Christian Dinkelacker will seine Brauerei öffnen – und dabei geht es nicht nur um Bier. Ein Benefizabend befasst sich mit dem Leid und der Hoffnung der Menschen in Syrien.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Als die Brauerei Dinkelacker 1888 ihren Betrieb an der Tübinger Straße gestartet hat, befand sich das Gelände noch außerhalb der Stadt. Die Nähe zur Karlshöhe sei für die Standortwahl wichtig gewesen, sagt Firmenchef Christian Dinkelacker. Seine Vorfahren hätten den nahen Hügel genutzt, um Höhlen zu bohren und darin Bier zu kühlen. Heute ist der Urenkel des Firmengründers stolz darauf, dass er einer der wenigen Brauereien vorsteht, die so heißen wie der Inhaber. Die Stuttgarter Konkurrenz, sagt er spitz bei seiner Begrüßungsrede, sei in Wahrheit von Frankfurt aus bestimmt.

 

Christian Dinkelacker will die Marke „sichtbarer“ in der Stadt machen

Dass an der Tübinger Straße Bier gebraut wird, können die Nachbarn von Zeit zu Zeit riechen. Christian Dinkelacker will die Marke „sichtbarer“ in der Stadt machen – und öffnet deshalb das große Brauereigelände immer wieder für Aktivitäten, die vordergründig gar nichts mit dem Bierbrauen zu tun haben. Nach dem Rave mit 1000 Tänzerinnen und Tänzer am traditionsreichen Firmensitz dreht es sich bei einem Benefizabend nun um Syrien und Hilfe für Kinder.

Tugi war der kleine Bruder von Serdar Vona. Tugi ist an Krebs gestorben. Sein großer Bruder Serdar hat vor wenigen Monaten den Verein Tugi Helps gegründet, der mit seinem immer weiter wachsenden Team Kindern in vielfältiger Weise hilft, ob im Kinderhospiz oder im Olgäle. Der Erlös des Benefizabends bei Dinkelacker/Schwabenbräu geht an Tugi Helps.

Dieser Mann besucht jeden Tag sein Haus in Dschubar – also das, was davon übrig geblieben ist. Foto: Markus Schwarz

Auf dem Gelände der Brauerei stellt der Fotograf Markus Schwarz aus Leinfelden-Echterdingen aus. Er hat seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen mitgebracht, die bei einer Reise mit seiner Frau und einem deutsch-syrischen Freund im zerstörten Syrien nach dem Sturz von Assad entstanden sind. Die Ausstellung trägt den Titel „Syrien. Ein Land in Zwischenzeit. Zerfall, Aufbruch. Erinnerungen“. Zu sehen sind Alltagsszenen in Trümmern, aber auch hoffnungsvolle Blicke in einem vom Leid geplagten Land. Ehrlich und ungeschönt zeigen die Fotografien, wie die Menschen um ihre Heimat kämpfen und an den Aufbruch glauben.

Fotos auf dem Brauereigelände Foto: ubo

Mopedfahrt ist Teil des zurückeroberten Lebens

Mit Herzlichkeit ist Markus Schwarz empfangen worden, berichtet er den Gästen bei der Vernissage. Und sei von den Menschen dort gebeten worden, Deutschland zu zeigen, wie schön Syrien ist. Seine Aufnahme mit dem Titel „Ein Stück Leben“ etwa erklärt, was Freiheit in einem Land bedeutet, das über viele Jahre der Diktatur, dem Krieg und der Unterdrückung ausgesetzt war. Zu sehen ist ein Mann, der auf dem Moped durch die Straßen von Damaskus fährt. Unter Assad war dies verboten – heute ist die Mopedfahrt ein Teil des zurückeroberten Lebens.

Über den Erlös der Spendensammlung sowie des Verkaufs von Bildern freut sich Serdar Vona von Tugi Helps. „Die Bilder von Markus bewegen unsere Herzen“, sagt er. Was zu sehen ist, bereite Schmerzen. „Aber Wegsehen darf keine Option sein“, findet der Vorsitzende des Hilfsvereins und konstatiert eindringlich: „Es liegt an uns, hinzuschauen, hinzufühlen und zu handeln.“