Die Feuerwehr Korntal-Münchingen erfüllt ihre Aufgaben gut. Allerdings ist ihre Personaldecke viel zu dünn. Laut einem Gutachten fehlen 20 Aktive. Stadt und Feuerwehr arbeiten gemeinsam an einem Plan, mehr Mitglieder zu gewinnen.

Korntal-Münchingen - Das Gute zuerst: Die Freiwillige Feuerwehr Korntal-Münchingen erfüllt ihre Aufgaben. Sie ist zudem jung – im Schnitt sind die Aktiven knapp 39 Jahre alt. Zu diesem Urteil kommt das Ingenieurbüro Forplan. Im Auftrag der Stadt hatte es die Arbeit der Feuerwehrabteilungen Korntal und Münchingen untersucht. Demnach rückten in den vergangenen Jahren die Einsatzkräfte durchgängig rechtzeitig in der erforderlichen Stärke aus. Im Jahr 2011 war der erste Löschzug in mehr als 90 Prozent der Fälle spätestens 15 Minuten nach dem Alarm vor Ort. Dieses Ergebnis liegt über den Vorgaben.

 

Die Personaldecke ist zu dünn

Dennoch stellt Forplan der Situation in Korntal-Münchingen ein schlechtes Zeugnis aus. Die Personaldecke ist zu dünn. „Im Schnitt müssen Sie 70-mal im Jahr ausrücken“, rechnete Forplan-Gutachter Patrik Habeth jüngst im Gemeinderat vor. „Das ist viel, und dafür haben Sie zu wenig Leute.“ 88 Aktive gibt es in der Stadt, 108 sollten es für eine Kommune mit dieser Größe und Struktur sein. „Und eigentlich müssten Sie bei Ihrer Einwohnerzahl 116 Mitglieder haben“, sagte Habeth mit Blick auf Vergleichswerte aus dem Land.

Vor allem in Korntal mangelt es an Mitgliedern – hier leben nur 39 Aktive, in Münchingen sind es immerhin 51. „Seit Jahren schon alarmieren wir die gesamte Mannschaft“, sagt der Feuerwehrkommandant Thomas Bräuner dazu. Würde man nur die Aktiven aus dem Stadtteil benachrichtigen, aus dem der Alarm kommt, „hätten wir werktags meist nicht genug Leute“, bestätigt der Kommandant das Gutachten. Ein weiteres Problem: es fehlt an Mitgliedern mit Spezialkenntnissen, etwa mit Führerscheinen oder weiterer Geräteausbildung.

„Wir wissen nicht, woran das liegt“

Viele Wehren klagen über Mitgliedermangel. Dennoch „ist Korntal-Münchingen ein Ausreißer nach unten“, so der Gutachter Habeth. Die Frage nach dem Warum hat sich Kommandant Bräuner oft schon gestellt. „Wir wissen nicht, woran das liegt“, sagt er. Die städtische Struktur sei keine Erklärung – im benachbarten Stuttgart-Weilimdorf habe die Wehr nämlich keine Probleme, Mitglieder zu rekrutieren.

„Tun Sie was, sonst brauchen Sie bald eine Berufsfeuerwehr“, appellierte Habeth an den Gemeinderat. Bei einem Dreischichtbetrieb inklusive Urlaubstagen bedeutet dies, dass die Kommune mehr als 80 Feuerwehrleute einstellen müsste. Kostenpunkt: 4,2 Millionen Euro pro Jahr. Als Fazit schlägt der Gutachter vor, dass die Verwaltung unter ihren Angestellten stärker Werbung für die Feuerwehr macht. Bereits jetzt präsentiert sich die Wehr verstärkt in Schulen und auf Stadtfesten.

Hönes: Der Prophet wird im eigenen Land nicht immer gehört

Der CDU-Stadtrat Martin Hönes, Mitglied der Feuerwehrabteilung Münchingen, hatte sich 2012 dafür stark gemacht, die Feuerwehrbedarfsplanung an ein Gutachterbüro zu vergeben. Die erste aus dem Jahr 2008 stammt noch vom Kommandanten. Jedoch komme es vor, „dass der Prophet im eigenen Land nicht immer gehört wird“, so Hönes. Er hoffe, dass die Zahlen eines externen Gutachters nun in jedem Fall Konsequenzen nach sich ziehen.