In bevorzugter Lage in der Nähe der Weinberge und des Neckars sollen neue Wohnungen entstehen. Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt hat der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für die Hofener/Gnesener Straße zugestimmt.

Bad Cannstatt - Das marode Fabrikgebäude und der Miniaturdschungel sollen weichen: Einstimmig votierten die Fraktionen in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans an der Hofener und Gnesener Straße. Die bisher ausschließlich zulässige gewerbliche Nutzung soll zugunsten von Wohnbebauung aufgegeben werden, und zwar zunächst auf dem Gelände der ehemaligen Cannstatter Bettfedernfabrik.

 

Ingrid Kuhlmann vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung erläuterte die geplante Nutzungsänderung. Mit dem derzeit gültigen Bebauungsplan von 1993 sei eine Wohnbebauung nicht zulässig. „Genau das möchten wir in dieser bevorzugten Lage nahe des Neckars und der Weinberge aber ermöglichen.“ Als Grundlage diene ihnen ein Entwurf des Büros Ackermann und Raff, der aus einem städtebaulichen Wettbewerb in den Jahren 2008 und 2009 hervorgegangen sei. Der lange Zeitraum ist mit schwierigen Grundstücksverhandlungen begründet.

Die ehemalige Bettfedernfabrik. Foto: Rebecca Stahlberg

Auf Grundlage des Wettbewerbsentwurfs soll künftig entlang der Hofener und Gnesener Straße eine Blockrandbebauung entstehen. Diese soll vier- bis fünfgeschossig sein. Das diene dem Lärmschutz, so dass „dahinter eine ruhigere Situation für Stadthäuser entstehen kann“, erläuterte Kuhlmann. Da es ein Mischgebiet sein wird, ist weiterhin Gewerbe zulässig. „Diese Einheiten sollen an den Straßen angeordnet sein, damit sich im Inneren reines Wohnen befindet“, erklärte sie. Dort seien drei- bis viergeschossige Stadthäuser und Geschosswohnungen möglich. Insgesamt können circa 130 neue Wohnungen geschaffen werden. Geplant sei zudem eine Tiefgarage, großzügige Grünflächen mit Bäumen sowie begrünte Flachdächer, so Kuhlmann weiter. Der Bebauungsplan werde im SIM-Verfahren aufgestellt. Das ist das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell, welches Investoren an gewisse Vorgaben bindet.

Er finde es richtig, dies voranzutreiben, sagte der CDU-Bezirksbeirat Roland Schmid. „Es ist nicht der typische Ort für eine Gewerbeansiedlung. Es ist daher gut, Wohnbebauung anzustreben.“ Auch Peter Mielert (Grüne) zeigte sich „hocherfreut, dass das Verfahren in Gang kommt und wir mit neuen Wohnungen rechnen können“. Er fragte nach Details zur nachhaltigen Mobilität und Energie, die im Entwurf vorgesehen sind. Marcel Schlatterer (SPD) fragte, ob man damit rechnen könne, dass der Getränkemarkt nebenan mittelfristig wegkomme und wollte wissen, ob eine Kindertagesstätte geplant ist, wie viele Tiefgaragenplätze vorgesehen sind und ob es behindertengerechte Wohnungen gibt.

Möglichkeiten für Jahrzehnte schaffen

Es sei Regenwassermanagement angedacht sowie die Abwasserwärme zu nutzen, sagte Kuhlmann. Darüber hinaus plane man Carsharing und Fahrradstellplätze einzurichten. Es werde eine Kita geben, so Kuhlmann weiter. Die Stellplätze würden nach der Landesbauordnung berechnet: einer pro Wohnung plus Radabstellplätze. Behindertengerechte Wohnungen berechne man ebenfalls nach der Landesbauordnung.

Was das Grundstück nebenan angehe, sei die Lage kompliziert. „Der Investor hat nur das Gelände der ehemaligen Bettfedernfabrik gekauft und ist in Gesprächen mit dem Getränkehändler“, so Kuhlmann. Zum aktuellen Stand wisse sie nichts. Selbstverständlich wünsche man sich, die gesamte Fläche auf einmal entwickeln zu können; es gebe dort aber nun mal drei Privateigentümer. Sie betonte, dass man mit dem neuen Bebauungsplan Möglichkeiten für Jahrzehnte schaffe, so dass die anderen Eigentümer sich künftig für Wohnbebauung entscheiden könnten. Der Geltungsbereich des neuen Bebauungsplans ist circa zwei Hektar groß und wird eingegrenzt von der Gnesener und Hofener Straße sowie dem Zuckerleweg.

Schmid kritisierte die niedrige Anzahl an Stellplätzen. „Besuch darf man dann aber nicht empfangen.“ Bei circa 400 bis 500 neuen Anwohnern, mit denen zu rechnen sei, sei dies weltfremd und müsse nochmals überdacht werden, forderte er.