Sie war eine vielseitige Bühnendarstellerin, etwa an der WLB Esslingen, und die Oma Anni in dem SWR-Serien-Erfolg „Die Kirche bleibt im Dorf“: Die Schauspielerin Sabine Hahn ist im Alter von 83 Jahren in Hamburg gestorben.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Hamburg - Ihre erste Kinorolle hatte sie mit 18: In der romantischen Komödie „Königswalzer“ war sie 1955 die flunkernde Anni Tomasoni, die halbwüchsige Schwester der von Marianne Koch verkörperten Prinzessin Theres. Auch in ihren weiteren Kinofilmen in den fünfziger Jahren wurde Sabine Hahn gern neben Leinwand-Stars wie Romy Schneider oder Caterina Valente als das „zweite“ junge, hübsche Mädchen besetzt. Rund sechzig Jahre später spielte sie sich, wiederum unter dem Namen Anni, in die Herzen des Fernsehpublikums: In der SWR-Erfolgsserie „Die Kirche bleibt im Dorf“ war sie Anni Häberle, die Oma und gute Seele der schwäbischen Winzer- und Wirtsfamilie. Im zweiten Teil der Kino-Verfilmung, „Täterätää! – Die Kirche bleibt im Dorf 2“ (2015), übernahm sie die Rolle der buddhistischen Tante Ruth.

 

Ihre Schauspielausbildung absolvierte die 1937 in Breslau (heute Wroclaw) geborene und in Schwaben aufgewachsene Hahn in Stuttgart. Nach ihrem Abschluss profilierte sie sich mit Theaterengagements an mehr als zwanzig Bühnen, darunter das Staatstheater Stuttgart, das Schillertheater Berlin, das Residenztheater München und das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, als vielseitige Darstellerin – ihr Repertoire reichte von der klassischen Tragödie (Medea) bis zum Musical (Irma la Douce).

1976 engagierte sie Achim Thorwald an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. „Ihre theatralische Kraft, ihre Präsenz und ihr Durchsetzungsvermögen waren einfach unglaublich“, rühmt der ehemalige WLB-Intendant das ehemalige Ensemble-Mitglied.

Aktiv in Esslingen unter Friedrich Schirmer

In Friedrich Schirmers erster Saison (1985/86) gehörte Sabine Hahn noch fest zur WLB, um dann nur noch frei zu arbeiten. In dieser letzten Esslinger Saison spielte sie unter anderem die Hauptrolle der Christian Science-Gründerin Mary Baker-Eddy in Ernst Tollers und Hermann Kestens lange verschollenem Stück „Wunder in Amerika“. Die expressionistische Bühneninszenierung von Pavel Mikulastik wurde für das Fernsehen adaptiert, der Film wurde anlässlich des 100-jährigen Bestehens der WLB restauriert und im September 2019 im Kommunalen Kino gezeigt – in Anwesenheit auch von Sabine Hahn, wie die WLB berichtet.

Schon seit den frühen sechziger Jahren war Sabine Hahn auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zuhause, sie wirkte in vielen Serien in kleineren Rollen mit („Oh Gott, Herr Pfarrer“, „Notruf Hafenkante“, „Großstadtrevier“, Tatort“, „Der Kroatien-Krimi“) und war zuletzt in der Tragikomödie „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ an der Seite von Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach zu sehen. Sie war auch als Synchronsprecherin („Raumschiff Enterprise“) tätig. Sabine Hahn starb am 12. September im Alter von 83 Jahren in Hamburg nach kurzer, schwerer Krankheit.