Still, blass, voll uncool und der totale Streber? Das ist der 15 Jahre alte Marcus Nonn aus Vaihingen nun wirklich nicht. Im Gegenteil: Der Schüler ist lässig und nett – und eben schlau.

Vaihingen/Enz - Oho, unser Überflieger“, ruft ein Schüler beim Vorbeilaufen im Treppenhaus des Friedrich-Abel-Gymnasiums (FAG) in Vaihingen an der Enz und grinst. Die Replik, er könne ja auch so viel lernen, um ebenso gute Noten zu schreiben, quittiert er mit der Antwort: „Ne, da nützt alles Lernen nichts, das schafft keiner.“

 

Mit dem „Überflieger“ ist der 15 Jahre alte Marcus Nonn gemeint, der als jüngster Abiturient des FAG demnächst in die Geschichte jener Schule eingehen wird. Im Juni wird er sein Abiturszeugnis in der Hand halten – wenn alles gut geht, knapp eine Woche vor seinem 16. Geburtstag. Was danach kommt, weiß der Jugendliche schon: „Ich möchte Jura in Heidelberg studieren“, erzählt er. Jura sei ein sehr geregeltes und systematisiertes Fach, damit könne er viele seiner Interessen verbinden. Zudem liege Heidelberg nicht allzu weit von seinem Wohnort Vaihingen entfernt, dorthin könne er zumindest im ersten Studienjahr auch mit dem Zug pendeln.

Er kam mit Fünf in die Schule und übersprang dort eine Klasse

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass ein 15 Jahre alter Junge sein Abitur schon in diesem Alter angeht, anstatt – wie seine Mitschüler – mit 17 oder 18 Jahren? Die Antwort ist einfach: Er hat eben eine ungewöhnliche Begabung. Und die fiel schon früh auf, nämlich bereits im Kindergarten. Dort empfahlen die Erzieherinnen seinen Eltern, ihn schon vorzeitig mit fünf Jahren in die Schule zu schicken. Auch dort wurde Marcus Nonn bald positiv auffällig. Er lernte in der ersten Klasse kurzerhand den Stoff für die zweite Klasse gleich mit und übersprang dann im nächsten Schuljahr eine Klasse.

Was sich für viele nach typischem Streber anhören mag, scheint allerdings mitnichten der Fall. Denn der 15-Jährige ist zwar sehr schlau, aber wie andere Jugendliche ebenso cool, sportlich und vielseitig interessiert. Und das Wichtigste: „Natürlich habe ich Freunde, wie alle anderen in meinem Alter auch“, sagt er, betont aber, wie wichtig gerade in seinem Fall das eigene Verhalten sei. „Man darf sich halt nicht für was Besseres halten, dann akzeptieren die anderen das auch.“

„Das mit dem fotografischen Gedächtnis ist ein Mythos“

Derzeit hat er einen Notenschnitt von 1,1, bis zum Abitur will er sich noch auf 1,0 hocharbeiten. Auch wenn man es nicht vermuten mag: Selbst Marcus Nonn muss lernen. „Klar lerne ich, aber wahrscheinlich eben anders und effektiver als andere. Mir fliegt auch nicht alles zu, da steckt schon auch Arbeit dahinter.“ Dabei unterstellten ihm viele, dass er über ein fotografisches Gedächtnis verfüge. „Das ist auch so ein Mythos, aber das ist Quatsch. Ich lese schneller und genauer und kann mir die Dinge einfach besser merken.“

Eine Fähigkeit, die ihm in allen Fächern zugutekommt, etwa in Englisch. Und diese Sprache braucht er für einen Debating-Wettbewerb, in dem es darum geht, sich über ein vorgegebenes Thema mit den anderen Teilnehmern auszutauschen und lebhaft zu debattieren. Vor Kurzem schaffte Marcus Nonn dabei den Sprung ins deutsche Nationalteam, mit dem er im August zur Weltmeisterschaft auf die indonesische Insel Bali fliegen wird.

Hans-Joachim Sinnl, der Schulleiter des FAG, ist stolz auf seine erfolgreichen Schüler. Zum einen habe er ein tolles Lehrerkollegium, zum anderen habe das Gymnasium ein großes Angebot an individuellen Austauschprogrammen und freiwilligen Arbeitsgruppen. „Das Schöne ist bei uns, dass die Fachschaften keine Konkurrenz untereinander leben, sondern einfach ihre Arbeit am Schüler zeigen möchten und denen das extrem zugutekommt“, sagt Sinnl. Ob das für die Schulen zuständige Kultusministerium eigentlich von den tollen Leistungen der Schüler weiß? „Nein, das glaube ich nicht“, sagt Sinnl. Ihm sei es wichtiger, dass es den Schülern gut gehe. „Uns geht’s um die Kinder, und sonst um nichts“, sagt der Schulleiter.