Behördenzentrum Heilbronn Haben hier die Banausen das Sagen?

Die Kunstwerke, die Ingrid Schäffler-Wolf und Erwin Wortelkamp für den Innenhof des Behördenzentrums geschaffen haben, werden kaum gepflegt. Das Finanzministerium verspricht jetzt Abhilfe.
Heilbronn - Der weitläufige, künstlerisch gestaltete Innenhof des staatlichen Heilbronner Behördenzentrums mit Amts- und Landgericht, dem Staatlichen Hochbauamt und einer Polizeidienststelle ist eigentlich ein gutes Beispiel für gelungene Kunst am Bau.
Davon sind jedoch nur noch Bruchteile zu erkennen. Die Anlage ist stark verschmutzt, durch die Pflasterfugen und in den Beeten wuchert Unkraut, die Bepflanzung hat nur noch schwammige Konturen. Dabei hatte alles vielversprechend begonnen: 1983 war die Künstlerin Ingeborg Schäffler-Wolf mit der Gesamtgestaltung des Ensembles am Wollhaus beauftragt worden. Ihr Grundgedanke, inspiriert vom Gartenarchitekten Le Nôtre, war eine Verbindung von Gobelin- und Gartenkunst. Am Zugang mit einer Großskulptur eine Dominante setzen, im Innenhof mit Grün, Wasserläufen, Gartenteppichen und hervorgehobenen Vielecken eine Oase schaffen. Diesem Ort hat sie mit ihrer gestalterischen Vorstellung und zwingender Kraft eine große Form gegeben.
Die Künstlerin ist erschüttert und zornig
Dazu gehört auch ein Wechsel der Materialien, die „weichen“ Pflanzen werden durch Schnitt und strenge Betonkanten in Form gebracht. Das Grün sowie glatte, weiß gekachelte Flächen sind in Linienführung und Proportion an den Bauwerken ausgerichtet. Wasserläufe, gefasst in jetzt vielfach beschädigte Karlsruher Majolika, führen bis ins Innere eines Gebäudes. Mittlerweile sind die mit feiner Ironie aus großen Eibenbüschen geschnittenen „Behördensessel“ deformiert. Erschüttert und zornig steht die Künstlerin vor dem, was aus ihrer Arbeit geworden ist. Fotos dokumentieren, wie die Anlage einmal aussah. Am liebsten würde Ingeborg Schäffler-Wolf auf der Stelle das Unkraut herausreißen und der Unordnung zu Leibe rücken. „Dabei haben sie doch alle Pläne und Maße, um auch die Maßstäblichkeit zu erhalten“, sagt sie.
Ähnlich empört ist auch der Künstler Erwin Wortelkamp. Von ihm stammt die zweiteilige Skulptur „Fleiner Tor“. Das erhabene Werk greift thematisch die Zerstörung Heilbronns auf und ist Teil des Ensembles. Er sagt beim Betrachten der Fotos aus Heilbronn: „Das ist ja Wahnsinn, das kann doch nicht sein!“ Zwischen den beiden Skulpturteilen stehen zufahrtsbegrenzende Poller, die Spitze des liegenden Teiles ist von Grünzeug überwuchert. Vor Kurzem wurden außerdem zwei Parkplätze für Einsatzfahrzeuge der Polizei so angelegt, dass der liegende Teil der Skulptur hinter den parkenden Autos verschwindet und dass die aussteigenden Polizisten Gefahr laufen, sich die Hosenbeine aufzuschlitzen. Über diese Baumaßnahme wurden weder Schäffler-Wolf noch Wortelkamp informiert. Die Stadtverwaltung Heilbronn hat keinen Einfluss auf diese Entwicklung.
Das Finanzministerium zeigt sich einsichtig
Der Eigentümer, das Finanzministerium in Stuttgart, war über den Zustand der Anlage offenbar nicht im Bilde. Eine Sprecherin betont, wie nötig die Parkplätze für die Einsatzfahrzeuge sind. Man zeigte aber auch Einsicht. Im Juli würde im Rahmen der üblichen Maßnahmen der Pflanzenschnitt anstehen, danach die Reinigung. Außerdem will man auf die Künstler zugehen. Zusammen mit dem Heilbronner Behördenleiter soll die Wiederherstellung versucht werden. Schäffler-Wolf ist zur Zusammenarbeit bereit.
Erwin Wortelkamp hat unterdessen mit seinem Projekt „im Tal“ für die Bundesgartenschau in Koblenz einen Garten geschaffen, den Kenner als Deutschlands schönsten bezeichnen. In Heilbronn denkt man nun darüber nach, Kunst in die Bundesgartenschau 2019 einzubeziehen. Da wäre es mehr als eine schöne Geste, wenn man Erwin Wortelkamp und Ingeborg Schäffler-Wolf mit ins Boot holte.
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