Dank frühlingshafter Temperaturen wurden so viele Tannen wie nie verkauft. Der Erlös der Heimerdinger Christbaumaktion ist rekordverdächtig.

Ditzingen - Sonja und Manfred Kelemen stellen sich vor Steffen Frank in Positur, jeder von ihnen hält einen Tannenbaum hoch: „Was sollen die kosten?“, wollen sie wissen. „Wir schmücken den Baum mit Naturkerzen, welcher ist dafür besser geeignet? “ Der Revierförster Frank ist der Initiator und die gute Seele des Christbaumverkaufs in Heimerdingen. Seit er sie 1994 ins Leben gerufen hat, besteht seine Aufgabe an den Samstagen vor dem vierten Advent darin, mit den Besuchern – die meisten kommen jedes Jahr – zu reden oder sie beim Baumkauf zu beraten.

 

Die Kundschaft habe sich von Anfang an um die Fichten, Blau- oder Nordmanntannen aus dem Ditzinger Forst gerissen. Den meisten ist wichtig, dass ihr Weihnachtsbaum nicht schon vor Wochen irgendwo in meilenweiter Ferne geschlagen worden ist. „Aber so wie in diesem Jahr sind die Leute noch nie geströmt“, sagt Frank. Verursacht habe das eindeutig das frühlingshafte Wetter. Bei gefühlten 16 Grad Celsius im Sonnenschein habe er sich den Scherz erlaubt, am Eingang zum Heimerdinger Bauhof einen gelben Sonnenschirm aufzustellen, sagt Frank. „Auch dass ich hier nur im Hemd herumstehe, hat es bei unserer Aktion noch nicht gegeben.“

Es sollen keine geschlagenen Bäume übrig bleiben

Als sich kurz nach Mittag der Vorrat an 550 Bäumen bereits stark gelichtet hat – der Verkauf hatte um 11 Uhr begonnen und sollte bis 16 Uhr dauern – bricht noch einmal ein Trupp von Forstmitarbeitern um Bernhard Arzt auf, um im nahen Wald weitere Tannen zu schlagen. Sie wollen noch 100 Bäume holen, doch Steffen Frank mäßigt: „Holt nur 80“, sagt er, „und nehmt eher die kleineren.“ Er möchte vermeiden, dass geschlagene Bäume übrig bleiben. „Naja, am Ende fahren wir sowieso meistens mit den späten Besuchern noch einmal direkt in den Wald“, sagt Arzt. „Wer nichts gefunden hat, kann vor Ort sagen, welchen Baum er möchte.“

In diesem Jahr haben sieben Forstmitarbeiter und 20 Helfer für die Aktion gearbeitet – alle ehrenamtlich. „Da sind auch unsere Kinder dabei, und dann wollen deren Freunde auch mitmachen“, sagt Arzt. Schließlich gehe es bei der Aktion auch ums Miteinander. Oder wie es der Revierförster Frank sagt: „Unser Verkauf ist zu einem Fixpunkt in einer immer irreren Welt geworden.“ 2015 soll der Erlös der Aktion komplett dem Kinderhospiz in Stuttgart zugute kommen. Dessen Projektleiterin Elvira Pfleiderer war erstmals in Heimerdingen dabei. Und sie war sehr angetan von der Stadtfeststimmung auf dem Bauhof. Sie nutzte die Chance, um dort auch gleich ihren privaten Christbaum zu kaufen.

Ein kleiner Betrag wird für die Nachpflanzung abgezweigt

Von den Einnahmen werde nur ein kleiner Betrag für die Nachpflanzung der Bäume abgezweigt, sagt Frank. Alles übrige ist für den guten Zweck. „Das werden in diesem Jahr sicher 10 000 Euro sein“, meint er.

Herr und Frau Kelemen konnten sich dann doch nicht entscheiden: sie kauften beide Tannen. „Wir werden schon einen Platz finden“, meinte der Mann. „Wir werden diesmal wohl zwei Bäume im Wohnzimmer aufstellen“, meinte seine Frau.