Reise: Annette Schwesig (apf)

Der Klassiker dieser Art Literatur ist selbstredend das „Sams“. Der Alltag der Hauptfigur Herr Taschenbier ist, bevor das Sams in sein Leben tritt, erwartbar bis trist. Durch das wundersame Wesen Sams wird das Leben des schüchternen Herr Taschenbier verzaubert und verschönert. Ein typisches Stilmittel Maars ist es, den Einbruch des Poetischen oder Wunderbaren in die Realität durch Reime anzuzeigen. Dadurch werden die kleinen Leser quasi an die Hand genommen und aus der Realität in das Reich des Schönen entführt – und am Ende genauso sanft wieder zurückgeleitet. Man kann das Pädagogik nennen, man kann das aber auch einfach Schöne Literatur nennen. Was machen erfolgreiche Schriftsteller mit ihren erwachsenen Lesern denn anderes? Man geht anders aus dem Buch heraus, als man hineingegangen ist, man ist leichter als zuvor, aber nicht betäubt. Das schaffen die mittlerweile sieben „Sams“- Bücher, das schaffen aber auch alle die anderen Werke. „Ich habe rund 50 Bücher geschrieben, manchmal hab ich es schon satt, immer nur nach dem ,Sams’ gefragt zu werden, “ sagt Maar. Sein Lachen dabei ist sehr eigen: es ist leise, glucksend und scheint ganz nach innen zu gehen und dort langsam zu versickern.

 

Maar ist im Lauf seines langen Lebens – seit vergangenen Donnerstag sind es 75 Jahre – den Weg durch alle Genres und Gattungen gegangen: er hat Romane, Gedichte, Theaterstücke geschrieben. Zuvor hat er in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Künste studiert, danach als Kunsterzieher unter anderem an einem Gymnasium in Stuttgart-Feuerbach gearbeitet. Nach wenigen Jahren als Oberstudienrat hat er diese sichere Position an den Nagel gehängt und ist freier Autor geworden. Das Malen und Zeichnen hat er deshalb jedoch nicht aufgegeben. Viele seiner Bücher hat er selbst illustriert. Immer schon hat er auch mit der Musik geliebäugelt, in den letzten Jahren vermehrt. Er hat eine Kinderoper geschrieben, ein Musical und vor zwei Jahren die CD „Das fliegende Kamel“, ein Hörbuch mit Musik, veröffentlicht. Unlängst wurde mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks „Paulas Reisen“ aufgeführt. „Jetzt fehlt eigentlich nur, dass ich noch zu tanzen anfange“, sagt er und schüttelt mit einem schelmischen Grinsen seine grauen Locken.

Neue Pläne behält Paul Maar erst einmal für sich

Natürlich hat er Pläne und Ideen für neue Werke. Darüber redet er aber nicht gerne. Nicht nur in der Öffentlichkeit nicht, auch seiner Familie erzählt er ungern von unfertigen Geschichten. „Die sind dann in der Welt und ich hab nicht mehr die Möglichkeit, sie noch zu verändern. Auch hab ich Angst, dass in diesem Stadium Kritik meine Schreibeuphorie zerstören könnte, erläutert Maar. „Während des Schreibens bin ich empfindlich wie eine Mimose. Danach bin ich sehr erpicht auf Kritik. Auch auf harte.“ Die Kritik, auch harte, kommt von Sohn Michael. Michael Maar ist ebenfalls Autor, vor allem aber einer der originellsten Literaturwissenschaftler und besten Essayisten überhaupt im deutschsprachigen Raum. „Früher war es so, dass Michael gefragt wurde, ob er der Sohn von Paul Maar ist. Mittlerweile ist es so, dass ich gefragt werde, ob ich was mit Michael Maar zu tun habe“, erzählt Paul Maar. und man hat nicht den Eindruck, als ob ihn das kratze. Da ist sie dann doch kurz, die Bescheidenheit des typischen Kinderbuchautors.