Impfung und Sprays Was gegen Zecken hilft

Weil es in Tälern oft zu warm und trocken ist, weichen Zecken inzwischen auch in Höhenlagen von 500 bis 700 Höhenmetern aus. Foto: dpa/Patrick Pleul

Der Gemeine Holzbock bekommt Konkurrenz: Die Auwald-Zecke ist fast genauso häufig unterwegs. Die FSME-Fälle sind zwar gesunken, Entwarnung gibt es trotzdem nicht.

Zecken machen sich in höher gelegenen Regionen breit – ihnen ist es in den tiefer gelegenen Gebieten zunehmend zu warm. Zudem machen sich auch neue Zeckenarten breit. Fragen und Antworten zu den ungeliebten Spinnentieren.

 

Hat die Zecken-Saison schon begonnen?

Ja. Die Wohlfühltemperaturen der Zecken liegen bei etwa 18 Grad Luft- und 13 Grad Bodentemperatur. Die meisten Arten sind aber schon ab etwa sieben Grad nicht mehr in Winterstarre und dann aktiv auf der Suche nach einer Blutmahlzeit, um sich entwickeln und vermehren zu können. „Die Gefahr beginnt nicht erst im Wald. Wenn die Bedingungen für die Zecken im Garten passen, dann findet man sie auch dort“, sagt Klaus Oehme, Biologe beim Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.

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Wo in Baden-Württemberg muss man besonders aufpassen?

Eigentlich überall. Abgesehen vom Stadtkreis Heilbronn ist das ganze Land FSME-Risikogebiet. Das bedeutet, es besteht bei einem Zeckenstich überall die Gefahr, sich mit dem Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu infizieren, einer Form der Hirnhautentzündung. Hinzu kommt, dass sich die Zecken auch innerhalb der Risikogebiete weiter ausbreiten. „Wir beobachten sie inzwischen auch in höheren Gebieten im Land“, sagt Klaus Oehme.

Was ist die Ursache für diese Ausbreitung?

Zecken brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit zum Leben. „Durch die Veränderung des Klimas finden Zecken diese optimalen Lebensbedingungen inzwischen in neuen Gebieten“, sagt Klaus Oehme vom Landesgesundheitsamt. Weil es in Tälern oft zu warm und trocken sei, weichen die Tiere auch in Höhenlagen von 500 bis 700 Höhenmetern aus. Sie sind aber auch schon in 1500 Meter Höhe gesehen worden. „In Baden-Württemberg zählen vor allem der Landkreis Ravensburg, der Bodenseekreis und der Ostalbkreis zu den Kreisen“, sagt Klaus Oehme. In den tiefer gelegenen Landkreisen gingen die FSME-Zahlen zwar zurück. „Sie sind aber trotzdem weiterhin Risikogebiete.“

Gegen FSME kann man sich impfen. Wie lange hält dieser Schutz?

Nach einer Grundimmunisierung durch drei Impfungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine erste Auffrischung nach drei Jahren und dann alle fünf Jahre. Je nach verwendetem Impfstoff sollte die Impfung ab dem Alter von 50 beziehungsweise 60 Jahren alle drei Jahre aufgefrischt werden.

Ist eine FSME-Impfung für Kinder empfehlenswert?

Zugelassen sind die Impfstoffe für Kinder ab einem Jahr. Unter Kinderärzten und auch innerhalb der Ständigen Impfkommission besteht allerdings breiter Konsens, dass eine Impfung bis zu einem Alter von mindestens drei Jahren wenig sinnvoll ist. Bei Kleinkindern verläuft eine FSME-Erkrankung meist mild, auf die Impfung reagieren aber 15 Prozent mit Fieber. Manche Kinderärzte raten, bis zum Alter von sechs Jahren zu warten und zu schauen, ob das Kind überhaupt mal von einer Zecke gebissen wird – nicht alle Menschen sind anfällig. Nach Zecken absuchen muss man Kinder auch mit Impfung: Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare Borreliose hilft die Spritze nicht.

Inzwischen erregen die Tropenzecken Aufsehen. Wie steht es um ihre Entwicklung?

Tropenzecken übertragen schwere Krankheitserreger wie das Zecken-Fleckfieber. Dass den Forschern an der Universität Hohenheim in den Jahren 2019 und 2020 fast 200 solcher Exemplare zugesandt wurden, sorgte deshalb für Aufsehen. „Im Jahr 2021 haben wir nur 19 Tropenzecken bekommen, weil die Temperaturen niedriger waren als in den beiden langen, trockenen Sommern zuvor“, sagt Ute Mackenstedt, Zeckenforscherin an der Universität Hohenheim.

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Sind auch neue Zeckenarten unterwegs?

Bislang gilt der Gemeine Holzbock als die am weitesten verbreitete Zeckenart in Deutschland. Nun bekommt er Konkurrenz von der sogenannten Auwald-Zecke, die bislang in Deutschland nur vereinzelt beobachtet wurde. „Inzwischen ist sie fast genauso weit verbreitet wie der Gemeine Holzbock, weil sie Trockenheit sehr gut aushalten kann und auch sehr kälteresistent ist“, sagt Ute Mackenstedt. Die Auwald-Zecke gehört zu den Buntzecken, ist rund zwei Millimeter größer als der Gemeine Holzbock und hat ein auffälliges schwarz-gelb gemustertes Rückenschild. Sie ist besonders in den Monaten März und April sowie im September und Oktober aktiv.

Überträgt die Auwald-Zecke auch Krankheiten?

Ja, sie kann auch FSME übertragen. Allerdings sind vor allem Hunde gefährdet. Denn die Auwald-Zecke kann einen Einzeller übertragen, der die sogenannte Babesiose auslöst – auch Hundemalaria genannt. Bei dieser Infektionskrankheit werden die roten Blutkörperchen zerstört. Wird ein infizierter Hund nicht behandelt, stirbt er daran. Zum Schutz gegen Zecken gibt es für Hunde Anti-Zecken-Mittel, Halsbänder und Tabletten.

Auch für Menschen gibt es jede Menge Anti-Zecken-Mittel. Was taugen sie?

Am weitesten verbreitet sind Mittel, die auf Haut oder Kleidung aufgetragen werden. „Sie bieten einen gewissen Schutz, der aber zeitlich begrenzt ist. Deshalb müssen sie mehrfach aufgetragen werden“, sagt Klaus Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Die Stiftung Warentest hat 2017 Anti-Zecken-Sprays sowie Kombipräparate, die zusätzlich vor Mücken schützen sollen, getestet. Das Ergebnis: 12 der 14 Sprays zeigten eine Wirkung.

Wie funktionieren Zeckenfallen?

Das Prinzip ist simpel: Man stellt spezielle Köderdosen, die Duftstoffe enthalten, am Rand des Gartens auf. Die Zecken wandern dann einfach hinein. Das Problem daran: Nur manche Zeckenarten wie die Auwald-Zecke bewegen sich aktiv auf ihren Wirt zu – können also in eine Falle gehen. Andere Arten wie der Gemeine Holzbock warten auf einem Grashalm oder Strauch darauf, dass ein Wirt vorbeikommt, an dem sich die Zecke dann festklammern kann.

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