Auf dem Weg zum Set überfahre ich aus Versehen den tierischen Hauptdarsteller des Films. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

 26a. LANDSTRASSE   AUSSEN/ TAG

 

Ich sitze im Auto, bin müde und schlecht gelaunt. Es ist früh am Morgen und ich habe mal wieder versprochen bei einem Dreh auszuhelfen. Natürlich bin ich spät dran, dementsprechend schnell bin ich auch unterwegs. 

Und plötzlich sehe ich eine Katze auf die Fahrbahn laufen. Ich will noch ausweichen, doch auf der gegenüberliegenden Fahrbahn kommt mir ein Auto entgegen. Ich kann nichts tun. Ich fahre über etwas. Rumpeld. Krachend. Tränen schießen mir in die Augen. Ich bin ein Mörder. Ich habe eine Katze getötet. 

Doch als ich anhalte und mich umschaue, ist da nichts mehr auf der Fahrbahn.

26b. FILMSET   AUSSEN/ TAG

Als ich ankomme, ist schon viel los am Set. Trubel, Hektik. Das Übliche. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich noch völlig durch den Wind bin. Da werde ich panisch vom Set-Aufnahmeleiter angefahren.

                SET-AUFNAHMELEITER

        Hast DU Mr. Rochester gesehen?

                 ICH

        Hä? Welchen Mister?

                SET-AUFNAHMELEITER

         Na, die Katze. Mr. Rochester.

Um Himmels Willen.

               SET-AUFNAHMELEITER

          Das blöde Vieh ist vor ner Stunde abgehauen. Wenn die nicht mehr auftaucht ist der ganze Tag im Eimer. 

Er zieht hektisch weiter und kann daher nicht mehr beobachten, wie ich bleich werde.

26c FILMSET   INNEN/ TAG 

In einer Ecke sitzt die trauernde Katzen-Mama und weint. Um sie herum laufen Leute durch die Gegend und rufen nach Mr. Rochester. Trotz der Ahnung, dass es erfolglos sein wird, begebe ich mich ebenfalls auf die Suche: Wo wäre ich, wenn ich eine Katze wäre?

MONTAGESEQUENZ

26d. WIESEN/GÄRTEN/HÄUSSER  AUSSEN/TAG

Im Team suchen wir überall nach dieser verflixten Katze, klingeln bei den umliegenden Häusern, verteilen selbstgemalte Flyer, steigen auf Bäume - nichts. 

26e. FILMSET  AUSSEN/ ABEND

Die Katzte taucht einfach nicht mehr auf. Wir müssen improvisieren und andere Szenen drehen, die eigentlich nicht für den Tag geplant waren. Das klappt mehr schlecht als recht und mein schlechtes Gewissen zefrisst mich. 

Schließlich ist Feierabend.

26f. PARKPLATZ AUSSEN/ ABEND

Ich laufe zum Auto und erschrecke mich zu Tode. Unter meinem Auto sitzt eine Katze. Mr. Rochester. Auferstanden, um sich für seinen Tod zu rächen. Wie die Stephen-King-Katze in "Friedhof der Kuscheltiere". Aber die Katze sieht nicht besonders zombiemäßig aus. Eher putzmunter und sehr gepflegt. Hinter mir stürmt die Katzen-Mama hervor.

       KATZEN-MAMA

   Mr. Rochester!!

Sie nimmt die Katze auf ihre Arme und drückt sie an sich. Dann läuft sie glücklich davon.

Skeptisch inspiziere ich das Auto nochmals auf irgendwelche Unfall-Spuren. Doch ich finde nichts.

Ich sollte wirklich aufhören auf Studentendrehs zu helfen.

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