Umweltgifte wie perfluorierte Kohlenwasserstoffe aus Imprägniermitteln reichern sich sogar im Gewebe von Eisbären an. Forscher nutzen die Tiere als lebende Sensoren.

Stuttgart - Manche Forscher bezeichnen das Fettgewebe der Eisbären als eine Art Gedächtnis für die Umweltsünden der Menschen. Denn dort, wo die Bären leben, wohnen meist nur wenig Menschen, und es fehlt Industrie. Trotz dieser Abgeschiedenheit finden Wissenschaftler bei Analysen in den Tieren immer mehr Chemikalienrückstände aus dem Alltagsleben, die den weiten Weg in die Arktis geschafft haben. Der kanadische Toxikologe Jonathan Martin hat nun den nächsten besorgniserregenden Trend einer globalen Umweltverschmutzung im Eisbärblut entdeckt. Die Konzentration an perfluorierten Kohlenwasserstoffen (PFC) steigt deutlich an. Diese Substanzklasse verleiht vielen Produkten sehr gute fett- und wasserabweisende Eigenschaften. Sie wird weltweit vielseitig eingesetzt als Imprägniermittel für Teppiche, Leder und Textilien wie Outdoorbekleidung, in Skiwachs, Löschschäumen der Feuerwehr, in Kosmetika und bei Papier- und Verpackungsmaterial mit Kontakt zu Lebensmitteln. Nach Martins Messungen hat sich die Konzentration dieser Industriechemikalie im Eisbärblut binnen acht Jahren etwa verdoppelt.