Ich helfe einer Freundin bei ihrem Umzug. Und ich hasse Umzüge. Aber diesen werde ich nicht vergessen. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

ZIMMER/ WG    INNEN/ TAG

 

Es ist neun Uhr früh an einem Samstag. Schon jetzt ist es viel zu heiß. Doch anstatt den Tag gemütlich zu beginnen, stehen Mr. Big und ich inmitten von Gerümpel und Chaos in dem WG-Zimmer einer befreundeten Kommilitonin. 

Sie zieht aus Stuttgart weg, zu ihrem Freund nach - natürlich - Berlin. Sie freut sich auf den neuen Lebensabschnitt und ist höchst motiviert - auch wenn fast noch nichts in Umzugskartons gepackt wurde und alles einfach nur kreuz und quer im Zimmer verteilt ist. Sie scheint von uns zu erwarten, dass wir nicht nur die Kisten nach unten tragen, sondern sie auch erst mal packen. Darauf habe ich nun noch weniger Lust und ich schnappe mir ein kleines Regal, das leider leichter aussah als es tatsächlich ist. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen.

Das mache ich anscheinend gut, denn Mr. Big hängt mir zusätzlich noch eine schwere Tasche über die Schulter.

TREPPENHAUS  INNEN/ TAG

Natürlich wohnt meine Freundin im vierten Stock. Und schon nach den ersten Stufen merke ich, dass ich mich übernommen habe. Schweiß steht mir auf der Stirn und die Tasche rutscht mir immer wieder von der Schulter, so dass ich ständig anhalten muss. 

Die Jungs hinter mir, die ein schweres Sofa tragen, sagen schließlich leicht genervt, dass ich ihnen die Tasche einfach aufs Sofa legen soll. Und das Regal dann gleich mit. Die Tasche gebe ich ab. Mein Regal behalte ich aber und trage es nach unten. Ein bisschen aus Stolz - aber hauptsächlich um Zeit zu schinden.

ZIMMER/ WG    INNEN/ TAG

Das Zimmer leert sich langsam aber sicher. Alle packen mit an und es geht schneller als erwartet. Nur meine Freundin ist nirgends mehr zu sehen. Alle suchen sie schon. 

KÜCHE/ WG   INNEN/ TAG

Ich suche sie auch (das mache ich lieber als zu schleppen) und finde Mr. Big, der sich die Hand an einem Möbelstück aufgerissen hat. Wie auch immer er das wieder geschafft hat - er ist erst mal außer Gefecht gesetzt und kann nicht mehr weiter helfen. Ich bin neidisch.

STRASSE    AUSSEN/TAG

Der letzte Kleinkram wird in den Sprinter geworfen. Dann sind wir endlich fertig. Mittlerweile ist es Mittag. Wir sind alle kaputt - und hungrig. Meine Freundin ist immer noch nicht wieder aufgetaucht. Etwas unentschlossen lümmeln wir nun vor dem vollgepackten Sprinter rum, als sie auf einmal vor uns steht. 

Sie sieht aus wie ein Häufchen Elend, ist verheult und bleich.

             FREUNDIN (schluchzend)

    Er hat Schluss gemacht....Jetzt gerade... Kalte Füße... wegen Zusammenziehen.... Schluss gemacht.. Ich ziehe nicht um.

Sie weint bitterlich. Wir sehen uns alle betreten an.

             ICH (leicht entsetzt)

     Sollen wir jetzt etwa alles wieder hoch tragen?

Sie fängt wieder an zu heulen und geht zurück ins Haus.

Das heißt dann wohl Ja.

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