Der britische Thronfolger greift der Weihnachtsansprache von Queen Elizabeth II. vor. Die wachsende Intoleranz in der Welt erinnert ihn an die 1930er Jahre.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Mit einer leidenschaftlichen Vorweihnachts-Botschaft an seine Landsleute hat sich Prinz Charles, der künftige König von England, am Donnerstag erneut in die politischen Auseinandersetzungen in Großbritannien eingeschaltet. Damit hat er der traditionellen Weihnachtsansprache seiner Mutter vorgegriffen, die wie jedes Jahr am 25. Dezember nachmittags ausgestrahlt wird.

 

Charles warnte in dem BBC-Radio-Beitrag eindringlich vor wachsender religiöser Intoleranz und vor einer Rückkehr in die 30er Jahre. Ausdrücklich verurteilte der Prinz von Wales „populistische Gruppen“, die in aller Welt „zunehmend aggressiv“ gegen Angehörige religiöser Minderheiten vorgingen. Diese Gruppen seien vielfach „im Aufstieg begriffen“, beklagte Charles.

Charles prangert Antisemitismus, Christenverfolgung und Muslimenhass an

„Die Generation meiner Eltern kämpfte noch und ließ ihr Leben im Kampf gegen Intoleranz, monströsen Extremismus und unmenschliche Versuche, die jüdische Bevölkerung Europas zu vernichten“, sagte der Kronprinz. „Wir schulden es all denen, die damals litten und auf schreckliche Weise umkamen, dass die Schrecken der Vergangenheit sich nicht wiederholen.“

Schon öfter hatte Charles „einen offenbar zunehmenden Antisemitismus“ angeprangert und sich alarmiert gezeigt von der Lage der Christen im Nahen Osten: „Aber auch Muslime finden sich in ernstem Maße verfolgt und diskriminiert.“ Wo religiöser Hass zunehme, steige auch die Zahl der Menschen, die vor solcher Verfolgung flüchteten. Der UN zufolge hätten sich im Vorjahr weltweit mehr als 63 Millionen Menschen auf der Flucht befunden: „Das entspricht praktisch der Bevölkerung des gesamten Vereinigten Königreichs.“

Charles und seine Söhne treten langsam in den Vordergrund

Charles setzte sich in diesem Punkt betont ab von der britischen Regierung, die die Aufnahme von Flüchtlingen scharf begrenzt hat und von proportionaler Verteilung von Asylbewerbern in Europa nichts wissen will. Jetzt sei eine gute Zeit, sich an die Weihnachtsgeschichte zu erinnern, bei der es immerhin um „die Flucht der Heiligen Familie“ gegangen sei, die „gewaltsamer Verfolgung zu entkommen“ suchte, meinte Charles.

Prinz Charles und seine Söhne William und Harry treten neuerdings zunehmend in den Vordergrund auf der Bühne des britischen Königshauses. Bei Commonwealth-Konferenzen hat Charles seine Mutter, Königin Elizabeth II., bereits vertreten. Die 90-jährige Queen nimmt zwar immer noch rund 300 öffentliche Auftritte wahr im Jahr, beginnt aber, sich manchen Verpflichtungen nach und nach zu entziehen. Sie ist aber immer noch Schirmherrin von rund 600 Verbänden.

Die Queen war stark erkältet, jetzt geht es ihr besser

Eine Sorge der königlichen Familie um die Gesundheit der Queen wurde aber ausgeräumt. Denn nach einer schlimmen Erkältung scheint es Königin Elizabeth II. und ihrem Mann Philip wieder besser zu gehen. Das erkältete Paar hat sich am Donnerstag mit einem Hubschrauber auf den Weg zum Landsitz Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk gemacht. Die Queen (90) und Prinz Philip (95) verbringen traditionell die Weihnachtstage dort. Ursprünglich wollte das Paar schon am Mittwoch mit der Bahn fahren, musste die Reise aber wegen des starken Infekts verschieben.

Die Queen, die auch das Oberhaupt der Kirche von England ist, geht stets am ersten Weihnachtstag vormittags mit Familienangehörigen zum Gottesdienst in die Kirche in Sandringham. Prinz William verbringt das Fest dieses Mal mit Frau Kate und den beiden Kindern bei seinen Schwiegereltern. Zu den Plänen Prinz Harrys, der eine neue Freundin hat, gab es keine Auskünfte vom Palast.