Eva Noller, parteilose Amtsleiterin in Göppingen, soll auf Vorschlag der Freien Wähler die Nachfolgerin von Baubürgermeister Frank Otte werden.

Leinfelden-Echterdingen - Sechsundzwanzig Stadträtinnen und Stadträte der Stadt Leinfelden-Echterdingen werden in den kommenden Tagen Post erhalten. Inhalt: eine Einladung zu einer Sondersitzung des Gemeinderats am 17. September. Der einzige Tagesordnungspunkt: die Wiederbesetzung der vakanten Bürgermeisterstelle im Technischen Rathaus. Nach allem, was im Vorfeld dieser Wahl inzwischen nach außen dringt, wird es in der Großen Kreisstadt zu einem Novum kommen. Der Gemeinderat wird mit Eva Noller erstmals eine Frau in die dreiköpfige Verwaltungsspitze wählen – aller Voraussicht nach mit großer Mehrheit.

 

Die 45-Jährige, die an der Universität Stuttgart Architektur und Stadtplanung studiert hat, leitet zurzeit den Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung bei der Stadt Göppingen. Sie hat sich in den vergangenen Wochen in Gesprächen mit den Gemeinderatsfraktionen als Topfavoritin für die Bürgermeisterstelle in Leinfelden-Echterdingen herauskristallisiert. Das Amt ist gleichzeitig mit der Funktion des Ersten Bürgermeisters verbunden.

Freie Wähler schlagen Noller vor

Die Fraktion der Freien Wähler, die das Vorschlagsrecht für diesen Posten in der Verwaltungsspitze haben, werden Eva Noller zur Wahl vorschlagen. Dies habe man Oberbürgermeister Roland Klenk zwischenzeitlich mitgeteilt, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung. Zuvor hatte die zahlenmäßig stärkste Gemeinderatsfraktion gemeinsam mit den Christdemokraten ein halbes Dutzend Aspiranten in Augenschein genommen. Dabei hatte, wie Mitglieder der beiden Fraktionen auf Nachfrage übereinstimmend berichten, Eva Noller bereits den besten Eindruck hinterlassen. Diese Präferenz war anschließend auch den Grünen, der SPD und der Fraktionsgemeinschaft FDP/LE-Bürger mitgeteilt worden. Nur mit letzteren hat es bisher nur telefonische Kontakte gegeben. Ein persönliches Kennenlernen ist für den heutigen Dienstagabend terminiert.

Von den anderen beiden Fraktionen kommen ebenfalls deutliche Signale. „Wir werden Frau Noller unterstützen“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ingrid Grischtschenko und lobt das Prozedere der Freien Wähler: „Das war gut.“ Ihr Amtskollege von der SPD, Erich Klauser, äußert sich ebenfalls positiv zu der Bewerbung: „Wir können uns das vorstellen.“ Frau Noller sei „eine sehr sympathische Person“.

„Eine Frau, die alles mitbringt“

Die Freien Wähler loben ihre Bewerberin in höchsten Tönen. „Sie ist eine Frau, die alles mitbringt: Fachkenntnis, Persönlichkeit – und sie ist nicht parteigebunden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Joachim Beckmann. „Wir sind froh über die sich abzeichnende breite Mehrheit und finden es toll, dass eine Frau in das Bürgermeister-Trio kommt“, äußert sich CDU-Stadträtin Ilona Koch.

Nachdem sich eine breite Mehrheit für die Göppinger Amtsleiterin abzeichnete, hat der Ältestenrat des Gemeinderats auf Vorschlag von Oberbürgermeister Roland Klenk den Zeitplan für die Wahl um drei Wochen abgekürzt. Er möchte die seit Mitte Juni vakante Stelle im Echterdinger Rathaus so schnell wie möglich wieder besetzen. Damals war der Baubürgermeister Frank Otte nach knapp siebenjähriger Amtszeit vorzeitig aus den Diensten der Stadt L.-E. ausgeschieden. Er war Anfang Mai in seiner Heimatstadt Osnabrück zum Stadtbaurat gewählt worden.

Wahl drei Wochen vorgezogen

Die Wahl zur Technischen Beigeordneten von L.-E. soll nun bereits am 17. September um 17 Uhr erfolgen – eine Stunde vor Beginn der ersten Sitzung des Technischen Ausschusses nach der Sommerpause. Ursprünglich war der 8. Oktober als Wahltermin festgelegt worden. Auf die bundesweite Ausschreibung der Stelle waren 27 Bewerbungen eingegangen, drunter auch eine aus dem Rathaus von L.-E. Die Fraktionen gehen nun davon aus, dass dieser Kandidat nach der Rückkehr aus dem Urlaub seine Bewerbung zurückziehen wird.

Eva Noller äußert sich im Gespräch mit unserer Zeitung erfreut darüber, dass sie bereits von so vielen Seiten grünes Licht erhalten habe. „Ich bin sehr überrascht, dass man sich bereits im Vorfeld verständigt. Ich finde das eine sehr rücksichtsvolle Vorgehensweise“, die sie in Göppingen so nicht kennen gelernt habe. Sie werde nun aber „nicht so tun, als ob schon alles geschwätzt wäre“. Noller geht davon aus, dass sie etwa vier Wochen nach der Wahl ihr neues Amt antreten könnte. Es sei aber Sache der Dienstherren, sich darüber zu einigen.