Der Bau- und Wohnungsverein Stuttgart feiert Richtfest an der Beethovenstraße 60 bis 70. Die 48 neuen Wohnungen sind alle barrierefrei. Mit 12,5 Millionen Euro wird das Projekt allerdings wesentlich teurer als zunächst angenommen.

Stuttgart-Botnang - Die drei neuen Gebäude an der Beethovenstraße 60 bis 70 nehmen Gestalt an. Am vergangenen Freitag wurde auf der Baustelle das Richtfest gefeiert. „Das ist immer ein besonderes Ereignis“, sagte Thomas Wolf, der Vorstand beim Bau- und Wohnungsverein Stuttgart. „Heute kann man schon die Dimension der Baukörper sehen und was hier am Eingang von Botnang entsteht.“ Von der Größe unterscheiden sich die Neubauten nicht so sehr von den alten Gebäuden aus den 1920er Jahren, sagte Architekt Steffen Keck. „Aber im Inneren und mit der Nutzbarkeit sind die Bauten nicht zu vergleichen.“ Die 48 Wohnungen seien alle barrierefrei erschlossen. Die Grundrisse seien zeitgemäß. Zu jeder Wohnung gehört jeweils ein Tiefgaragenplatz. „Zum Beginn des Jahresendes wollen wir anfangen, die Wohnungen zu übergeben“, betonte Steffen Keck.

 

12,5 Millionen Euro wird der Bau- und Wohnungsverein am Ende wohl in die Hand genommen haben, um das Projekt zu realisieren. Das ist wesentlich mehr Geld als zunächst angenommen. Ein Grund dafür sei die Hanglage zur Haydnstraße hin, die sich nicht besonders gut zum Bauen geeignet hat. „Wir hatten erheblichen Mehraufwand beim Fundamentieren“, sagte Wolf.

Allerdings habe auch die Verzögerung beim Abriss eine große Rolle gespielt. „Wir haben letztendlich eine enorme Baukostensteigerung gehabt, die uns endlose schlaflose Nächte gekostet hat“, sagte Keck. Schon Ende 2015 sollten die Gebäude leer stehen. Doch zwei Mietparteien wollten partout nicht ausziehen (wir berichteten). Der Fall musste vor Gericht entschieden werden. Im August 2017 konnte der Abriss der alten Gebäude dann beginnen. „Ich kann mir heute nicht ganz verkneifen, kurz zurückzublicken“, sagte Wolf. „Es gab Turbulenzen, die stark politisch motiviert waren.“ Mitarbeiter und Vorstand des Bau- und Wohnungsvereins seien massiv beschimpft worden. Man habe sich viele Vorwürfe gefallen lassen müssen, obwohl der Verein seit 150 Jahren sozial-verträglichen Wohnungsbau mache. Und das sei dokumentiert.

Der Bau- und Wohnungsverein hat 240 Wohnungen in Botnang

Auch Bezirksvorsteherin Mina Smakaj lobte den Bau- und Wohnungsverein. Er sei den Bestandsmietern mit Rat und Tat, Ersatzwohnungen und auch finanziellen Mitteln in der Auszugsphase zur Seite gestanden. Für den Verein sei im Fokus gestanden, den Umzug der Bestandsmieter erträglich zu machen. „Diese Erfahrung habe ich vor bald zehn Jahren als ehemalige Mieterin des Bau- und Wohnungsvereins ebenfalls machen können – damals in der Haydnstraße“, sagte Smakaj. „Als Bezirksvorsteherin kann ich für die Bezirksverwaltung sprechen, wenn ich sage, dass der Verein transparent mit seinen Bauvorhaben umgeht, informiert und teilhaben lässt. Beispielhaft, wie ich finde.“

Interesse an den 48 Neubauwohnungen sei zwar schon vorhanden, aber noch nicht so groß. Die Vermarktung starte ja auch erst rund viereinhalb Monate vor der Fertigstellung, sagte Jürgen Oelschläger vom Bau- und Wohnungsverein. Selbstverständlich hätten die alten Mieter die Chance, wieder zurückzuziehen. „Wir werden dann Besichtigungen anbieten. Der persönliche Kontakt ist uns sehr wichtig“, betonte Oelschläger.

Der Bau- und Wohnungsverein ist mit seinen insgesamt 240 Wohnungen einer der größten Vermieter in Botnang. Etwa die Hälfte des Vereinsbestandes an Wohnungen befindet sich im Brahmsweg und in der Haydnstraße (insgesamt 91 Einheiten). Die Wohnanlage Kullenbergstraße (38 Einheiten) wird derzeit im bewohntem Zustand energetisch saniert. Voraussichtlich Ende des Jahres wird diese Maßnahme beendet sein.