Die unflätigen Äußerungen eines Daimler-Managers könnten dem Konzern einen gewaltigen Imageschaden in China zuführen. Dem Unternehmen ist eine schnelle Reaktion anzuraten, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob ausländische Unternehmen in China strengeren Anforderungen unterzogen werden als einheimische. Beispiele dafür gibt es durchaus. Autobauer, Kaffeeverkäufer und Bekleidungsproduzenten haben das schon kostspielig erfahren müssen. Es lässt sich auch nicht völlig unberechtigt kritisieren, dass die chinesische Öffentlichkeit sehr leicht erregbar ist, vor allem dann, wenn die nationale Karte gespielt werden kann. Das deutsche Verhalten bei den Übernahmeplänen für den Roboterhersteller Kuka und noch mehr beim Maschinenbauer Aixtron hat in Peking Spuren hinterlassen. Das alles muss man im Hinterkopf behalten, wenn nun die Welle der Empörung auf einen Manager von Daimler hereinbricht.

 

In Stuttgart wären andere Reaktionen gefragt

Angenommen, die Angelegenheit wäre auf einem Parkplatz in Stuttgart, Köln oder Hamburg geschehen, die erste Reaktion des Autobauers wäre wohl für einige Zeit auch die einzige gewesen. Privates wird nicht kommentiert. Allerdings: Die Szene, in welcher eine Führungskraft des Weltkonzerns beleidigend geworden sein soll, spielt nicht hierzulande – sondern in Peking. Die Öffentlichkeitsarbeiter des Automobilkonzerns waren daher gut beraten, die kulturellen Unterschiede nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und nicht allzu lange mit einer deutlichen Reaktion zu warten. Wäre die Empörung in den sozialen Netzwerken weiter gewachsen, hätte die Regierung die Veröffentlichung weiterer Pressegeschichten gefördert, dann wäre ein gewaltiger Imageschaden entstanden. Den wieder auszumerzen hätte Millionen von Euro für Sympathiewerbung gekostet. Die schnelle Reaktion und die Abberufung des Mannes kann dies nun verhindern.

Auch in Deutschland gäbe es Empörung

Zumal die Äußerungen des Managers – so sie denn gefallen sind wie berichtet – weder durch chinesische Dünnhäutigkeit noch durch den Verweis auf gezielte Staatspropaganda relativiert werden sollen. Sie sind in der Tat nicht dazu angetan, das deutsch-chinesische Verhältnis in neue Höhen zu katapultieren. Man stelle sich nur einmal vor, ähnliche Verbalinjurien würden hierzulande durch einen namhaften türkischen Vertreter bekannt. Die Empörung gewisser Kreise wäre wahrscheinlich nur unwesentlich kleiner – und ebenso berechtigt wie jetzt in China.