Der CDU-Innenpolitiker kann die Argumentation und die Mimik von Studiogast Jutta Dittfurth nicht mehr aushalten und verlässt das TV-Studio. Wir haben am Tag danach mit ihm gesprochen.

Berlin - Gewalt in Hamburg: Warum versagt der Staat? – ist das Thema in der ARD-Sendung „Maischberger“: Als es CDU-Politiker Wolfgang Bosbach im Streit mit der Publizistin Jutta Dittfurth zu bunt wird, verlässt er die Talk-Runde von Moderatorin Sandra Maischberger.

 
Berlin - – Herr Bosbach, was sagen Sie, nachdem Sie eine Nacht darüber schlafen konnten: War Ihr Auszug aus Maischbergers Talkshow gerechtfertigt oder eine Überreaktion im Eifer des Gefechtes?
Es war absolut richtig, dass ich gegangen bin. Ich frage mich eher, warum ich mir das überhaupt über so einen langen Zeitraum angetan habe.
Wie waren denn die Reaktionen?
Ich habe seit einigen Wochen ein flammneues Handy. Ich habe große Befürchtungen gehabt, dass der Akku explodiert. In 45 Jahren Politik habe ich noch nie in so kurzer Zeit so viele positive Reaktionen bekommen wie seit gestern Nacht.
Was hat eigentlich für Sie den Tropfen zum Überlaufen gebracht?
Manches sieht man in den TV-Bildern gar nicht. Wenn zum Beispiel Herr Jörges spricht und ihn die Kamera zeigt, bekommt man ja gar nicht mit, was Frau Ditfurth in diesem Moment für Grimassen schneidet oder was sie zu dem neben ihr sitzenden Herrn Lenders, dem Chef der Polizeigewerkschaft in Hamburg, sagt. Sie hat permanent dazwischen gebrabbelt, mal laut, mal halblaut, mal leise. In Worten und Mimik war immer die Botschaft: Jede andere Auffassung als ihre eigene ist abwegig. Der rote Faden ihrer Argumentation war ja, dass die Gewalt in Hamburg nur von den Polizisten ausging. Und wenn 500 Polizisten verletzt wurden, sei das jedenfalls nicht die Schuld des schwarzen Blocks. Wenn man der Argumentation von Frau Ditfurth folgt, müsste es ein Benefiz-Konzert für die Randalierer des schwarzen Blocks geben und nicht für die verletzten Polizisten. Den Tropfen zum Überlaufen brachte der Vorwurf an Herrn Lenders, den Frau Ditfurth direkt angegangen ist: Sie lügen, Sie lügen. Zwei oder dreimal hat sie das gesagt, ohne dass Frau Maischberger eingegriffen hat. Ich weiß gar nicht, ob die Moderatorin das gehört hat oder ob das im TV-Ton zu hören war. Jedenfalls hab ich mir dann gesagt: Jetzt reicht es.
War das Sende-Format schon falsch – sechs Diskutanten mit sehr auseinander gehenden Meinungen?
Ich habe mich jedenfalls über die Überschrift der Sendung gewundert. Ich hätte Verständnis gehabt, wenn es geheißen hätte: „Hat der Staat der versagt?“ Wenn der Titel aber heißt: „Warum hat der Staat versagt“, dann hat die Redaktion offenbar schon messerscharf festgestellt, dass am Staatsversagen kein Zweifel besteht und es nur um die Gründe geht. Ich nehme auch keineswegs Anstoß an flotten Zwischenrufen oder Zwischenfragen. Das mache ich selbst doch auch. Es geht um die Kombination aus Verhalten und einer in der Sache unerträglichen Argumentation von Frau Ditfurth.
War Frau Maischberger als Moderatorin überfordert?
Überfordert nicht. Aber sie hat immer hin und her geschwankt zwischen einem freien Laufenlassen der Debatte und einem Mindestmaß an Disziplin. Das hat bei allen funktioniert – außer bei Frau Ditfurth.