Der Beilsteiner Friedrich Philipp Immanuel Niethammer reformierte Anfang des 19. Jahrhundert das Schulwesen Bayerns.

Der Begriff des humanistischen Gymnasiums stammt vom einem gebürtigen Beilsteiner. Laut Theologen und Historikern war es Friedrich Philipp Immanuel Niethammer, der den Weg bereitete für das, was heute – von Ciceros „Humanitas“ abgeleitet – unter Neuhumanismus verstanden wird. Für den Philosophen und evangelischen Theologen Niethammer, der am 26. März 1766 in einem Pfarrershaushalt das Licht der Welt erblickte, war Bildung vor allem etwas Ganzheitliches und Selbstzweck, unabhängig von Nützlichkeit und praktisch materieller Verwertbarkeit. Dabei spielten Sprachen und Literatur, gerade die Klassiker, eine wichtige Rolle.

 

Hintergrund: Die sogenannten Lateinschulen waren seit dem 17. Jahrhundert im Niedergang. Der Rationalismus der Aufklärung und die politisch-wirtschaftliche Situation nach der Französischen Revolution trugen dazu bei, dass „Realia“, also naturwissenschaftliche Fächer, und „Humaniora“, altsprachliche Bereiche, konkurrierten.

Die Diskussionen zusammengefasst

In seiner Schrift „Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit“ fasste Niethammer 1808 die Diskussionen zusammen. Darin bezeichnete Friedrich den Zweiten als großen „Impulsator seiner Zeit“, der für „Teutschland“ eine neue Bildungs-Epoche ausrief. „So begann in der Geistesrevolution der damaligen Zeit, neben den unverkennbaren Fortschritten vielfältiger Bildung, zugleich unter dem Namen von Aufklärung ein Rückschreiten der wahren Cultur, ein Haß alles rein Geistigen, Idealen, in Kunst und Wissenschaft, durch welchen auch jedes Erheben über das Irdische als mystische Gläubelei in übeln Ruf gebracht, alles Leben in Ideen als Enthusiasterei verspottet wurde.“

Also erarbeitete er einen Kompromiss. Denn der Bottwartaler sollte – damals in der Position des bayerischen Zentralschulrats für die protestantische Kommission und später Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften – die Lehrplanreform des Schulwesens im neuhumanistischen Sinne durchführen. Das heißt, den Fächerkanon der Schularten konzipieren samt bildungstheoretischer Grundlage, die Lehrpläne erstellen; kurz, alles institutionell wie inhaltlich neu organisieren. Und das tat er auch. Damit entsprach Niethammers Rolle in Bayern jener Wilhelm von Humboldts in Preußen, der vermittelnd versuchte, realistische und humanistische Strömungen zu ergänzen. Allerdings wurde acht Jahre danach die Reform wieder einkassiert. Doch das humanistische Gymnasium kam wieder und blieb.

Von Königen geehrt und geadelt

Immanuel Niethammer diente hernach als Oberschul- und Oberkirchenrat, bevor er nur noch das kirchliche Amt wahrnahm – und für seine Dienste ausgezeichnet wurde. 1833 verlieh ihm König Wilhelm I. von Württemberg das Ritterkreuz des Ordens der württembergischen Krone, 1838 Ludwig I. von Bayern das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone. Beide Orden brachten ihm die Erhebung in den Adelsstand. 1836 kaufte er in seinem Geburtsort Beilstein für 600 Gulden die Burg Hohenbeilstein.

Bis zu seinem Tod 1848 war Niethammer, Vater des Juristen und Politikers Julius von Niethammer, Mitglied der Kammer der Reichsräte der Bayerischen Ständeversammlung. Sein Grab liegt auf dem Alten Südlichen Friedhof in München.

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