Affären, Beziehungen, Trennungen, Drama. Die Filmwelt ist klein und damit auch die Auswahl an Partnern. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

46. FILMPARTY  INNEN/ NACHT

 

Manchmal kommt es mir so vor als wäre die Filmwelt ein einziger großer Inzesthaufen. Da knutscht der auf der Party mit der einen, die doch eben noch mit dem zusammen war, den man selbst mal gut fand, der gerade mit der flirtet, die mal mit dem zusammen war, der da am knutschen ist. 

Diese Beziehungskreise, so kommt es mir vor, könnte man auf einer Filmparty beliebig weiter fortführen und ausweiten. Und würde man imaginäre rote Wollfäden von ehemaliger Affäre zu ehemaliger Affäre spinnen, dann hätte man am Ende ein verwirrt-verknotetes Woll-Kuddelmuddel durch den ganzen Raum. 

Und mitten in diesem Kuddelmuddel stehe ich dann da, und frage mich, ob das denn so normal ist, also in jeder Branche vorkommt, oder ob das irgendwie so ein Filmding ist, nach dem Motto: wir sind jung (also Mitte Dreißig), hipp (also mit großer Brille) und so unfassbar ungebunden (mit Partner und Kind Zuhause), dass das doch nicht der Rede wert ist. 

Aber nach einer Woche, in der ich trotz Arbeit, Meetings und Deadlines fast jeden Abend feiern war, ist das vielleicht auch kein Wunder. 

Was bei anderen Menschen die Flirtereien im Büro sind, sind in der Filmwelt die Flirtereien am monatlich wechselnden Filmset. Und das Hinfiebern auf die alljährliche Firmen-Weihnachtsfeier ist gleichzusetzen mit jeder Party im Anschluss an den abgeschlossenen Dreh, oder an das erfolgreiche Filmfestival, oder an das Teamtreffen, oder - einfach nur so. 

In der Filmwelt wird also recht viel gefeiert und das auch meistens weit weg von Zuhause.

Dazu kommt, dass man ständig eine Menge neuer Leute kennen lernt, alle total aufgeschlossen und ungebunden (wie war das noch mit Partner und Kind?) sind, alle mit bester Laune, da fernab des alltäglichen Trotts. 

Ein bisschen erinnert es mich an meine Jugend auf dem Dorf. Das war auch klein, da wusste man auch wer mit wem und die Auswahl war natürlich begrenzt. Und wenn ich genauer drüber nachdenke, dann hat sich seit damals eigentlich gar nicht so viel geändert. Außer, dass die Location kein Schuppen mehr ist, sondern ein hipper "Schuppen", und sich statt pubertärer Menschen, die sich wie Erwachsene benehmen, sich erwachsene Menschen wie Pubertäre benehmen. 

Aber ob das nun tatsächlich ein Filmding ist? Oder nur ein Problem unserer verlorenen Generation? Oder ist das gar kein Problem und ich bin einfach nur unfassbar spießig und konservativ? Oder ist es etwas ganz anderes?

Ich weiß es nicht. 

Ist mir aber auch egal.

Denn am Ende der Party lasse ich die Menschen in ihrem Kuddelmuddel zurück - und gehe mit Mr. Big nach Hause. 

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