Rosi Mittermaier feiert am Donnerstag ihren 60. Wir gratulieren – zu einem Leben, das eine ganz klare Linie hat.

Stuttgart - So ein Sechzigster kann ein richtig runder Geburtstag sein. Spontan fällt uns dazu die alte Geschichte mit Freddy Quinn ("Junge, komm bald wieder") ein - als wir dem einst zu seinem sechzigsten Geburtstag gratulieren durften, da hielt er uns statt der Hand seinen Bizeps hin und sagte: "Fühlen Sie mal." Es war ein gutes Gefühl.

Am Donnerstag wird nun Rosi Mittermaier sechzig Jahre alt, und man muss in dem Fall gar nicht hinlangen, um ihre Lust und Lebensfreude zu fühlen. Da reicht schon das Hingucken. Ihre einzigen Falten sind die Lachfalten, und die sind voll zur Geltung gekommen in der Sondersendung, die der "Blickpunkt Sport" des Bayrischen Fernsehens dieser Tage jener Frau gewidmet hat, die ganz Deutschland als "Gold-Rosi" liebt. Auch der IOC-Chef Jacques Rogge hat ihre Persönlichkeit persönlich gelobt - "und dieses Lächeln, das sie immer auf den Lippen hat".

Rosi Mittermaier darf, weiß Gott, mit sich glücklich sein. Sie hat etwas Gescheites aus ihrem Leben gemacht und ist immer durchgekommen, ohne Sprüche zu klopfen. Das ist das größte Kunststück in diesem Medienzeitalter, in dem viel zu viele Blender und Schaumschläger dermaßen wie die Fettaugen auf der Suppe schwimmen, dass dem Sportsfreund Norman Mailer einmal für die Nachwelt die Blähung entfuhr: "Die Stillen haben heutzutage nicht die geringste Chance, ausgenommen auf dem Friedhof." Rosi lebt noch - und schafft es.

Für die Zuspätgeborenen: Rosi Mittermaier hatte ihre verrückten fünf Tage bei den Olympischen Spielen in Innsbruck anno 76. Zweimal Gold und einmal Silber, an der Piste haben 25.000 Deutsche schunkelnd gesungen: "Rosi, Rosi, noch einmal, es war so wunderschön." Sie hat alle Herzen erobert, aber nicht nur wegen ihres Skifahrens, sondern wegen ihrer ganzen Art, die fast schon den Tatbestand der falschen Bescheidenheit erfüllt. Kein Fettnäpfchen, kein Skandal, nix, auf Schritt und Tritt war sie anständig. "Den fehlenden Ehrgeiz", sagt sie glaubhaft, "habe ich durch Spaß wettgemacht." Einer wie Michael Schumacher kann da nur mit dem Kopf schütteln. Der hat nicht erst am Wochenende dem Rubens Barrichello gezeigt, mit welcher Verbissenheit und Gefräßigkeit man Sport treiben kann.