Wann ist es Zeit, den Weihnachtsschmuck abzuhängen und die heimelige Beleuchtung abzustellen? Eine Umfrage bei denen, die es wissen sollten, bringt nicht die kategorische Erleuchtung, aber Orientierung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Zwei Zeitpunkte haben sowohl katholische als auch evangelische Kirchenmänner und -frauen im Hinterkopf, wenn es um die Frage geht, wann Weihnachtsschmuck einzumotten und entsprechende Beleuchtung nicht mehr angebracht ist: den 6. Januar und den 2. Februar. „Die Weihnachtszeit ist im katholisch-liturgischen Verständnis mit dem Fest der Taufe Jesu beendet, also nach Epiphanie (Dreikönig)“, sagt der eigentlich schon in den Ruhestand verabschiedete aber mangels Nachfolger noch kommissarisch weiteramtierende katholische Schorndorfer Dekan Manfred Unsin.

 

Viele Katholiken feiern bis 2. Februar

Zu diesem Zeitpunkt, das war am vorvergangenen Sonntag, werde in den katholischen Kirchen in der Regel die Christbaumbeleuchtung ausgeschaltet. Doch keine Regel ohne Ausnahme: An den Krippen in den Kirchen könne man sich oft noch bis Mariä Lichtmess, also bis zum 2. Februar, erfreuen. Das sei vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil nämlich der „terminus ad quem“ für das Ende der Weihnachtszeit gewesen, so Manfred Unsin.

Daran orientiert sich auch Unsins Glaubensbruder Franz Klappenecker. Während für viele Menschen Weihnachten bereits schlagartig vorbei sei, wenn am 27. Dezember keine Christmas-Popsongs mehr gespielt würden, sei für Katholiken hingegen klar: „Der Christbaum bleibt so lange im Haus, wie es nur geht“, sagt der Pfarrer der Waiblinger Sankt-Antonius-Gemeinde. Für die meisten Katholiken dauere die Weihnachtszeit „mindestens, bis die Sternsinger da waren – oder gar bis zum 2. Februar.“ An diesem Tag werde es dann im Gotteshaus noch einmal festlich, wenn mit brennenden Lichtern in die Kirche eingezogen werde.

Für Dekan Hertneck ist an Dreikönig Schluss

Auch in der evangelischen Kirche gibt es zu den zwei Orientierungspunkten keinen Dissens, lediglich die theologische Deutung ist eine leicht andere. Allerdings räumt der Waiblinger Dekan Timmo Hertneck ein, dass das Weihnachtsfest in der katholischen Kirche durchaus meist etwas länger gefeiert werde. Für ihn persönlich ist mit dem Dreikönigstag der „Erscheinungszyklus abgeschlossen und damit nach zwei Wochen ekstatischem Feiern am 6. Januar Schluss“. Das aber möge natürlich jeder für sich selbst entscheiden, so der Dekan. Er selbst beobachte in der eigenen Familie – „mit einem freudigen Schmunzeln“, wie er sagt – dass seine Schwiegereltern vom Weihnachtsschmuck erst am 2. Februar abließen. „Es gibt keine einheitlichen und deshalb auch keine eindeutigen, für alle zutreffenden Antworten“, sagt Hertnecks Schorndorfer Amtskollegin Juliane Baur. Das aber habe einen großen Vorteil. „Man darf sich immer neu Gedanken darüber machen und mit verschiedenen Möglichkeiten spielen“, so Baur.

Städte haben größtenteils abgehängt

Die meisten Kommunen indes folgen einem eher festen Zeitplan – und haben die städtische Weihnachtsbeleuchtung längst abgehängt. In Backnang beispielsweise haben die Bauhofmitarbeiter da einiges zu tun gehabt: Allein 16 Weihnachtsbäume waren in der Stadt und in den Stadtteilen dekoriert worden. Schon das Schmücken des Prunkstücks am Marktplatz mit 3360 laufenden Metern LED-Lichterketten habe insgesamt neun Tage gedauert, so der Stadtsprecher Hannes Östreich. Inklusive der Giebel- und Straßenilluminationen hätten in der Weihnachtszeit vom 1. Advent an rund 130 000 Lampen geleuchtet – abgeschaltet worden sei alles am 7. Januar.

Möglicherweise haben da auch ökonomische Gründe eine Rolle gespielt, denn Weihnachten ist ein Stromfresser: So verbraucht laut Berechnungen des Ökostromanbieters Lichtblick die Weihnachtsbeleuchtung in Deutschland in dieser Weihnachtssaison rund 600 Millionen Kilowattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von 150 000 Einfamilienhäusern oder umgerechnet etwa 182 Millionen Euro. Immerhin: Weil zunehmend stromsparende LED-Leuchten die herkömmlichen Glühlampen ersetzt hätten, seien die Kosten für die Weihnachtsbeleuchtung im Vergleich zu 2017 um etwa 15 Millionen Euro gesunken.

Orientierung an der Müllabfuhr

Das freilich wird wohl kaum einen privaten Haushalt bewogen haben, die Beleuchtung länger hängen zu lassen. Die Abnahmetermine orientieren sich sicherlich vielfach an den Bräuchen der Kirchen – oder eben der Müllabfuhr. Franz Klappeneckers Beobachtung jedenfalls ist, dass das Einmotten des Weihnachtsschmucks meist mit den jeweiligen Abholterminen der Christbäume einhergeht.

Einen gesetzlichen Zwang zum Entfernen gibt es nicht – wenngleich sich Gerichte umgekehrt schon damit beschäftigt haben, ob das Aufhängen erlaubt ist. Der Tenor etwa eines Urteils des Berliner Landgerichts: Das Anbringen von Weihnachtslichterketten ist eine anerkannte und weit verbreitete Sitte, die dem Mieter nicht generell verboten werden darf.

Bleibt nur noch eine andere – immer wieder nach Weihnachten gern gestellte – Frage: Bis wann darf man ein gutes neues Jahr wünschen? Das möge jeder Mensch halten, wie er es möchte, sagt der Schorndorfer Dekan Unsin. Eine kirchliche Orientierung sei zwar immer die sogenannte Oktav: Also acht Tage nach einem Festereignis könne man dieses noch feiern – aber für diesen Fall hält sich der Gottesmann nicht daran und wünscht auch nach Dreikönig noch gutes Gelingen im bereits fortgeschrittenen Jahr 2019.

Zwei kirchlich relevante Daten

6. Januar
Das volkstümlich als Dreikönigsfest bekannte Epiphaniasfest, feiert die menschliche Erscheinung Gottes in der Person Jesu Christi und dessen Anbetung durch die drei Weisen (Könige). Die Taufe Jesu im Jordan wird von der katholischen Kirche am ersten Sonntag nach Epiphanias gewürdigt.

2. Februar
Die Darstellung des Herrn, seine Präsentation im Tempel, wird am 40. Tag nach Weihnachten gefeiert. Der Name „Mariä Lichtmess“ bezieht sich auf Lichter-Prozessionen und Kerzenweihen an diesem Tag.