Der Kreis will eine schnelle Radverbindung von Weil der Stadt über Renningen nach Leonberg bauen. Doch an vielen Stellen zeigt sich Konfliktpotenzial.

Renningen - Es tut sich was, das ist positiv. Aber jetzt geht es um die richtige Umsetzung“, sagt Jörg Stenner von der Renninger Gruppe des ADFC, der Interessenvertretung der Radfahrer, bei einem Vor-Ort-Termin in Renningen. Er wolle nicht Kompromiss an Kompromiss haben, nur damit es heißt, das ist ein Radschnellweg, so Stenner.

 

Direkt, schnell, kreuzungsfrei und sicher sollen sie sein, die Radschnellverbindungen, kurz RSV, die jetzt auf einigen Strecken im Land kommen sollen. Vorreiter war der Landkreis Böblingen mit einem Radschnellweg zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen. Zügig und angenehm lässt es sich dort auf breiter, gut ausgebauter Straße, nahezu frei von Autoverkehr in Richtung der Landeshauptstadt radeln, und auch für Fußgänger ist noch Platz.

Straße für Radweg Böblingen-Stuttgart weitgehend vorhanden

„Die hohen Nutzerzahlen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und motivieren uns, weitere Angebote zu schaffen“, sagte Siegfried Zenger, der im Landratsamt Böblingen den Bereich Regionalentwicklung leitet. Doch was dort schon vorhanden war, nämlich die historische Römerstraße mitten durch den Wald, muss andernorts weitaus schwieriger erst gesucht werden. Die Kreisverwaltung hat Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben, unter anderem für eine RSV von Weil der Stadt über Renningen nach Leonberg und weiter Richtung Ditzingen.

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Diese Studie war das Thema eines von zahlreichen Interessierten besuchten Online-Vortrags am Dienstagabend. Nicole Spiess, die sich beim Landratsamt mit dem Radverkehr beschäftigt, schilderte, was im ersten Schritt in puncto Streckenführung angedacht ist: Vor allem die bestehenden Wege des Radnetzes wurden aufgegriffen, von Weil der Stadt nach Malmsheim durch die Felder, dann entlang der Schöckengasse und Bachstraße durch Malmsheim, weiter zwischen Schnallenäcker-Bebauung und S-Bahn auf dem „Bahnhofsträßle“ nach Renningen, dann durch die Keltenstraße aus der Stadt hinaus Richtung Silberberg und Leonberg.

Mehrfachnutzung durch Radfahrer, Fußgänger und Landwirte

Der Schwerpunkt lag auf der Situation in Renningen, weswegen sich auch der Bürgermeister Wolfgang Faißt eingeloggt hatte. „Wir haben grundsätzlich unser Okay gegeben“, sagte Faißt, „aber auch Bedenken angemeldet, besonders am Bahnhofsträßle, aber auch an den Feldwegen.“ Die Mehrfachnutzung der angedachten RSV auch durch Fußgänger oder die Landwirtschaft sehen nicht nur er, sondern auch viele andere Teilnehmer kritisch.

So verläuft die ursprünglich angedachte Route des Radschnellwegs durch Renningen. Foto: Google My Map/LKZ
Man müsse die Streckenführung noch einmal ganz neu denken, schlug er vor. Auch andere wiesen immer wieder auf das Konfliktpotenzial durch mehrfach genutzte Wege hin. „Wir haben noch keinen in Stein gemeißelten Plan“, versicherte Siegfried Zenger, „wir wollen mit allen in Dialog kommen und für alle Seiten eine befriedigende Lösung finden“, sagte er.

Zum Vorschlag, die RSV entlang der B 295 von Weil der Stadt nach Renningen auf einem vorhandenen Wirtschaftsweg zu führen, sagte Nicole Spiess vom Landratsamt, dass man damit Malmsheim komplett abtrennen würde. Die Idee, Malmsheim ortsnah zu umfahren, etwa indem die RSV ganz nach Süden, vom dortigen Kreisverkehr durch die Felder bis zum Kindelberg oder aber direkt neben der Kreisstraße 1013 geführt wird, fand indes auch bei Siegfried Zenger Anklang. „Das scheint mir auf den ersten Blick schlüssig zu sein“, sagte er.

Doch ein Radschnellweg begleitend zur B295?

Periphere Radschnellwege seien besser, so der Bürgermeister Wolfgang Faißt, weil sie weniger Konfliktpotenzial haben. Eine Wegeführung entlang der Kreisstraße bis zur Höhe Kindelberg, die von dort weiter außerorts Richtung Leonberg entlang der B 295 führt, sei der direkte Weg, so Faißt. Man habe an der Stelle noch nicht alles sorgfältig geprüft. Östlich von Renningen sei dann auch problemlos die ebenfalls geplante Verbindung mit dem Radschnellweg von Renningen nach Sindelfingen möglich.

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Zu den von den Zuhörern vorgeschlagenen komplett neuen Trassen sagte Siegfried Zenger, dass dadurch erhebliche Eingriffe in den Naturhaushalt entstünden, die nicht einfach zu realisieren seien. Er versprach, die Öffentlichkeit in die weiteren Planungsprozesse einzubinden, „um gemeinsam gute Lösungen zu finden“. Keine Rede war an diesem Abend von den möglichen Kosten für die Radschnellwege. In einer früheren Präsentation vor dem Renninger Gemeinderat war deutlich geworden, dass es sich hierbei um ein millionenschweres Vorhaben handelt.