Zwölf Einrichtungen fürs Wohnen und Arbeiten betreibt die diakonische Behindertenhilfe in Stuttgart, eine dreizehnte soll im Herbst an den Start gehen. Doch das allein reicht den Verantwortlichen nicht. Ihr großes Ziel heißt Inklusion.

Stuttgart - Selbst an einem regengrauen Tag fließt viel Licht in die Räume des Behindertenzentrums (BHZ) am Fasanenhof. Menschen mit Behinderungen finden hier eine sinnvolle Arbeit – entweder indem sie Firmenaufträge umsetzen oder indem sie kreative Geschenkideen fertigen. Zwölf Einrichtungen fürs Wohnen und Arbeiten betreibt die diakonische Behindertenhilfe in Stuttgart, eine dreizehnte soll im Herbst an den Start gehen. Doch das allein reicht den Verantwortlichen nicht. Ihr großes Ziel heißt Inklusion.385 Behinderte arbeiten in den Häusern am Fasanenhof, in Feuerbach, Birkach und Plieningen. Betreut werden sie von insgesamt 127 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei drei Millionen Euro und damit noch höher als im Erfolgsjahr 2012 mit 2,8 Millionen Euro. Die 38 Freiwilligen-Stellen (Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr) sind gefragt, doch noch seien ein paar Plätze unbesetzt, sagte Geschäftsführer Albert Ebinger bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Dienstag.

 

Im Herbst soll eine weitere Einrichtung in Feuerbach öffnen. Die Lutherkirche hat dem BHZ 600 Quadratmeter ihres Gemeindezentrums im Feuerbacher Burgenland zur Verfügung gestellt. Die neue Kreativwerkstatt soll 15 behinderten Beschäftigten und zwölf Betreuten Platz bieten. „Das wird gut“, sagt Dekanin Wiebke Wähling. Von den 540 000 Euro Kosten schultert das BHZ 360 000 Euro, der Rest kommt aus Zuschüssen.

„Jeder Mensch ist einmalig als Geschöpf Gottes. Ziel ist, dass man ganz normal miteinander lebt und arbeitet“, so Ebinger. Drei Inklusionsbeauftragte knüpfen seit mehr als zwei Jahren für das BHZ Kontakte. Derzeit suchen sie ehrenamtliche Inklusionsbegleiter, die Menschen mit Behinderungen zu Veranstaltungen oder Terminen bringen, damit diese häufiger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Die Fitteren sollen sich später eigenständig durch die Stadt bewegen. Ebinger betont: „Inklusion in die Gesellschaft kann nur mit der Gesellschaft gelingen.“ Mit der Volkshochschule (VHS) möchte die BHZ Bildungsangebote entwickeln. Zunächst ist an Kurse in Lesen, Schreiben und Rechnen gedacht, die später auch für Interessenten ohne Behinderung geöffnet werden sollen. Daneben wird das Projekt „Mit Behinderung im Krankenhaus“ weiter vorangebracht. Mit dem Diakonie-Klinikum hat das BHZ Vorschläge erarbeitet, wie Ärzte und Pflegepersonal den Umgang mit Behinderten verbessern können. Jetzt werden Schulungsmodule entwickelt.

Wichtig sei die Kooperation mit Firmen. 42 ihrer Menschen mit Behinderung hätten in Betrieben und Einrichtungen eine Stelle gefunden, sagt Ebinger. Sie arbeiten in Montage und Verpackung, aber auch in Altenheimen und Kindergärten. „Wenn auch die leistungsschwächeren Menschen einen Arbeitsplatz finden, ist viel erreicht.“

Die Projekte werden zunächst von Stiftungen wie der Baden-Württemberg Stiftung mitgetragen. Sorgen macht den Verantwortlichen die weitere Finanzierung, wenn ein Projekt ausläuft. Ebinger: „Da muss man mehr Energie und Ressourcen reingeben, als man denkt.“