Die App „Beer With Me“ erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. In den gängigen App Stores rangiert sie bereits knapp hinter den erfolgreichsten sozialen Netzwerken. Wer steckt hinter der Idee? Und was kann die App?

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart/Malmö - Das Handy zwitschert, fiept und klingelt nicht mehr nur, bei vielen Studenten und jungen Menschen ploppt es inzwischen auch. „Beer With Me“ heißt die neue App, die sich mit dem charakteristischen Klang, der beim Öffnen einer Bierflasche entsteht, meldet.

 

Die Funktionsweise von „Beer With Me“ ist simpel – und erfüllt nur einen Zweck: In der App können Nutzer Freunden und Bekannten, mit denen sie sich zuvor vernetzt haben, anzeigen, dass sie gerade Bier, Wein, Cocktails oder andere Getränke konsumieren. Öffnet der Nutzer in der App ein virtuelles Bier, ist zudem sichtbar, wo er sich befindet. Seine Freunde können sich per Google-Maps dorthin leiten lassen oder ihm einfach über die Anwendung zuprosten. Sehr viel mehr Funktionen bietet die Anwendung nicht. Vernetzen können sich User mit einem QR-Code oder indem sie direkt nach dem Nutzernamen eines anderen suchen. Auch ein Umgebungsscan per Bluetooth ist möglich.

Erfinder kommen aus Schweden

„Beer With Me“ wird in Deutschland immer beliebter. Laut dem Branchenportal chip.de rangiert die kostenlose App im Apple-App-Store in der Kategorie „Soziale Netzwerke“ mittlerweile unter den Top 10, knapp hinter WhatsApp, Facebook und Co. Im Google-Play-Store wurde sie bereits mehr als 500.000 Mal heruntergeladen.

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Entwickelt haben die App drei schwedische Programmierer. Henrik Antonsson, Jonas Knutsson und Anders Tidbeck aus Malmö hatten die Idee, als sie am Ende einer durchzechten Nacht herausfanden, dass Freunde den Abend in einer Bar gleich nebenan verbracht hatten. „Wir kamen zu dem Schluss, dass wir eine einfache App mit nur einem Knopf brauchen, mit der man dem anderen mitteilen kann, dass es eine Chance gibt, sich zu treffen“, schreiben die Entwickler auf Nachfrage unserer Redaktion. 2012 starteten die drei, die hauptberuflich alle als Software-Entwickler arbeiten, die App. Fünf Jahre lang sei sie nur von ihnen selbst und ihren Freunden benutzt worden, sagen Antonsson, Knutsson und Tidbeck.

Die deutsche Version gibt es seit Mai dieses Jahres

Seit Mai gibt es neben der englischen Version der App auch eine deutsche Fassung. Die Programmierer freuen sich besonders, dass sich „Beer With Me“ ganz ohne Werbung und nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda hierzulande so schnell verbreitet hat.

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Den Bedenken, dass die App auch zum Alkoholkonsum verleiten könnte, halten Henrik Antonsson, Jonas Knutsson und Anders Tidbeck entgegen, dass die ursprüngliche Idee nicht gewesen sei, Freunden und Bekannten zu zeigen, wie viel und wie schnell man trinken könne. Man könne genauso argumentieren, dass durch die App das Trinkverhalten sichtbarer werde und dadurch Angehörige oder Freunde auf bedenklichen Alkoholkonsum von Nutzern reagieren könnten.

„Man tritt nur über den Alkohol in Kontakt“

Connie Holler, Bereichsleiterin des Beratungs- und Behandlungszentrum für Suchterkrankungen der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart, argumentiert, dass Alkoholkonsum durch die App verharmlost werde. „Man tritt ja quasi nur über den Alkohol in Kontakt“, sagt Holler. Wenn man sich zum Beispiel zum Fußballschauen treffe, habe man „eine andere Sache, die verbindet“. Ein Treffen, das aufgrund der App zustande komme, habe allein das Ziel, gemeinsam Alkohol zu konsumieren.

Verteufeln will Holler die App indes nicht. Die Funktion, eine Chronik des Trinkverhaltens anlegen zu können, sei für Suchtkranke sogar hilfreich. „Wir sagen zu Leuten, die zu uns kommen und Hilfe benötigen, dass sie doch einmal aufschreiben sollen, wie viel sie trinken.“