem größeren Zusammenhang“, sagte er.

 

Die Stadtplaner waren zu Gast in dem Gremium, weil sie sich vor der Sitzung des UTA die Meinung des Bezirksbeirats Mitte zu den neuen Bauvorschriften einholen wollten. Gläser und seine Kollegin Claudia Fuhrich stellten dabei klar, dass die Stadt die Aufenthaltsqualität in der Stadtmitte steigern wolle. Als Übel wurde die breite Schneise ausgemacht, die sich als Asphaltschlange vom Rotebühlplatz über die Eberhardstraße Richtung Hauptstätter Straße zieht. Der Rotebühlplatz etwa sei als öffentlicher Platz gar nicht mehr zu erkennen, meinte Gläser. Um vom Charakter einer Autorennbahn inmitten der Stadt wegzukommen, sei es wünschenswert, wenn Eigentümer von Gebäuden künftig an der Eberhardstraße anbauen dürften und sich so die Fahrbahn verkleinert, erklärten Gläser und Fuhrich.

Gremium stellt Forderung

Im Bezirksbeirat wurde die Forderung erhoben, den Gebäudeeigentümern dafür etwas abzuverlangen. Die Grünen im Gemeinderat hatten einen ähnlich lautenden Antrag gestellt. Die Bezirkschefin Mitte, Veronika Kienzle, nannte als Beispiel das Thema Fassadenbegrünung als Beitrag zum Klimaschutz. Der SPD-Bezirksbeirat Heinrich Huth sprach sich dagegen aus, mögliche Ansprüche nur auf ökologische Belange zu beschränken. „Mir fehlt da die soziale Komponente“, sagt er und verwies auf den Wohnraummangel in Stuttgart. Andere Bezirksbeiräte äußerten die Befürchtung, dass die neuen Vorschriften das Stadtbild unruhiger gestalten könnten, wenn sukzessive nach vorne gebaut wird. Die Stadtplanerin Claudia Fuhrich gab zu, dass eine ungleiche Entwicklung zu erwarten ist. „Wir müssen damit rechnen, dass einzelne Gebäude erst einmal wie ein Zahn in die Straße ragen“, sagte Fuhrich.

Bezirksbeiräte stimmen Plänen zu

Sie und ihr Kollege Gläser holten sich am Ende das Plazet des Bezirksbeirats Mitte. Dieser beharrte wie auch der UTA am folgenden Tag darauf, dass die Gebäudeeigentümer auch Forderungen der Stadt erfüllen müssen, wenn sie nach dem neuen Bebauungsplan erweitern wollen.

Bis der neue Plan allerdings gilt, dürfte noch eine Weile vergehen. Zunächst würden auch die Anwohner nach ihrer Meinung gefragt, etwa auf Bürgerversammlungen, sagte Gläser. „Bis wir weiter sind, dürfte es noch mindestens ein Jahr dauern“, sagt der Stadtplaner.