Ich muss trotz Flugangst in einen Flieger steigen. Und dann ist da auch noch ein Terrorist an Bord. Aus dem Leben einer Filmstudentin. 

 21a. FLUGHAFENTERMINAL    INNEN/ TAG

 

Meine Flugangst ist in den letzten Jahren immer schlimmer geworden. Daher fliege ich so selten wie möglich und nur wenn es gar nicht anders geht. Ich gebe dann gerne ökologisch motivierte Gründe an, weil das gut klingt. Aber meiner Produzentin ist das egal. Wir müssen für ein Treffen nach Berlin, und da das Treffen am selben Tag stattfindet, ist das Flugzeug leider das schnellste - und ihrer Meinung nach "sicherste" -  Mittel.

                      PRODUZENTIN

          Dann versetzt uns die Mitfahrgelegenheit oder der Zug fällt aus. Passiert doch ständig.

                      ICH

          Aber beides kann nicht aus 11.000 Metern Höhe abstürzen. Das passiert nämlich auch ständig.

Unser Flug wird aufgerufen. Ich stehe auf und schmeiße mir zwei Baldriantabletten ein. 

21b. FLUGZEUG INNEN/ TAG

Ich überlasse ihr großzügig den Platz am Fenster, da ich mir das Übel da draußen nicht auch noch aus nächster Nähe anschauen muss. Stattdessen versuche ich es mir in dem undankbaren Sitz in der Mitte bequem zu machen. Ein Mann mit Turban nimmt den Platz am Gang ein. Er hat einen Koran in der Hand, betet leise vor sich hin und sieht sich immer wieder nervös um.

Habe ich erwähnt, dass ich in Verbindung mit dem Fliegen auch noch eine Terrorangst entwickelt habe?

Das Flugzeug setzt zum Abheben an. 

Ich versuche mich an diversen Entspannungsmethoden. Auf die Atmung achten. Sich an einen sicheren Ort denken, wo fröhlich Pinguine über saftige sonnenbeschienene Wiesen fliegen. 

Und dann stürzen sie ab. Tausende von Meter. Und knallen auf. Und sie gehen in Flammen auf und alle ihre Passagiere ebenso.

Vielleicht sollte ich das Denken lassen. 

Ich versuche mich mit lesen abzulenken, was ganz gut funktioniert. Doch dann fragt der Mann mit Turban die Stewardess, ob er sich mal das Cockpit anschauen dürfte. Sie sieht etwas überrascht und - wie ich finde - auch ein wenig ängstlich aus. Doch der Mann ist hartnäckig und schließlich gibt sie seinem Wunsch nach. 

Ich gucke mich um. Hat er noch Komplizen an Bord? Ich sehe keine. Alleine wird der doch wohl kein Flugzeug entführen. Oder etwa doch?

Da kommt er wieder zurück und setzt sich neben mich als ob nichts gewesen ist.

Ich muss ihn wohl angestarrt haben, denn er dreht sich zu mir.

                 MANN

       In dem Seminar haben sie gesagt, dass es hilft einmal ins Cockpit zu gehen und sich umzuschauen. 

Im "Wie werde ich Flugzeugterrorist"-Seminar oder was?

                  MANN

        Im Flugangst-Seminar. Ich habe unglaubliche Flugangst. Total idiotisch, ich weiß.

Ich muss lächeln, denn jetzt fühle ICH mich idiotisch. 

Als das Flugzeug endlich gelandet ist, spüre ich nichtsdestotrotz eine große Erleichterung. 

In Zukunft werde ich wieder Bahnfahren. 

Ist auch ökologischer.

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