Ich will das neue Jahr mit freiem Kopf beginnen, doch alte Marotten lassen mich nicht los. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

42a. WOHNZIMMER       INNEN/ TAG

 

Das neue Jahr steht in den Startlöchern und ich will gewappnet sein. Auch wenn ich Silvester für völlig überbewertet halte (ein Monat endet, ein neuer beginnt - what's the big deal?), habe ich dieses Jahr trotzdem das Gefühl, dass ich mit alten Sachen abschließen möchte um für das neue Jahr Platz zu schaffen. 

Das bedeutet aber auch das Fertigstellen alter Projekte, was ich bis jetzt vor mir hergeschoben habe.

42b. SCHNITTPLATZ/ FILMAKADEMIE    INNEN/ NACHT

Es dauert mal wieder alles länger als gedacht, die Technik treibt mich in den Wahnsinn. Und nach fünf Jahren Filmhochschule habe ich immer noch nicht begriffen, was eigentlich "Media offline" bedeutet (ich glaube, es ist nichts Gutes) - ich studier ja aber auch "Bleistift" wie die Kommilitonen gerne zu uns technikunversierten Drehbuchautoren sagen. 

Nach einer halben Nachtschicht ist es dann endlich so weit. Die Filme sind fertig und auf zwei (sicher ist sicher!) Festplatten kopiert. Ich bin ein wenig stolz auf mich - und hungrig. Nur wo krieg ich um die Uhrzeit noch etwas Nahrhaftes her...?

43c. MC DONALDS   INNEN/ NACHT

Na ja, nahrhaft ist wohl übertrieben, aber außer Fast Food hätte ich jetzt auch nichts mehr bekommen. Ich esse in Ruhe und breche dann auf.

43d. STRASSE     AUSSEN/ NACHT

Als ich kurz vor meiner Wohnung bin, stelle ich mit Schrecken fest, dass ich die Tüte, in der meine Festplatten waren, nicht mehr in der Hand habe. What the xf?$k?!

43e. MC DONALDS  INNEN/ NACHT

Ich gehe zurück in den Mc Donalds und suche dort nach meiner Tüte - doch sie ist nirgends zu finden. Jetzt erst fällt mir ein, dass die beiden Jungs, die in der Schlange hinter mir standen, mir ziemlich auf die Pelle gerückt waren. Ich gehe zur netten asiatischen und kleinen wie breiten McDonalds-Mitarbeiterin und versuche ihr mein Problem zu erklären. Sie guckt mich zunächst wie einen blinkenden Weihnachtsbaum an, dann aber hat sie endlich begriffen und zeigt mir sogar das Band der Videoüberwachungskamera. Da sehe ich auch die beiden Jungs hinter mir und mich, wie ich die Tüte beim Bestellen gedankenverloren auf den Boden stelle - und dort beim Weggehen vergesse. Die Jungs nehmen die Tüte und verlassen den Laden.

Ich bin am Boden zerstört. 

43f. POLIZEIWACHE   INNEN/ NACHT

Ich gebe eine Anzeige gegen Unbekannt auf, doch der verständnisvolle Polizist ("Feschdplatte? Ja, da kaufet se sich halt a paar Neue!") macht mir wenig Hoffnung darauf meine Tüte jemals wieder zu sehen. Vom Rechner in der Filmakademie habe ich schon alles gelöscht. 

Da raffe ich mich ein mal auf, alles schön und ordentlich zu einem Abschluss zu bringen und dann das. Geknickt gehe ich nach Hause. 

43g. WOHNZIMMER  INNEN/ TAG

Es ist Silvester und ich bin schlecht gelaunt. Mein Handy klingelt.

                   UNBEKANNT

      Hey, Steffi! Ich hab hier zwei Festplatten im Schnittraum gefunden. Sind das deine?

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Als ich den Schnittraum verlassen habe, habe ich vergessen, die Festplatten zurück in ihre Kartons zu stecken. Ich habe leere Kartons im McDonalds stehen lassen.

Ich bin so ein Trottel. Gott sei Dank.

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