Kann man mit gefüllten Teigkuchen auch eine Platz mit Leben füllen? Katrin Wankelmuth glaubt daran und ist seit einem Jahr mit ihrer mobilen Creperie auf dem Saalplatz in Korntal.

Korntal-Münchingen – Neuerdings müssen Eva Wallrauch und ihre Kinder einmal in der Woche dringend zum Saalplatz in der Korntaler Stadtmitte. Immer dann, wenn Katrin Wankelmuth mit ihrer mobilen Creperie dort Halt macht. Seit einem Jahr ist das so. Seitdem steht der Crepes-Stand donnerstags und freitags auf dem Platz. „Eine Runde süße Vorspeise vor dem Mittagsessen ist bei uns schon Tradition.“ Nicht nur bei den Wallrauchs. Auch Veronika Unfried, die in der Nachbarschaft des Saalplatzes wohnt, isst einmal in der Woche am Stand einen Crepes zu Mittag. „Ein schöner Platz ist das hier eigentlich“, findet Unfried. Bislang hatte sie ihn wenig frequentiert, nur als Verbindung zur Innenstadt überquert.

 

Und das, obwohl die Stadt ihn 2011 für 1,2 Millionen Euro hat umgestalten lassen. „Klar“, sagt Katrin Wankelmuth und bestreicht die Crepes für Eva Wallrauchs Kinder mit Nuss-Creme, „wenn man nicht zum Rathaus muss oder mittwochs und freitags zum Café am Türmle geht, hat man bisher wenig Grund, sich hier aufzuhalten.“ Vor einem Jahr hat Katrin Wankelmuth mit zwei Gästen am Tag begonnen. „Es kommt eben wenig Laufkundschaft vorbei“, sagt sie. Inzwischen hat sie Stammgäste. Doch um das Geschäft geht es der 45-Jährigen aus Korntal nicht in erster Linie. „Ich will, dass sich auf dem Saalplatz was tut“, sagt sie.

„Nur ein Brunnen bringt doch nichts“

Auf dem Neujahrsempfang 2012, als Bürgermeister Joachim Wolf um Spenden für einen Brunnen auf dem Saalplatz gebeten habe, da hatte sie sich gedacht: „Nur ein Brunnen bringt doch nichts. Auf dem Platz muss noch etwas passieren.“ Wankelmuth und ihr Mann hatten da noch gar nicht an die Creperie gedacht. Ein Zelt, in dem einmal in der Woche Veranstaltungen organisiert werden, schwebte ihnen vor. Doch im Gespräch mit dem Bürgermeister habe dieser dann die mobile Creperie ins Spiel gebracht, mit der Wankelmuth an mehreren Tagen in der Woche durch die Region fährt. Eigentlich sind donnerstags und freitags Wankelmuths freie Tage – „aber dann habe ich gesagt, ich probier’s mal“, sagt sie. Seitdem hat sie bis in den Dezember hinein dem Wetter getrotzt, stellt seit März wieder die Bänke und das Zelt hinter dem Crepes-Stand auf, hat Lesungen für Kinder organisiert und eine Freundin überredet, an einem der Crepes-Tage Luftballons zu basteln und die Gage zu spenden. „Das Geld haben wir für das große Schachbrett investiert“, sagt Wankelmuth und deutet hinter den Stand. Dort spielen zwei Jungs gerade eine Partie mit hüfthohen Figuren. Für das Spiel hat Wankelmuth mehr als 500 Euro gesammelt. Die Kisten, in denen die Figuren aufbewahrt werden, hat der städtische Bauhof gespendet. „Damit hier auch an den Tagen was los ist, wenn ich nicht da bin und das Café am Türmle zu hat.“ Ob sich das Geschäft für sie finanziell lohnt, darüber schweigt Katrin Wankelmuth. Nur so viel: „Ich wohne am Ort und spare dadurch den Sprit.“ Und drauflegen werde sie nicht.

Stadtverwaltung will den Saalplatz beleben

Der Stadtverwaltung ist sehr daran gelegen, dass auf dem Saalplatz wieder mehr los ist. Denn bislang fehlt im Stadtteil ein zentraler Ort. „Früher war der Saalplatz belebt, ursprünglich gab es hier einen Kolonialwarenladen“, sagt Ralf-Uwe Johann, Technischer Beigeordneter der Stadt. Doch das ist lange her. Das Elektrogeschäft, das letzte Geschäft am Saalplatz, hat vor rund zehn Jahren geschlossen.

Der Wunsch der Verwaltung, dass das Landschloss Korntal den Saalplatz nutzt und dort im Sommer seine Gäste unter freiem Himmel bewirtet, hat wenig Chance auf Realisierung. Denn das Landschloss ist bereits seit einigen Jahren kein Restaurant mehr, sondern ein Hotel Garni, in dem Tagungen und Feste veranstaltet werden. Johann betont dennoch: „Für eine Außenbewirtschaftung wäre die Lage vor dem Landschloss optimal, dort scheint den ganzen Tag die Sonne drauf.“

„Man muss hinnehmen, dass es keinen zentralen Markt gibt“

Dagegen sagt Viola Noack, Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) Korntal: „Bei uns besteht gar nicht die Erwartung, dass der Platz ständig belebt sein muss.“ Er sei ein zentraler und wichtiger Platz in der Stadt, Noack ist mit seiner Neugestaltung vor zwei Jahren auch vollkommen zufrieden. Um ein Zeichen zu setzen, hat der GHV deswegen sein Straßenfest von der Johannes-Daur-Straße dorthin verlegt. Der Weihnachtsmarkt müsse jedoch aus Platz- und Stromgründen in der Johannes-Daur-Straße bleiben. „Man muss auch mal hinnehmen, dass es in Korntal eben keinen zentralen Marktplatz wie in anderen Städten gibt“, so Noack.