Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ist beliebt, sehr sogar. Der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider sieht gute Gründe für die große Popularität des SPD-Politikers.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Es bleibt politisch zwar folgenlos, ist jedoch eine dicke Überraschung: Im Deutschlandtrend von Infratest dimap löst Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit einem Riesensatz die seit zwei Jahren unangefochten führende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Rangliste der beliebtesten Politiker ab.

 

„Außenminister werden immer – außer bei Guido Westerwelle – deutlich positiver bewertet als andere Kabinettsmitglieder“, sagte der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider der StZ. „Sie vertreten Deutschland im Ausland – fast schon präsidial.“ Solange Steinmeier Repräsentant der Partei sei, werde er nur von SPD-Anhängern gut gefunden. „Als Repräsentant von Deutschland hingegen wird er, wenn er nicht viele Fehler macht, auch von anderen positiv bewertet.“ Selbst dem Grünen Joschka Fischer sei es nach einiger Zeit gelungen, sich eine überparteiliche Wahrnehmung zu erarbeiten – sogar der Liberale Klaus Kinkel habe es geschafft, obwohl er zuvor unauffällig agiert habe.

Der Außenminister macht quasi nahtlos weiter

Hinzu kommt: Steinmeier war zu Zeiten der früheren großen Koalition schon einmal Außenminister und bereits populärster Politiker. „Bei der Sicherheitskonferenz hatte man den Eindruck: Er war zwischendrin mal kurz weg und macht jetzt nahtlos weiter“, sagt Brettschneider. Gewohnt souverän bewegt sich der SPD-Mann auf dem internationalen Parkett. Selbst die – rasch wieder abgeschwächten – Sanktionsdrohungen gegen die Ukraine werden ihm nicht angekreidet. „Vertrautheit spielt für die Außenpolitik eine wichtige Rolle“, sagt Brettschneider. Themenkompetenz, Integrität und Verlässlichkeit sowie Führungsstärke seien die wesentlichen Dimensionen zur Beurteilung von Spitzenpolitikern. In allen Punkten stehe Steinmeier gut da – anders als zuvor der FDP-Politiker Westerwelle, der den Ruf der vermeintlichen Unseriösität zu spät abgelegt hätte.

Dass die SPD den falschen Kanzlerkandidaten ausgewählt hätte, glaubt der Wissenschaftler nicht. „Im Wahlkampf hätte Steinmeier den Parteivertreter geben müssen“, sagt er. „Dann wäre er da anders bewertet worden.“ Auch sieht Brettschneider nicht zugleich einen Ansehensverlust für Angela Merkel. „Die beiden Bewertungen müssen zunächst nicht viel miteinander zu tun haben“, sagt er. „Merkel ist nicht massiv abgestürzt.“ Allenfalls werde sie zuletzt stärker durch die parteipolitische Brille gesehen – das Präsidiale und die außenpolitische Komponente stünden nicht mehr so im Vordergrund wie in der Eurokrise. „Merkel hat aber immer noch tolle Werte.“