Dem Rotary Club Stuttgart Fernsehturm kommt hier eine wichtige Rolle zu?
Heger: Wir engagieren uns für Projekte, die Brücken bauen zwischen Musik und Wirtschaft, schaffen die Verbindung zu weiteren Sponsoren und organisieren die Veranstaltung. Ohne die Unterstützung vom Mercedes-Benz-Museum könnten wir uns eine Location wie diese nicht leisten. Wir wollen ja Geld einspielen. Der Erlös, seit 2010 immerhin 90 000 Euro, kommt zu 40 Prozent der Stiftung Stuttgarter Musikschule und zu 60 Prozent der Stuttgarter Rotary-Stiftun g zugute. Unser Club unterstützt damit beispielsweise auch die Vesperkirche.
Wie wichtig ist es, ein Instrument zu spielen?
Dolge: Musik, Kultur generell, gehört zur ganzheitlichen und humanistischen Bildung. Wer die Faszination des aktiven Musizierens anhand eines Instruments oder der Stimme erlebt, lernt zum Beispiel, anders und genauer zuzuhören, nicht nur der Musik, sondern auch seinen Mitmenschen.
Wie wirkt sich Musizieren auf das Gehirn und die Denkfähigkeit aus?
Dolge: Musizieren macht de facto nicht klüger, aber es erleichtert das Lernen enorm. Und es bildet die sogenannten Schlüsselqualifikationen wie Konzentrationsfähigkeit, soziales Verhalten oder Disziplin aus, die für den Erfolg in allen Berufen wichtig sind.
Wann soll die musikalische Erziehung einsetzen?
Dolge: Wir fangen bei den Babys an und hören bei den Senioren nicht auf. Dieses Konzert am 28. November ist eingebettet in das 9. Stuttgarter Musikfest für Kinder und Jugendliche unter dem Motto „Du gehörst dazu!“ Rund um das Schwerpunktthema Inklusion soll die Teilhabe an der Musik für alle und barrierefrei möglich sein. Wir verstehen Inklusion unabhängig von körperli-chen Einschränkungen, der Herkunft, des Alters oder der Bildung. Auf das Eröff-nungskonzert am 27. November um 16 Uhr im Hegelsaal folgen 60 Veranstaltungen an 15 Tagen.
Wie erreichen Sie die Menschen?
Dolge: Vor allem durch Kooperation mit Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen, um Kinder zu erreichen, die von sich aus nicht den Weg zu uns in die Musikschulen finden würden. Gerade testen wir an einem Pilotprojekt mit einem Seniorenheim, was Musik bei älteren Menschen bewirken kann.
Wie viele Schüler und Erwachsene betreut die Stuttgarter Musikschule?
Dolge: Derzeit mehr als 10 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der musikalischen Breiten-, Sonder-und Spitzenförde-rung. 190 Lehrkräfte unterrichten 30 ver-schiedene Instrumental- und 36 Orchester-, Ensemble- und Ergänzungsfächer wie Mu-siktheorie.
Reicht das Budget aus?
Dolge: Die Stuttgarter Musikschule ist eine städtische Einrichtung mit einem Budget von sieben Millionen Euro. Wir sind auf 14 Standorte in den Stadtteilen verteilt, aber wir wollen noch wachsen, denn musikali-sche Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe.
Was wird mit dem Erlös aus dem Benefizkonzert finanziert?
Dolge: Alle Fördermaßnahmen, die mit dem eigenen Budget nicht zu leisten sind.
Bei diesem Konzert spielen zwölf Preisträger aus Wettbewerben im Alter von 10 bis17 Jahren Werke unter anderen von Mozart, Sarasate und Dvorák. Die Stuttgarter Musikschule ist bei diesen Wettbewerben besonders erfolgreich.
Dolge: Richtig, zehn Prozent der Preisträger aus Baden-Württemberg im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ stammen aus der Stuttgarter Musikschule. Auch dank engagierter Pädagogen unseres Teams, die Motivation und Passion der Schüler wecken und fördern. Viele der Preisträger sind auch in anderen Fächern Spitzenschüler. Der 15-jährige Magnus Kuhn beispielsweise hat schon das Abitur und jetzt ein Mathematik-studium begonnen. Denn Musik kehrt das Innerste eines Menschen nach außen. Ich sage immer: Musik dient auch dem emotionalen Haushaltsausgleich.
Das Benefizkonzert der Stuttgarter Musikschule findet am Montag, 28. November, um 19 Uhr im Mercedes-Benz-Museum, Mercedesstraße 100, 70372 Stuttgart, statt. Achtung, am gleichen Abend spielt der VfB in der Mercedes-Benz-Arena daneben. Karten zu bestellen unter E-Mail fernsehturm@rotary1830.org, Erwachsene 25 Euro, Kinder 10 Euro.