Immer mehr Bäckereien bieten Kunden an, mit EC-Karte oder gar mit Smartphone zu zahlen. Trotzdem hängen viele Deutsche noch am Bargeld.

Stuttgart - Bäckerei Treiber, Hauptstätter Straße, Freitagmittag: Auf den ersten Blick scheint alles wie immer. Kunden decken sich mit Dinkelkipf, Älpler-Baguettes und Filder-Wecken ein. Doch bei genauerem Hinsehen ist etwas anders. Einige Kunden nesteln nicht im Geldbeutel herum und suchen nach roten Münzen. Stattdessen stecken sie ihre Bankkarten in eines der beiden Lesegeräte, die seit Anfang Februar auf der Glastheke stehen. Sie ermöglichen den Kunden, was es in Supermärkten und anderswo längst gibt: bargeldloses Bezahlen.

 

Bei Treiber kann man mit Karte zahlen

Das sei nun in allen 33 Filialen möglich, sagt Katharina Fischer, Geschäftsführerin der Kette. Damit komme man Kundenwünschen entgegen. Den Schritt hatte man ohnehin seit längerem geplant. „Wir wollten eigentlich schon vor einem Jahr damit starten.“ Die Suche nach einem passenden Partner habe mehr Zeit in Anspruch genommen. Am Ende habe man das Projekt zusammen mit der eigenen Hausbank umgesetzt.

Fischer hatte genaue Vorstellungen: Mindestbeträge für Kartenzahlung sollte es nicht geben. Außerdem sollten Kunden nicht nur mit EC-, sondern mit Kreditkarte und kontaktlos zahlen können, also auch mit Smartphone. Auch das Problem der Gebühren musste geklärt werden. Gerade für kleine Beträge sind die bei vielen Banken hoch.

Treiber hat mit seiner Bank eine Lösung gefunden. So können Kunden auch kleine Beträge – 80 Cent für eine Brezel zum Beispiel – zahlen, ohne im Münzfach kramen zu müssen. Bereits vier Prozent zahlten schon mit Karte, so Fischer. „Das ist ein guter Wert nach sechs Wochen, und man sieht auch an kleinen Standorten, dass das Angebot wöchentlich besser angenommen wird.“

Der Königsbäck war Pionier

Nachteile sieht sie nicht. Aber halten EC-Karten-Kunden nicht den Betrieb auf, weil das Eingeben der Pin viel Zeit in Anspruch nimmt? Nein, so Fischer: „Das ist höchstens in der subjektiven Wahrnehmung so.“

Treiber ist nicht der erste Bäcker in Stuttgart mit bargeldlosem Zahlungsverkehr. Als Pionier darf sich Königsbäck bezeichnen. „Wir waren schon letztes Jahr soweit“, so Mitarbeiterin Isabella Sauer. In beiden Filialen sei Kartenzahlung möglich. Los geht es ab einem Mindestbetrag von einem Euro. Der Chef habe das gewollt, erzählt Sauer, doch auch seitens der Kundschaft sei der Wunsch nach einer Alternative zu Bargeld stetig gewachsen. Bis zu 30 Prozent der Kunden zahlten schon mit Karte, vor allem jene, die größere Mengen bestellten. Einen anderen Weg geht die Bäckerei Frank. Dort ist noch keine Kartenzahlung möglich. Stattdessen stehen Kunden seit mehr als zwei Jahren Bezahlautomaten zur Verfügung, die in die Theke integriert sind. Der Vorteil: Die Verkäuferinnen müssen die Münzen nicht anfassen. Der Kunde wirft sie in den Automat, der das Geld in Windeseile zählt und das Rückgeld ausspuckt. „Im Lebensmittelbereich ist das sehr hygienisch“, so Geschäftsführerin Monika Frank.

Innung bezeichnet Kundenresonanz als „bescheiden“

Trotzdem: auch für sie hat das Thema des bargeldlosen Bezahlens Relevanz. „Beim nächsten Umbau einer Filiale würde ich eher auf bargeldlos gehen anstatt auf Bezahlautomaten“, so Frank. Die Umstellung sei auch betriebswirtschaftlich geboten. „Jede Woche bringt mein Mann Hartgeld zur Bank – und dafür zahlen wir Gebühren.“ Allein das allabendliche Zählen des vielen Münzgeld sei mit einem enormen Zeitaufwand verbunden. Und die Kunden – vor allem jüngere – seien der Bezahlung mit Münzen überdrüssig.

Allerdings nicht alle: „Es gibt viele Deutsche, die Bargeld super finden“, so Monika Frank. Einen „Hang zum Bargeld“ attestiert auch Frank Sautter den Deutschen. Der Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das Württembergische Bäckerhandwerk bezeichnet die Kunden-Resonanz auf bargeldlose Bezahlung bislang als „bescheiden“.

„Vielleicht ist die psychologische Hemmschwelle auch zu hoch, kleine Beträge mit Karte zu zahlen“, so Sautter. Trotzdem glaubt auch er, dass der Trend bald Fahrt aufnimmt. Spätestens dann nämlich, wenn sich das kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone weiter durchsetzt und Kunden nicht einmal mehr die Geheimzahl eingeben müssen. „Dann ist das einfach praktischer“, so Sautter.