Ein Glas Wein in der Hand, Häppchen auf dem Teller, Livemusik: Seit 25 Jahren vermittelt das Stuttgarter Sommerfest den Daheimgebliebenen südländisches Flair mitten in der Stadt. Am Donnerstag geht’s los, das Wetter scheint mitzumachen.

Stuttgart - „Hebet des Sommerfest“: Mit einem Stoßgebet beginnt die eigentliche Erfolgsgeschichte der Open-Air-Flaniermeile im Herzen der Stadt. „Heben“ kann man dabei als schwäbisches „halten“ definieren, „anheben“ passt in dem Kontext aber auch. „Hebet des Sommerfest“ bat Ulrich Schill, damals Vertriebsvorstand bei Dinkelacker, die neuen Veranstalter. Bei In Stuttgart war man da nicht so sicher: Zur Rad-Weltmeisterschaft 1991 war die Veranstaltung erfunden worden, aber die Premiere unter Regie der städtischen Veranstaltungstochter 2005 fiel verregnet aus. Doch es hat gehoben. Während am Dienstag auf dem Schlossplatz für die 25. Auflage die Pagodenzelte aufgeschlagen wurden, saßen bei der Auftaktpressekonferenz in Carls Brauhaus zufriedene Menschen am Tisch. In den vergangenen Jahren gingen die Besucherzahlen aber auch das Niveau der Veranstaltung, mit kleineren Ausrutschern, kontinuierlich nach oben. 2014 wurden an den vier Tagen rund 500.000 Menschen gezählt.

 

Am Donnerstag läuft die Jubiläumssause gegen 11 Uhr gemächlich an, offizieller Start ist um 17 Uhr. Drei Gastronomen sind neu dabei. Das Restaurant Le Pastis löst zwischen Planie und Neuem Schloss Heilings Restaurant im Paladion aus Böblingen ab. Vor dem Kunstgebäude wird anstelle des Cafés Künstlerbund erstmals Carls Brauhaus die Besucher verköstigen. An der Stirnseite des Eckensees bei der Oper folgt das Hotel Zehn-Brunnen aus Renningen auf die Nachtschicht aus Untertürkheim. Außerdem will an der Jubiläumssäule der frühere Sternekoch Remy Butterlin mit Bouillabaisse südfranzösisches Flair verbreiten – inklusive Kochshows.

35 Bands, 120 Stunden Livemusik

Das Bier zum Fest stammt aus Stuttgart: Die Brauerei Dinkelacker ist quasi „Gründungsmitglied“ der Veranstaltung. Zum Jubiläum hat sie sich ein Gewinnspiel ausgedacht, bei der es eine Fahrt in der Montgolfiere zu gewinnen gibt. Auch der Wein kommt seit 2010 aus der Stadt und ihrer direkten Nachbarschaft. Noch länger als bei den Gastronomen ist laut In Stuttgart die Warteliste bei den Sängern und Bands. Wie in den Vorjahren werden auf den fünf Bühnen 35 Bands spielen, die es zusammen auf 120 Stunden Livemusik bringen. Lokalmatadoren sind und bleiben Wirtschaftswunder, der Elvis-Imitator Eric Prinzinger, die Latino-Gruppe Aqua Loca oder die Partyband Mad Chick of Soul.

Alles eitel Freud’ und Sonnenschein? Nicht ganz. Dafür sorgt zum einen das Mindestlohngesetz, das es Aushilfen verbietet, sich nach ihrem regulären Job am Abend auf dem Sommerfest etwas hinzuzuverdienen. Zum anderen gibt es hinter den Kulissen Ärger beim Musikprogramm. Die Verwertungsgesellschaft Gema hat dieses Jahr laut Andreas Kroll, dem Geschäftsführer von In Stuttgart, die Flächen neu berechnet. Sie zähle nun „von Hausfassade zu Hausfassade“ und nicht erst von den Besucherwegen an. Die Folge: „Die Gebühren haben sich um das Fünffache erhöht – auf einen satten fünfstelligen Betrag.“ Dabei sei aber das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Das Sommerfest dauert von 6. bis 9. August. Die Öffnungszeiten: Donnerstag 11 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag 11 bis 2 Uhr und Sonntag 11 bis 23 Uhr.