Als Drehbuchautorin muss man sich nicht mit Technik auskennen. Dachte ich zumindest. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

55a. ZIMMER    INNEN/ TAG

 

Als Drehbuchautor hab ich mit Technik nicht besonders viel am Hut. Muss ich ja auch nicht. Wordprogramm anmachen, tippen, speichern nicht vergessen. Fertig. Schwierig wirds dann beim Drucken. Meistens blinkt irgendwas und blinken ist nicht gut, so viel weiß ich auch. Ich verschweige dann gerne, dass ich während der Ausbildung den ganzen technischen Schmarrn lernen musste. Hab ich aber alles vergessen - oder nie gekonnt. 

Als ich neulich zusagte, für einen Geburtstag ein kleines Filmchen zu drehen, habe ich nicht wirklich über die Konsequenzen nachgedacht. Ich hab das ja schließlich studiert, dachte ich mir. Kann ja nicht verkehrt sein. 

Jetzt steh ich in der prallen Sonne im aufgehitzten Zimmer, vor mir sitzen drei schwitzende Laien auf einem Sofa und warten mit großen Augen darauf, dass ich endlich anfange. Ich hab das "Equipment" dabei, was ich Zuhause so gefunden hatte. Ein altes Foto-Stativ von 1980. Eine Home-Video-Kamera. Eine Lampe. Auf dem winzingen Bildschirm der Kamera habe ich überall Schatten und die Menschen sehen blau aus. Ich bewege die Lampe hin und her, aber die Schatten gehen nicht weg. Und gegen den Blaustich gab es doch irgendwo einen Weiß-Abgleich. Nur wo? Und wie geht das? 

          LAIEN-DARSTELLER

   Wieso dauert das denn so lange? Du hast das doch studiert?!

Ich lächle geqäult und murmle etwas von technischen Problemen. Irgendwann hab ich dann den richtigen Weiß-Abgleich gefunden. Gegen die Schatten hab ich den Rollladen runter gelassen, jetzt ist das Bild zwar dunkler aber die dunklen Flecken sind weg. Geht doch. 

Wir fangen endlich an und dann läuft das Ganze auch überraschend gut. Zufrieden packe ich am Ende des Tages zusammen. Da war einiges Brauchbares dabei. 

55b. WOHNZIMMER  INNEN/ NACHT

Ich sitze seit gefühlten 72 Stunden ohne Schlaf am Schnitt des 5-Minuten-Films und bin kurz vorm Durchdrehen. Irgendwas stimmt mit meinem Schnittprogramm nicht. Der Film ist zu groß für meine Festplatte, obwohl er ja nur ganz kurz ist. Mein Laptop steht vorm Abrauchen und ich verstehe das Problem nicht. Am nächsten Tag schon ist der Geburtstag und nichts funktioniert. Mr. Big hat mehrmals seine Hilfe angeboten, aber ich bin zu stolz. Ich will es selbst schaffen. Als dann aber auch noch der Ton plötzlich an willkürlichen Stellen unsynchron ist, gebe ich auf. Ich zeige Mr. Big, was ich bis jetzt gemacht habe. Er schüttelt fassungslos mit dem Kopf und sagt, dass ich alles komplizierter gemacht habe, als es hätte sein müssen. Er wird noch mal von vorne anfangen müssen. Ich bin zu müde, als dass ich noch Kraft hätte, mich über mich zu ärgern. Ich krieche ins Bett und mache die Augen zu.

55c. SCHLAFZIMMER INNEN/ TAG

Der Film ist fertig. Mr. Big hat die Nacht durchgearbeitet. ich bin unendlich dankbar, habe aber auch ein riesengroßes schlechtes Gewissen.

          MR. BIG

    Tja, hättest du im Unterricht mal besser aufgepasst, dann hättest du das auch selber hinbekommen.

Hat er ja Recht. Vielleicht sollte ich mir noch mal meine alten Unterlagen zu Gemüte führen. 

Vielleicht aber sollte ich einfach das nächste Mal so eine Anfrage ablehnen. Oder gleich Mr. Big fragen.

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